Chef sauer auf Stadt Zug
Parkplätze fehlen – Metzgerei schliesst nach 160 Jahren

Metzger Christian Rogenmoser (42) macht sein Traditionshaus zu. Er stösst sich daran, dass die Stadt Zug immer mehr Parkplätze im Freien aufgehoben hat. Die Verkehrspolitik gibt zu reden.
Publiziert: 08.02.2019 um 12:18 Uhr
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Aktualisiert: 08.02.2019 um 12:44 Uhr
Anian Heierli

In Zug stirbt ein Stück Stadtgeschichte. Seit 160 Jahren gibt es die Metzgerei am Kolinplatz beim Zytturm. Doch nun schliesst das Traditionshaus. Am Samstag gehen ein letztes Mal Fleischwaren über die Ladentheke. Metzgermeister Christian Rogenmoser (42) ist traurig. «Klar, es schmerzt», sagt er. «Doch die Zahlen wurden zunehmend schlechter.» Als Geschäftsmann müsse er den Betrieb einstellen.

Für den Metzger ist klar: «Die Stadt trägt daran ihre Mitschuld.» Er erklärt: «Die Parkplatzsituation ist ein Desaster. Parkplätze im Freien werden zunehmend gestrichen und teurer, weshalb wichtige Kunden fehlen.» Im Gegenzug baute die Stadt neue Parkhäuser. Diese Strategie hält der Metzger aber für falsch. Er erklärt: «Kaum jemand stellt sein Auto in ein Parkhaus, läuft 10 Minuten in die Altstadt, kauft Aufschnitt oder Hackfleisch und geht dann wieder zurück.»

Postplatz brachte das Fass zum Überlaufen

Zuletzt verschwanden Ende 2018 Parkmöglichkeiten auf dem Postplatz. Wo vorher die Autos standen, gibt es heute eine Begegnungszone mit «Bänkli». «Solche Aktionen sind gewerbeunfreundlich», sagt Rogenmoser. «Die Post ist weggefallen, die Stadtverwaltung zieht um, und das Leben in der Altstadt verschwindet immer mehr.»

Nach 160 Jahren schliesst die letzte Metzgerei der Zuger Altstadt. Chef Christian Rogenmoser (42) sagt: «Es gibt keine Parkplätze mehr.»
Foto: Anian Heierli
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Dem Metzgermeister ist bewusst, dass sich auch das Konsumverhalten der Leute ändert: «Einkaufsgewohnheiten sind anders. Extra zum Metzger gehen nur wenige.» Doch mit solchen Situationen kann er umgehen. Er führt in Baar ZG und Küssnacht SZ zwei weitere Metzgereien, die umsatzmässig gut laufen. «Dort sind die Parkplätze direkt beim Geschäft», sagt er.

Insgesamt beschäftigt er 27 Mitarbeiter. Wegen der Schliessung in Zug verlieren nun ein Metzger und eine Verkäuferin ihre Stellen. «Das schmerzt mich besonders», so ihr Chef. Die anderen im Team kann er in der Filiale in Baar weiter beschäftigen. 

BLICK hat sich in der Altstadt umgehört. Der Tenor ist eindeutig: «Es werden zu viele Parkplätze auf öffentlichem Grund gestrichen.» Vor allem für die neue Begegnungszone auf dem Postplatz fehlt jegliches Verständnis.

Stadtverwaltung kontert und vereint Zusammenhang mit Parksituation

Auf Anfrage kontert die Stadtverwaltung die Vorwürfe: «Die Situation fürs Gewerbe sei von verschiedenen Faktoren abhängig.» Einen direkten Zusammenhang mit der Parkplatzsituation bestätigt das Departement Soziales, Umwelt, Sicherheit (SUS) nicht. «Die Anzahl der Parkmöglichkeiten in unmittelbarer Altstadt- und Zentrumsnähe hat nicht abgenommen.»

Tatsächlich, per Saldo gibt es heute in Wegdistanz zur Altstadt mehr Parkplätze als vor zehn Jahren, jedoch mit der Entwicklung hin zu Parkhäusern. Im gesamten Stadtgebiet wurden rund 70 Parkplätze auf öffentlichem Grund gestrichen. 18 davon jüngst auf dem Postplatz. Preise für Kurzparker sind parallel dazu gestiegen. In Zentrumsnähe von 50 Rappen oder einem Franken auf zwei Franken pro Stunde.

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