«Wür dich eigenhändig umbringe»
Chatprotokolle aus dem Mobbing-Fall Céline veröffentlicht

Céline Pfister wurde nur 13 Jahre alt. Weil sie in den sozialen Medien bloss gestellt wird, nahm sie sich das Leben. Nun zeigen Chatprotokolle, wie der Streit mit ihrer ehemaligen Freundin eskalierte.
Publiziert: 14.02.2020 um 20:55 Uhr
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Aktualisiert: 20.11.2020 um 22:05 Uhr

Vor mehr als zwei Jahren kam es in der Schweiz zu einem erschütternden Mobbing-Fall. Céline Pfister (†13) aus Spreitenbach AG wird ein Opfer von Cybermobbing. Anfeindungen über die sozialen Medien treiben sie in den Tod.

Ihre Peinigerin ist die damals 16-jährige I. F.* aus Dietikon ZH. Die beiden lernen sich über Instagram kennen und werden Freundinnen. Dann kommt es zum Bruch. Grund dafür ist der Streit um den 14-jährigen Jungen R.* aus Dietikon ZH. Der hatte mit beiden Mädchen eine Affäre – erst mit I. F. dann mit Céline.

Der Streit artet so aus, dass sich Céline das Leben nimmt. «CH Media» veröffentlicht nun Ausschnitte von den Chatprotokollen zwischen den Beiden.

Céline Pfister wurde nur 13 Jahre alt. Nachdem sie in den sozialen Medien gemobbt worden war, nahm sie sich das Leben.
Foto: Zvg
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«Er seit selber du bish hässlich»

Rund drei Monate vor Célines Tod, beginnt I. F. sie auf Snapchat zu beleidigen. In einem Chat stellt Céline ihre Peinigerin zur Rede. Sie schreibt: «Du postisch wüki jedi nachricht und jede snap wo ich post? findsch nöd chli schad dass dini story mit mir überfüllsch so für nüt?»

Es folgt ein Schlagabtausch. «Sry bin jugendknasht ksi jez bin ich aber wieder usse ;) wart bis ich dich ksehn», schreibt I. F. «Du hesh eppis kmachtdu hesh R.* ahgfasst. neiso ume­gmacht. und er wet nüt vo dier. er seit selber du bish hässlich», fügt sie am Ende der Diskussion noch hinzu.

«Wür dich eigenhändig umbringe»

Doch es kommt noch schlimmer. Im Monat vor Célines Tod verschärft I. F den Ton im Chat. Sieschreibt: «i chum zwar ghlosseni wenn ich no 1 mal epper körperlich verletz aber das ishes mir wert. körperverletzig ish au eine vo de gründ und glaaauuuubb mer ich han kei angsht vo gshlosseni oder jugendknasht und wür dich eigenhändig umbringe also pass uf was du machsh. ich han ned grundlos probleme mit bulle.»

Weiter schreibt sie ganz unverblümt: «aber ehy kopf hoch du bish ned die einzigi wo vo mier kassiert het. kopf wieder abe ich brich der din hals dass din hals ned­emal ufe gah chan.» Und: «Ich mach der dis lebe so chabbut.» Zum Zeitpunkt dieser Nachrichten ist I.F. bereits bei der Polizei bekannt. Sie wird in verschiedenen Jugendeinrichtungen platziert – ihr Verhalten ändert sich dadurch nicht.

Kurze Arbeitseinsätze

Die Staatsanwaltschaft benötigt mehr als ein Jahr, um den Fall aufzuarbeiten. Schliesslich werden I.F. und R. zu kurzen Arbeitseinsätzen verurteilt – laut Recherchen von «CH Media» soll I.F. nur ein paar Tage Büroarbeit auf der Jugendanwaltschaft geleistet haben. Der Fall ist abgeschlossen.

R. hingegen muss sich am 26. Februar vor Gericht verantworten– Célines Eltern haben den Strafbefehl nämlich angefochten. R. setzte Céline damals unter Druck. Sie sollte ihm intime Bilder von sich schicken. Eines davon veröffentlichte er in den sozialen Medien. Dort erntete sie Hasskommentare.

Der Fall Céline ist der erste bekannte Fall von ­Cybermobbing in der Schweiz, der so ein tragisches Ende genommen hat. Célines Eltern wollen nun eine Gesetzesverschärfung. Sie fordern, dass das Schweizer Strafgesetzbuch mit einem eigenen Straftatbestand gegen Cybermobbing ergänzt wird. (bra)

*Namen der Redaktion bekannt

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