Wut über Abzockerei gipfelt in Schlägerei
Urner Güggeli-König lässt Schenkkreis auffliegen

Werner W.* (67) hat den Urner Güggeli-König Hans Imholz (59) um Zehntausende Franken betrogen. Diesem platzte am Montag der Kragen: Imholz verpasste dem Betrüger einen Satz warme Ohren. Und nun deckt er den Schenkkreis von Werner W. auf.
Publiziert: 11.08.2017 um 09:28 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:55 Uhr
Anian Heierli

Hans Imholz (59) ist wegen seiner Pouletburg in Attinghausen UR weit herum als Güggeli-König bekannt. Ein Mann der Tat. Doch nun wurde der Urner Geschäftsmann von Finanzberater Werner W.* (67) abgezockt. Der Streit endete am Montag in einer Schlägerei in Altdorf. «Er betrog mich um mehrere Zehntausend Franken», sagt Imholz zu BLICK. Doch was ihn noch viel wütender macht: «Werner W. gab mich bei seinen fiesen Geschäften als Referenz an.»

«Ich drückte den Finger auf den Tür-Spion»

Als Imholz davon erfährt, platzt ihm der Kragen. Weil W. nie ans Telefon ging, stellte er ihn in seinem Büro in Altdorf zur Rede: «Er wusste, dass ich wütend war. Also drückte ich den Finger auf den Spion.» Die Taktik hat Erfolg. Werner W. und seine Frau öffnen die Türe. Der Güggeli-König verliert die Kontrolle: «Ja, ich habe Werner W. eine gewischt», sagt er zu BLICK. «Seine Frau erschrak, rannte davon, stolperte und brach sich das Wadenbein.» Die Ambulanz fuhr sie ins Spital. Gegen Imholz läuft nun eine Anzeige wegen Körperverletzung.

Dass er Werner W. «päckelte», tut ihm nicht leid. Im Gegenteil: «Er hat es verdient.» Denn: Werner W. soll mehrere Urner eiskalt abgezockt haben, über Jahre, mit einem perfiden Schenkkreis.

Der Urner Güggeli-König Hans Imholz (59) ist sauer: «Werner W. betrog mich um mehrere Zehntausend Franken.»
Foto: Anian Heierli
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Werner W. versprach hohe Gewinne

Laut Imholz verlangte Werner W. von seinen Opfern meist 15’000 Franken als erste Zahlung. Er versprach einen Gewinn von rund 60'000 Franken, wenn man zwei neue Leute dazuhole. Güggeli-König Imholz dazu: «Ich kenne mehr als zehn Betroffene, denen er alleine rund 350'000 Franken schuldet. Aber niemanden, der sein Geld je wieder sah.»

Weil Werner W. den Urner Güggeli-König als Referenz angab, meldeten sich Leute bei ihm und wollten ihr Geld zurück. «Ich habe denen gesagt, dass auch ich auf seine Tricks reingefallen bin», so Imholz. Er erklärt warum: «Werner W. trat seriös auf. Er zeigte seinen Opfern Dokumente mit dem Logo der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht.» Für den Güggeli-König ist klar: «Werner W. gehört hinter Gitter.» Er nimmt sich nun einen Anwalt und geht gegen den Betrüger vor: «Ich mache Anzeige. Andere Betroffene sollen sich bei mir melden, wir regeln das!»

Altdorfer Wirt wartet auf sein Erspartes

Von denen gibt es viele. Auch der Wirt vom Hotel Reiser in Altdorf gab Werner W. sein Erspartes: «Werner W. schuldet mir Geld im fünfstelligen Bereich», sagt er zu BLICK. Auch ihm erzählte W., dass Hans Imholz von der Pouletburg mitmache.

Die Kantonspolizei Uri bestätigt die Auseinandersetzung vom Montag: «Wir befinden uns in einem Ermittlungsverfahren», sagt Sprecher Gustav Planzer. «Die Hintergründe sind noch nicht bekannt.» Der dubiose Schenkkreis ist bei den Ermittlern schon Thema: «Vor kurzem erhielt die Kantonspolizei einen Hinweis auf mögliche strafbare Handlungen gegen das Vermögen.» 

Werner W. reagierte gestern nicht auf BLICK-Anfragen. Weder am Telefon, via SMS, noch in seinem Büro in Altdorf oder der Wohnadresse im Tessin.

*Name d. Red. bekannt

Was ist ein Schenkkreis?

Das Prinzip eines Schenkkreises ist simpel – trotzdem fallen immer wieder Leute darauf rein. Es handelt sich dabei um ein einfaches Schneeballsystem: Am Anfang steht eine Person, die sich von beispielsweise fünf weiteren Personen «beschenken» lässt.

Diese tun das in der Hoffnung, später jeweils von fünf neuen Mitgliedern ebenfalls beschenkt zu werden – und abzusahnen. Der Haken: Das System funktioniert nur, solange immer neue Personen in den Schenkkreis eintreten. Und mit jeder neuen Hierarchiestufe müssen massiv mehr Leute dazukommen, als bei der letzten.

Resultat. Nach nur wenigen Stufen kollabiert das System. Wer nicht zu den ersten Teilnehmern gehört, verliert alles. Das Gründen eines Schenkkreises und das Anwerben von Neumitgliedern ist in der Schweiz verboten.

Das Prinzip eines Schenkkreises ist simpel – trotzdem fallen immer wieder Leute darauf rein. Es handelt sich dabei um ein einfaches Schneeballsystem: Am Anfang steht eine Person, die sich von beispielsweise fünf weiteren Personen «beschenken» lässt.

Diese tun das in der Hoffnung, später jeweils von fünf neuen Mitgliedern ebenfalls beschenkt zu werden – und abzusahnen. Der Haken: Das System funktioniert nur, solange immer neue Personen in den Schenkkreis eintreten. Und mit jeder neuen Hierarchiestufe müssen massiv mehr Leute dazukommen, als bei der letzten.

Resultat. Nach nur wenigen Stufen kollabiert das System. Wer nicht zu den ersten Teilnehmern gehört, verliert alles. Das Gründen eines Schenkkreises und das Anwerben von Neumitgliedern ist in der Schweiz verboten.

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