Foto: Peter Gerber

Nach Rigozzis Boykott-Aufruf besucht BLICK die verzweifelte Walliser Beizerin
«Mein Lebenswerk wird zerstört»

Nach der Instagram-Attacke von Ex-Miss-Schweiz Christa Rigozzi geht für Alpenrosen-Wirtin Dubravka Gluscevic eine Welt zu Bruch. Sie sieht ihr Lebenswerk in Gefahr. Die Tochter mischt sich ein, Rigozzi faucht zurück.
Publiziert: 02.01.2020 um 23:16 Uhr
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Aktualisiert: 03.01.2020 um 15:15 Uhr
Fabian Vogt und Flavia Schlittler

Dubravka Gluscevic (55) steht vor ihrem Restaurant, versucht, die Tränen zurückzuhalten. Vergeblich. «Mein Lebenswerk wird gerade zerstört», sagt die gebürtige Kroatin, als BLICK sie in Leukerbad VS besucht.

Vor zwölf Jahren hat sich Gluscevic hier einen Traum erfüllt und sich von ihren gesamten Ersparnissen die Beiz Alpenrose gekauft. Seither schuftet sie dort, wo andere Ferien machen. Morgens arbeitet sie in der Bäckerei ihres Schwagers, am Nachmittag kümmert sie sich um das Restaurant. Putzt die Fenster, reinigt Böden und Tische, kocht Rösti und Walliser Steak. Hilfe hat sie nur im Service. «Ich arbeite 17 Stunden pro Tag», sagt Gluscevic. Dass sie kaum je frei hat, stört sie nicht. «Ich lebte meinen Traum.» Bis Christa Rigozzi (36) in ihr Leben trat.

«Meidet das Alpenrose in Leukerbad»

Die ehemalige Miss Schweiz und TV-Moderatorin hat Ende Dezember Lust auf einen Gaumenschmaus. Reserviert online für sich und sechs weitere Personen in der Alpenrose zum Znacht. Auch die Zwillinge Zoe und Alissa (3) sind dabei. Rigozzi ruft kurz davor im Restaurant an, fragt nach Babystühlen. Und erfährt, dass auf ihren Namen keine Reservation getätigt wurde. Die Tessinerin wird fuchsteufelswild. Lässt auf Instagram ihrem Frust freien Lauf. Versucht, einen Shitstorm loszutreten. Sie veröffentlicht eine Kopie der vermeintlichen Reservationsbestätigung. Samt Adresse, Telefonnummer und E-Mail-Adresse des Restaurants. Ihren über 40'000 Followern rät sie: «Meidet das ‹Alpenrose› in Leukerbad.» Ein Internet-Pranger par excellence!

Wirtin Dubravka Gluscevic in ihrer Beiz Alperose in Leukerbad VS.
Foto: Peter Gerber
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Dubravka Gluscevic begreift nicht, was mit ihr geschieht. Sie nehme online gar keine Reservationen entgegen, sie besitze ja nicht einmal eine Webseite. «Frau Rigozzi zeigte mir die Reservationsbestätigung für sieben Personen, doch ich habe nie eine Anfrage bestätigt», sagt Gluscevic zu BLICK. «Ich habe ihr deshalb freundlich gesagt, dass wir keine Reservation auf ihren Namen hätten und ich nun wieder in die Küche müsse, weil das Restaurant voll sei.»

«Ich weiss nicht, ob ich noch einmal aufmache»

Was war passiert? Gluscevic hat beim Onlinetelefonbuch local.ch einen Dienst abonniert, der nebst Telefonnummer auch Buchungen übernimmt. Gast und Gastgeber erhalten eine Bestätigung per E-Mail. Die Wirtin weiss aber nichts von diesem Buchungstool. Sie abonnierte den Dienst offensichtlich, ohne zu wissen, worum es geht. E-Mails liest sie kaum je.

Eigentlich ist alles nur ein Missverständnis. Doch während Rigozzi die Ferien mit ihrer Familie weiterhin geniessen kann, geht das Leben von Gluscevic in die andere Richtung. Sie verkraftet die plötzliche Aufmerksamkeit nicht. Am Montag schliesst sie das Restaurant früher, schmeisst 30 Gäste raus. Als BLICK sie am nächsten Tag besucht, sagt sie: «Ich bin mit den Nerven am Ende. Ich weiss nicht, ob ich überhaupt noch einmal aufmache.» Ihr Traum habe sich in einen Albtraum verwandelt.

Tochter wehrt sich, Rigozzi schlägt zurück

«Es zerbricht mir das Herz, was diese Frau meiner Mutter antut», sagt ihre Tochter Antonella Kovac (27). Rigozzi sei sich wohl nicht im Klaren darüber, dass sie mit ihren Äusserungen eine Existenz kaputt machen kann, welche sich jemand mühselig aufgebaut hat. «Aber so etwas kennt sie ja anscheinend nicht», sagt die Tochter.

Und Rigozzi? Die schlägt gegen die Alpenrose-Wirtin zurück: «Sie hat mich von Anfang an angegriffen, gesagt, dass sie mir nie eine Bestätigung geschickt habe. Ich habe sie dann ruhig gefragt, was wir denn nun machen. Sie hat geschrien, das sei mein Problem und das Telefon aufgehängt, ohne sich zu verabschieden», sagt die Ex-Miss-Schweiz gegenüber BLICK.

Darum ist für sie klar: «Sie müsste sich bei mir entschuldigen, sicher nicht ich mich bei ihr. Sie war so aggressiv und war nicht im Recht.» Zudem hätten sich bei ihr etliche Leute gemeldet, die mit der Wirtin die gleichen Erfahrungen bei Online- oder sogar telefonischen Reservationen gemacht hätten. «Die Frau kann einfach ihren Job nicht machen», so Rigozzi. Sorgen, dass ihr Boykott-Aufruf schlecht für ihr Image sei, macht sie sich nicht: «Wenn dies einen Imageschaden gibt, sicher nicht für mich, sondern für das Restaurant.»

Riesige Solidaritätswelle für die Wirtin

Doch da irrt sich Rigozzi. Vor ihrer Instagram-Attacke waren kaum Bewertungen zur Alpenrose zu finden. Seither gibt es sie hundertfach. Und sie sind fast ausschliesslich positiv. Die meisten Nutzer loben Gluscevic und hauen die Ex-Miss in die Pfanne. «War mit der Familie da und uns hats an nichts gefehlt. Kommen jederzeit gerne wieder. Fehler können passieren, Frau Rigozzi. Auch du bist nicht perfekt», schreibt eine Userin.

Die vielen positiven Reaktionen beruhigen auch Dubravka Gluscevic. Böse sei sie Christa Rigozzi letztlich nicht. Den Onlinedienst werde sie aber gleich morgen abbestellen.

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