«Wann hört dieser Irrweg auf?»
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Zürcher Demo mit «Stargästen»:Polizei musste 70 Corona-Skeptiker wegweisen

«Um eine Zeile verrutscht»
Rima entschuldigt sich für Falschaussage über Corona-Tote

Am Samstag demonstrierten wieder Schweizer Corona-Skeptiker in Zürich. Als Stars traten die Komiker Marco Rima und Andreas Thiel auf.
Publiziert: 19.09.2020 um 13:06 Uhr
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Aktualisiert: 29.10.2020 um 18:21 Uhr

Nur noch 500 Skeptiker

Es sollte ein «historischer Tag des Widerstands» werden. Das kündigten die Corona-Skeptiker an, die am Samstag in Zürich demonstrieren wollten.

Schon zu Beginn der Kundgebung auf dem Turbinenplatz wurde jedoch klar: Der erhoffte Massenauflauf bleibt aus. Knapp 500 Menschen versammelten sich am frühen Nachmittag – deutlich weniger als bei der letzten Demo vor zwei Wochen.

Die Parolen hingegen ­waren dieselben: «Corona ist eine Lüge», die PCR-Tests «der grösste Betrug in der Geschichte» und es ­gelte eine «Diktatur unter dem Deckmantel der Pandemie» zu verhindern.

Die Corona-Demo verläuft bislang friedlich.
Foto: zVg
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Marco Rima fürchtet eine Diktatur

Nicht mal der Stargast des Tages vermochte die Menschen zu mobilisieren: Comedian Marco Rima (59). «Befreit euch von den Fesseln der Panik», rief er von der Bühne. Sein ­Fazit: «Wir gehen in eine Richtung, die diktatorische Züge annimmt.»

Der Komiker hatte sich schon länger als Corona-Skeptiker geoutet. In Facebook-Videos, aufgenommen mitten in der Nacht, gab er wiederholt seine ­unterkomplexe Weltsicht zum Besten.

So schlug er etwa vor, einfach mal eine Woche lang nicht mehr zu testen und auch keine Nachrichten zu hören. Doch stattdessen teste man immer weiter, denn die Politiker bräuchten die Fallzahlen, «um ihr Programm durchzubringen».

Komiker in zwielichtiger Gesellschaft

Neben Rima traten knapp ein Dutzend weitere Redner auf, darunter Komiker Andreas Thiel (49), der das Bundesamt für Gesundheit als Behörde bezeichnete, die «ganz nach dem Stasi-Handbuch» agiere. Und die Reichsbürger-Sympathisantin Melanie Kolic (29), die Kontakte zum deutschen Holocaust-Leugner Nikolai Nerling (40) alias Der Volkslehrer pflegt.

Die Organisatoren waren bemüht, den Anschein zu erwecken, dass an diesem Samstag nur harmlose kritische Bürger auf der Strasse sind, die nichts weiter wollen als eine sachliche Debatte über den Umgang mit dem Virus.

Zweifelsohne waren auch solche unter den Teilnehmern. Fakt aber ist: Ein Grossteil der Drahtzieher der Demo stammt aus der Szene der radikalen Verschwörungsideologen.

Satanistische Eliten und versklavte Kinder

So etwa die Organisation «Befreit die Kinder», eine Gruppe aus dem Umkreis der rechten QAnon-Bewegung, die glaubt, dass satanistische Eliten im Untergrund Kinder misshandeln. Das FBI stuft QAnon als Terrorgefahr ein.

Massgeblich an der Organisation beteiligt war auch Daniel Regli. Der Abtreibungsgegner sorgte 2017 im Zürcher Stadtparlament mit homophoben Äusserungen für einen Eklat.

Immerhin: Die Demo blieb abgesehen von einigen Pöbeleien gegen Polizisten friedlich. Weil sich die Teilnehmer weigerten, Masken zu tragen, wiesen die Beamten 70 Leute weg. Zwei wurden verhaftet.

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