Statt im Knast mit Neffen in Badi
Verurteilter Pädo-Priester bewegt sich frei in Fully VS

Ein Walliser Priester missbrauchte einen neunjährigen Buben und wurde dafür in Belgien verurteilt. Statt die Strafe zu verbüssen, setzte er sich in die Schweiz ab. In Fully VS lebt er unbehelligt und treibt sich offenbar auch im lokalen Schwimmbad herum.
Publiziert: 13.06.2020 um 10:04 Uhr

Frédéric A.* gehörte der erzkonservativen katholischen Priesterbruderschaft St. Pius X. an. In den Jahren 2010 und 2011 missbrauchte der Geistliche in einem Internat der Piusbruderschaft in Belgien einen neunjährigen Buben sexuell. Für die Straftat wurde er 2017 von einem belgischen Gericht verurteilt.

Drei insgesamt fünfjährige Strafen sollte der Pädo-Priester im Gefängnis absitzen. A. akzeptierte das Urteil, stellte jedoch einen Antrag auf Verbüssung der Strafe im Wallis. Wie die Zeitung «Le Nouvelliste» jetzt schreibt, wanderte der Pädo-Priester jedoch nie hinter Gitter. Nach der Urteilsverkündung in Belgien wurde er den Informationen zufolge nicht verhaftet und konnte sich in die Schweiz absetzen.

Belgier liessen Walliser im Dunkeln

In seinem Heimatdorf Fully VS lebt der verurteilte Sexverbrecher von der Strafverfolgung unbehelligt, wie die US-Organisation Church Militant aufdeckt. Er gehe dort sogar mit seinen Neffen ins lokale Schwimmbad.

In Belgien verurteilt, aber trotzdem auf freiem Fuss: Frédéric A., Pädo-Priester aus Fully VS.
Foto: Church Militant
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Die belgischen Behörden leiteten den Fall offenbar nicht an die Schweizer weiter. Der Chef der Walliser Vollzugsbehörde sagt zu «Le Nouvelliste»: «Es liegt kein Antrag auf eine Überweisung vor, so dass er die Strafe bei uns verbüssen kann.» In Brüssel heisst es bei der Vizepräsidentin des erstinstanzlichen Gerichts, man habe keine Informationen über den Fall, weil die Strafe nicht in Belgien verbüsst werde.

Die Gemeinde will sich aus Datenschutzgründen nicht dazu äussern, ob der Pädo-Priester dort seinen Wohnsitz hat.

Kam es auch im Wallis zu einem Übergriff?

Laut Church Militant soll Frédéric A. auch im Wallis ein Kind missbraucht haben. Die Organisation zeigt auf ihrer Webseite ein Video, in welchem die Eltern dieses anderen Kindes schwere Vorwürfe erheben. Der Übergriff passierte den Informationen zufolge 2005 nach einem Ferienlager für Kinder im Wallis.

Der Generalsekretär der Piusbruderschaft, Abt Christian Thouvenot, erklärt, seit 2006 würden alle Mitglieder, die rechtskräftig verurteilt seien, aus der Bruderschaft ausgeschlossen. Das sei auch im Fall von Frédéric A. geschehen. Die Piusbruderschaft habe jeglichen Kontakt zu dem Mann eingestellt. «Er hat nicht nur das Vertrauen der Familien verraten, sondern auch dasjenige seiner Oberen und der Gemeinschaft, zu der er gehörte.» (noo)

*Name geändert

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