Wochenlange Leidenszeit
Aargauerin nach Angriff von Mäusebussard an der Hasenpest erkrankt

Karin B. (42) aus Bergdietikon AG wurde im März 2017 beim Joggen von einem Mäusebussard angegriffen. Danach litt sie wochenlang unter hohem Fieber und Gliederschmerzen. Die Ärzte standen vor einem Rätsel.
Publiziert: 17.04.2018 um 20:49 Uhr
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Aktualisiert: 10.07.2020 um 13:28 Uhr

Es erinnert an eine Szene aus einem Hitchcock-Film. An einem regnerischen Tag im März des letzten Jahres entschloss sich Karin B.* (42) trotz der widrigen Bedingungen dafür, auf dem Heitersberg eine Runde joggen zu gehen. Dann passierte es: Plötzlich wurde sie von einem Mäusebussard angegriffen, der wohl seine Brut verteidigte.

«Es war, als fiele ein Sandsack auf mich. Ich bin wahnsinnig erschrocken», sagt B. zur «Aargauer Zeitung». Der Vogel habe sich sofort wieder abgestossen und sei weggeflogen. Neben dem Schreck blieb der Aargauerin eine Beule, auf der sich eine Kruste bildete.

Ärzte wussten nicht, woran sie erkrankt ist

Wenige Tage nach dem Vorfall begann für die 42-Jährige dann eine lange Leidenszeit. Sie hatte plötzlich hohes Fieber und starke Kopf- und Gliederschmerzen. Dazu litt sie unter Schmerzen in der Gegend der Lymphknoten am Hals.

Karin B.* (42) aus Bergdietikon AG wurde im März 2017 beim Joggen von einem Mäusebussard angegriffen und mit der Hasenpest angesteckt. Erst nach einer wochenlangen Leidenszeit konnte die richtige Diagnose gestellt werden. Mittlerweile ist die Aargauerin wieder gesund.
Foto: F. Ehrensperger et al.
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Ihr Hausarzt und auch die Ärzte im Regionalspital Limmattal gingen anfänglich von einer Viruserkrankung aus, die sie mit Schmerzmitteln und Entzündungshemmern zu behandeln versuchten. Nach fünf Tagen wurde Karin B. auf eigenen Wunsch wieder aus dem Spital entlassen, ohne allerdings geheilt zu sein.

«Ich habe mich recht schnell erholt»

Mehrere Wochen später wurde die 42-Jährige stark geschwächt und mit 40 Grad Fieber in die Abteilung Infektiologie des Kantonsspitals Baden eingeliefert. Dort konnte dann endlich die richtige Diagnose gestellt werden: Tularämie, umgangssprachlich auch Hasenpest genannt.

Die Ärzte verschrieben der Patientin sofort Antibiotika, um die bakterielle Infektion zu bekämpfen. Die Therapie wirkte. «Ich habe mich recht schnell erholt», sagte sie der Zeitung. Innerhalb der nächsten Monate klangen dann auch die letzten Schwellungen ab.

Viele tote Hasen in der Bodenseeregion

Die Hasenpest ist eigentlich eine Tierkrankheit, die vor allem Nagetiere und wildlebende Feldhasen befällt. Die betroffenen Tiere sterben innerhalb von wenigen Wochen nach der Infektion.

Die Krankheit kann aber durch Zeckenbisse oder den direkten Kontakt mit betroffenen Tieren auch auf Menschen übertragen werden, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf seiner Webseite schreibt. Deswegen müssen Hundebesitzer in der Bodenseeregion auf der Hut sein. Dort raffte die Pest in diesem Frühjahr nämlich aussergewöhnlich viele Feldhasen dahin (BLICK berichtete).

Immer mehr infizierte Menschen

Die Zahl der an der Hasenpest erkrankten Menschen steigt gemäss dem BAG seit Jahren kontinuierlich an. Im letzten Jahr wurden 130 Fälle gemeldet, bis 2011 lag die Zahl der Betroffenen immer unter 10.

Bleibt sie unbehandelt, kann die Krankheit bei 5 bis 15 Prozent der infizierten Personen zum Tod führen. Ein Impfstoff gegen die Krankheit existiert bisher nicht. Mit der richtigen Antibiotikatherapie lässt sich das Risiko gemäss BAG aber auf unter 2 Prozent senken.

Auch andere Jogger angegriffen

Karin B. ist mittlerweile vollständig genesen und geht auch wieder joggen. Den Heitersberg meidet sie nach dem Vorgefallenen aber strikt. Denn nach ihr wurden noch weitere Läufer in der Gegend von Greifvögeln angegriffen, mindestens einer von ihnen erkrankte ebenfalls an der Hasenpest. (krj)

*Name der Redaktion bekannt

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