Lokführer verzweifelt gesucht!
SBB muss 25 Verbindungen ausfallen lassen

Die SBB kämpfen mit akutem Lokführer-Mangel. 25 Verbindungen sind ausgefallen, weil man schlicht nicht genügend Personal hatte. Lokführer Hubert Giger (50) kennt die Sorgen. Er stellt klar: «Unsere Arbeitspläne müssen wieder attraktiver werden!»
Publiziert: 03.06.2019 um 23:28 Uhr
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Aktualisiert: 04.06.2019 um 10:28 Uhr
Anian Heierli

Kaufmann und Informatiker stehen bei den Jungen hoch im Kurs. Doch was ist nur aus dem Kindertraum Lokführer geworden? Die SBB haben zunehmend Mühe, Personal zu rekrutieren. Der Mangel ist derart akut, dass nun sogar der Schienenverkehr stillsteht. Recherchen zeigen: Am letzten Mittwoch fuhren in der Region Zürich/Aargau morgens und abends Züge der S-Bahn-Linien S19 und S42 nicht. Insgesamt waren 25 Verbindungen betroffen.

SBB entschuldigt sich

Laut den SBB verursachten zahlreiche Baustellen und Zusatzzüge die ärgerliche Situation. «Der daraus entstandene Mehrbedarf an Lokführern war bei der Planung unterschätzt worden», sagt SBB-Sprecher Reto Schärli zu BLICK. Man wählte bewusst den Mittwoch, weil kurz vor den Feiertagen weniger Passagiere zur Arbeit pendeln. «Dennoch mussten zahlreiche Reisende Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen», heisst es auf Anfrage. «Dafür entschuldigen sich die SBB.»

Aktuell hat man die Situation laut Schärli wieder im Griff. Er verspricht: «Die Zusatzzüge an Pfingsten sind gesichert.» Dennoch räumt er ein: «Ja, wir machen die Erfahrung, dass jüngere Generationen weniger motiviert sind, den Beruf des Lokführers zu lernen.» Dabei habe der Beruf durchaus Zukunft. Es ist nicht geplant, Lokführer durch Computer zu ersetzen.

Lokführer und VSLF-Präsident Hubert Giger (50) sagt: «Scharfe Dienstpläne schrecken viele ab.»
Foto: zvg
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Hubert Giger (50) präsidiert den Verband Schweizer Lokomotivführer (VSLF). Er sitzt seit 29 Jahren bei den SBB im Führerstand und erlebt den Mangel an Arbeitskollegen hautnah mit. «Unser Beruf muss attraktiver werden», sagt er und betont: «Dann gibt es auch wieder mehr Junge, die Lokführer werden wollen.» Das Hauptproblem ist laut Giger die grösser werdende Belastung.

Lokführer Giger: «Scharfe Dienstpläne schrecken viele ab»

Besonders die immer schärferen Arbeitszeiten setzten den Lokführern zu. «Der Dienstplan wechselt öfter und sehr kurzfristig», sagt Giger. «Kurzeinsätze mitten in der Nacht, die erst am Vortag kommuniziert werden, sind keine Seltenheit.» Für ihn ist klar: «Das schreckt wohl viele ab.» Dennoch rät er Jungen nicht davon ab, in seine Fussstapfen zu treten. Im Gegenteil: «Es ist ein schöner Beruf.» Und er ist sich sicher: «Wir werden nicht durch autonome Züge ersetzt.»

Giger spricht sogar vom Gegenteil: «Die Arbeit ist anspruchsvoller geworden. Die Züge fahren heute schneller, und es gibt mehr Signale und Sicherheitseinrichtungen.» Allein schon wegen der Sicherheit ist für ihn ein führerloser Zug, der von einem Computer gesteuert wird, undenkbar. Sein Fazit: «Es braucht wieder attraktivere Schichtpläne.» Doch genau hier liegt das Problem. Denn dafür müssen mehr Lokführer rekrutiert werden.

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