Für Einkaufstouristen drückt Deutschland ein Auge zu
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Shopping-Ansturm für die Katz:Für Einkaufstouristen drückt Deutschland ein Auge zu

Sonderregelung gilt nur für Grenzkantone
Für Einkaufstouristen drückt Deutschland ein Auge zu

Weil Deutschland zehn Kantone auf seine Risikoliste gesetzt hat, sind Shoppingtouristen gestern in Aufruhr. Bis die Behörden erklären: Alles halb so wild.
Publiziert: 17.10.2020 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2020 um 08:23 Uhr
Marco Latzer und Ulrich Rotzinger

Die Tiefgarage im Einkaufszentrum Lago in Konstanz (D) ist gestern rappelvoll mit Schweizer Einkaufstouristen. Am Donnerstagabend wurde bekannt, dass Deutschland acht weitere Kantone auf seine Risikoliste setzt. Deswegen sind viele Grenz-Shopper aus der Schweiz angereist. Mit der Befürchtung, es könnte das letzte Mal für eine lange Zeit sein!

«Ich bin gekommen, um hier zu Mittag zu essen und nochmals ein wenig zu shoppen. Den Ausflug hatte ich schon seit März im Kopf, und jetzt ist es vielleicht die letzte Gelegenheit für eine lange Zeit», sagt David Zbinden (31) aus Uster ZH.

«Wir sind mit einem schlechten Gefühl angereist», sagt auch Andrea Spahn (42) aus Stäfa ZH. Sie habe ihrer Tochter einen Ausflug mit Übernachtung geschenkt. «Ich musste am Morgen noch im Hotel anrufen, ob wir überhaupt noch kommen können!»

David Zbinden (31) aus Uster ZH reiste extra an, um nochmals in Konstanz zu essen und zu shoppen.
Foto: Marco Latzer
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Franco Cuterona (62) aus Bettlach SO ist dagegen entspannt, weil sein Kanton nicht auf der Risikoliste steht. «Nachvollziehen kann ich es aber nicht, es sollte für alle Schweizer gleich sein.»

Zu früh gehamstert

Alle Aufregung für die Katz. Plötzlich brauchen Einkaufstouristen doch keinen negativen Corona-Test. Und sie müssen auch nicht in Quarantäne, wenn sie die Grenze zu Weil am Rhein, Lörrach oder Konstanz überschreiten. Ein Freipass – aber nicht für alle.

Denn am Freitagabend kündigte das Ministerium für Soziales und Integration von Baden-Württemberg das Inkrafttreten einer 24-Stunden-Regel an. «Diese Regelung erlaubt es Bürgern, sich diesseits und jenseits der Grenzen unbeschränkt innerhalb von 24 Stunden im Grenzgebiet zu bewegen und ihrem Alltag grenzüberschreitend und ohne Behinderungen nachzugehen», so das Ministerium.

Die Regel sei gerechtfertigt, weil man mittlerweile Nachverfolgung von Infektionsketten und Corona-Tests habe.

Nicht alle Risikokantone dürfen sich freuen

Diese 24-Stunden Regel gilt aber nicht für alle Kantone. Baden-Württemberg will explizit den Grenzverkehr weiter zulassen. Deshalb können nur Leute aus folgenden Kantonen von der Regel Gebrauch machen: die Kantone Appenzell, Aargau, Basel, Basel-Landschaft, Jura, Schaffhausen, Solothurn, Sankt Gallen, Thurgau und Zürich.

Kantone, die sowieso nicht auf der Risikoliste sind, dürfen weiterhin normal einreisen. Die Grenzkantone, die auch Risikokantone sind, kommen mit der 24-Stunden-Regel auch nach Baden-Württemberg.

Weiterhin einen negativen Corona-Test benötigen Personen aus den Kantonen Freiburg, Nidwalden, Neuenburg, Schwyz, Uri, Waadt, Zug und Genf.

Was für ein Theater! Das werden sich wohl viele gesagt haben, die gestern nach Konstanz und Co. zum vermeintlich letzten Hamsterkauf aufgebrochen sind.

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