Jetzt ging die Firma Konkurs
Sie zahlten für ihr E-Bike – und warteten vergeblich

Unzählige Kunden, die beim Hersteller Back2Green ein E-Bike bestellt haben, mussten Monate oder Jahre darauf warten – oder tun es noch immer. Jetzt ging die Firma in Kloten ZH Konkurs. Das sorgt für Ärger bei den Kunden. CEO Koray Ergen wehrt sich.
Publiziert: 08.07.2020 um 14:36 Uhr
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Aktualisiert: 02.08.2020 um 20:17 Uhr
Carla De-Vizzi

«Die vielen Vertröstungen hätten mich früher stutzig machen sollen» – «Geld in den Sand gesetzt» – «Viele tausend Franken futsch!» Die Bewertungen auf der Bewertungsseite Trustpilot zum E-Bike-Hersteller Back2Green (B2G) fallen verheerend aus. Enttäuschte Kunden schreiben sich dort ihren Frust von der Seele.

Sie alle bestellten ein E-Bike, zahlten viel Geld – und warteten vergeblich auf eine Lieferung. Oder jahrelang, wie Alex Buss (52) aus Mümliswil SO. Schon vor drei Jahren bestellte er ein Fat-E-Bike – und musste über ein halbes Jahr darauf warten. «Immer haben Teile meines Bikes gefehlt», sagt er zu BLICK. Nach einer langen Zeit des Vertröstens habe er dann ein anderes Modell erhalten. «Immerhin», findet der Zahnarzt.

Der BLICK-Redaktion sind vier weitere Betroffene, die anonym bleiben wollen, bekannt. Ein Kunde berichtet davon, gar vor eineinhalb Jahren ein E-Bike getestet, eine Summe von 5000 Franken angezahlt zu haben und jetzt ohne Bike und Geld dazustehen.

Alex Buss (52) aus Mümliswil SO wartete über ein halbes Jahr auf sein E-Bike. Dann erhielt er ein anderes Modell.
Foto: zvg
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Firma ging mittlerweile Konkurs

Für Alex Buss war es nicht der einzige Ärger: Er hatte mit einem Mechaniker der Firma vor wenigen Tagen einen Termin ausgemacht, um ein Extra-Teil am E-Bike montieren zu lassen. Nach einer Stunde Fahrt steht Buss in Kloten vor verschlossenen Türen. «Ein Mann, der im Gebäude war, erzählte mir dann vom Konkurs des E-Bike-Herstellers.»

Koray Ergen (41), CEO der Back2Green GmbH in Kloten, bestätigt auf Anfrage von BLICK den Konkurs der Firma vom 22. Juni. Konfrontiert mit den Vorwürfen, stellt Ergen klar: «Die Konkurseröffnung kam für alle sehr überraschend – ab diesem Moment durften wir nicht mehr mit unseren Kunden in Kontakt treten.»

«Wir waren von Amtes wegen blockiert»

Zudem habe das Konkursamt alle Computer sowie Geräte beschlagnahmt. «Wir waren von Amtes wegen blockiert.» Den Vorfall mit Alex Buss bedauere er sehr, jedoch habe er nichts davon gewusst. Gemeinsam mit der Back2Green-Germany GmbH, die im 2019 als Dienstleister für die Back2Green GmbH Kloten zusammengearbeitet habe, wolle Koray Ergen nun eine Lösung für jene Kunden finden, die immer noch auf ihre E-Bikes warten.

«Wir lassen diese Leute nicht im Regen stehen», versichert der Entwicklungs-Ingenieur. Zudem seien alle Kunden per E-Mail von ihrem Ableger in Deutschland über den Konkurs der Klotener GmbH informiert worden.

Verzögerungen wegen Lieferanten

Dass einige Kunden lange auf ihr E-Bike warten mussten, bestätigt Ergen. Dies habe jedoch auch seine Gründe: «Die für die Fertigung benötigten Einzelteile werden bei über 20 internationalen Herstellern bestellt.»

Dabei käme es leider immer wieder zu Verzögerungen – manchmal durch ein hohes Auftragsvolumen beim Transportunternehmen oder eine länger dauernde Zollabfertigung. «Darüber hinaus ist die Zulassung von neuen E-Bike-Modellen in der Schweiz stark reglementiert.»

Wegen des herrschenden Booms in der E-Bike-Branche musste die Firma seit 2018 mit Verzögerungen seitens Lieferanten und Behörden rechnen. «Das alles provozierte eine Kettenreaktion. Betrüger sind wir aber definitiv keine», verteidigt sich der Ingenieur.

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