Mangelware Masken
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Mundschutz schwer gesucht:Mangelware Masken

Zu wenige Notvorräte, zu wenige Produktionskapazitäten, zu wenig Nachschub
Mangelware Masken

Während Österreich eine Mundschutzpflicht in Supermärkten einführt, wartet die Schweiz weiter ab. Offiziell, weil die Wirkung der Masken nicht erwiesen ist. Wohl aber viel mehr, da eine Ausgabe an breite Bevölkerungsschichten sich nicht bewältigen lässt.
Publiziert: 30.03.2020 um 23:55 Uhr
|
Aktualisiert: 15.01.2021 um 07:30 Uhr
Marco Latzer

Wer in Österreich ab morgen Lebensmittel einkaufen möchte, muss im Supermarkt eine Maske tragen. «Je weniger geniest und gehustet wird, desto geringer ist die Gefahr. Hier hilft jede Form der Mundbedeckung», erklärt Bundeskanzler Sebastian Kurz (33) die durch seine Regierung beschlossene Mundschutzpflicht.

In der Schweiz lässt eine solche Massnahme für das Erledigen von Einkäufen zumindest vorerst auf sich warten. Die IG Detailhandel, die grosse Ladenketten wie Migros, Coop und Denner vertritt, spielt den Ball weiter zum Bundesamt für Gesundheit (BAG). Sollte dieses das Tragen von Masken anordnen, werde das selbstverständlich auch umgesetzt. Vorher nicht.

Eine Übernahme der österreichischen Mundschutzpflicht deutet sich aber nicht an. «Diese Massnahme ist in der Schweiz im Moment nicht vorgesehen», sagt Daniel Koch (64), Leiter der Abteilung übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). Überhaupt hüte er sich davor, die Massnahmen in anderen Ländern in Bezug auf deren Qualität zu kommentieren.

Setzt auf Schutzmasken: Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz (33) verordnete in unserem Nachbarland eine landesweite Maskenpflicht für Einkäufe in Supermärkten.
Foto: imago images/photonews.at
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Laut BAG fehlen Beweise zur Wirkung von Masken

Kochs Ansage: «Nach wie vor gibt es keine gesicherte Evidenz, dass das Maskentragen in der Öffentlichkeit einen grösseren Schutzfaktor darstellt!» Wichtiger sei deshalb, dass die Bevölkerung die anderen Massnahmen, also etwa Social Distancing, deren Wirkung unbestritten sei, konsequent umsetze.

Das BAG vollzieht damit zumindest gegen aussen eine Kehrtwende. Noch im Pandemieplan 2018 mass der Bund dem Tragen von Hygienemasken grosse Wichtigkeit zu. Studien hätten gezeigt, heisst es im Dokument, dass Masken «einen gewissen Schutzeffekt» brächten. O-Ton: «Auch aus der Erfahrung mit Sars im Jahre 2003 und mit einem Influenzaausbruch am Genfer Universitätsspital 2012 ergeben sich Hinweise, wonach die Übertragung von Viren durch Hygienemasken eingeschränkt werden kann.»

Der Pandemieplan 2018 fordert deshalb die Spitäler auf, Maskenvorräte von viereinhalb Monaten anzulegen. An die Schweizer Bevölkerung ergeht der Ratschlag, ebenfalls 50 Hygienemasken pro Person im eigenen Notvorrat einzubunkern. Zwar sei die Begeisterung für das Tragen von Masken gering. Aber: «Dies kann sich jedoch unter anderen Voraussetzungen (zunehmende Bedrohungslage, Einsatz von Hygienemasken im nahen Ausland) schnell ändern.»

Ausreichende Vorräte – aber nur für Mediziner

Die BAG-Planung von damals macht den grossflächigen Einsatz von Hygienemasken allerdings von verschiedenen Faktoren – darunter auch der Verfügbarkeit – abhängig. Und genau in diesem Punkt hapert es. «Es gibt im Moment genügend Masken in der Schweiz», betont Daniel Koch zwar stets. Nicht aber für die allgemeine Bevölkerung wohlgemerkt, sondern, um medizinisches Fachpersonal ausreichend zu versorgen.

Der Bund verfügt gemäss eigenen Angaben in seinen eigenen Lagern lediglich über rund 17 Millionen Schutzmasken. Das Anlegen weiterer Bestände steht zwar nebst Medikamenten auf der «Einkaufsliste» des BAG ganz weit oben, doch zuletzt blieben Einfuhren von medizinischen Gütern vermehrt an den Landesgrenzen hängen.

Auch in Österreich sorgt die neue Regelung für Kopfzerbrechen: Der Geschäftsführer des Handelsverbandes schätzt den täglichen Bedarf unserer Nachbarn auf vier Millionen Stück – bei einmaliger Verwendung! Eine flächendeckende Versorgung könne sicherlich zu Beginn noch nicht gewährleistet werden.

Zu geringe Kapazitäten in der Schweiz

Auch in der Schweiz beginnen immer mehr Private, eigene Do-it-yourself-Masken zu nähen. Laut gängiger Expertenmeinungen ist jedes Mittel recht, um die Risiken einer Tröpfcheninfektion zu reduzieren.

Die Industrie möchte ebenfalls nachziehen: In Flawil SG soll Mitte April die Firma Flawa Solutions als erster Schutzmaskenhersteller der Schweiz die Produktion aufnehmen. Die geplante Kapazität von 64 000 Exemplaren pro Tag zeigt aber eindrücklich, dass es sich hier bloss um einen Tropfen auf den heissen Stein handelt.

Anders als in asiatischen Ländern (wie etwa Südkorea) kann kollektives Mundschutztragen in der Schweiz daher keine Option sein, um die Verbreitung des Virus einzudämmen und dem wirtschaftlich verheerenden Lockdown schneller zu entgehen. Andere Massnahmen werden es wohl richten müssen.

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Schutz gegen Coronavirus

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
  • Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

Informiert bleiben

  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch

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  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

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  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
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  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

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