Gastro-Branche schlägt Nicht-Entscheid auf den Magen
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Enttäuschung über Bundesrat:Gastro-Branche schlägt Nicht-Entscheid auf den Magen

Enttäuschung über den Bundesrat
Gastro-Branche schlägt Nicht-Entscheid auf den Magen

Kaum eine Branche leidet so stark unter dem Lockdown wie die Gastronomie. Doch der Bundesrat lässt die Wirte im Ungewissen. Wann Restaurants und Bars wieder öffnen können, ist unklar. Die Beizer sind enttäuscht.
Publiziert: 16.04.2020 um 23:09 Uhr
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Aktualisiert: 17.04.2020 um 11:20 Uhr
Anian Heierli, Lea Hartmann und Sven Zaugg

Den Wirten liegt das Messer am Hals. Sie wollen ihre Betriebe rasch wieder öffnen. Doch das geschieht möglicherweise nicht so schnell, wie sich manch ein Beizer wünscht. Noch hat der Bundesrat nicht entschieden, wann Restaurants und Bars den Betrieb wiederaufnehmen dürfen. Laut Insidern ist nicht ausgeschlossen, dass bereits vor Ende Mai die ersten Gartenbeizen Gäste bewirten. Sollte die Zahl der Ansteckungen aber erneut steigen, dürfte die Wiedereröffnung von Gastrobetrieben länger auf sich warten lassen.

Krone-Wirt hoffte auf Mitte Mai

Joe Herger (59) ist Wirt in Attinghausen UR. Der Präsident von Gastro Uri führt zusammen mit seiner Frau das Hotel-Restaurant Krone. «Ich hoffte noch auf Mitte Mai», sagt er zu BLICK. «Doch als im Vorfeld der Pressekonferenz plötzlich von August die Rede war, bekam ich es mit der Angst zu tun! Die Sommermonate sind für uns am stärksten.»

In den vergangenen 25 Jahren hat er Geld auf die Seite gelegt, wovon er zurzeit lebt. Doch er weiss von Kollegen, die um ihre Existenz fürchten. Für ihn ist klar: «Mit dem richtigen Konzept könnte man Hygienemassnahmen einhalten. Etwa wenn nur ein Gast am Tisch sitzt und Serviceangestellte Maske und Handschuhe tragen!»

Joe Herger (59) führt in Attinghausen UR das Restaurant Krone. Er hoffte, dass das Restaurant Mitte Mai wieder aufgeht.
Foto: Anian Heierli
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Am meisten vermisst Herger seine Stammgäste. Diese wurden über die Jahre zu Freunden. «Das Soziale fehlt mir sehr», sagt er. Doch die Solidarität sei gross. Die Guggenmusik Gassäjüüzer kaufte Gutscheine für 1000 Franken. Der Wirt dazu: «Das sind alles Leute unter 25. Es ist schön, dass selbst die Jungen an uns denken.»

Gastrosuisse: «Wir sind vom Bundesrat enttäuscht»

Casimir Platzer (58), Präsident des Verbands Gastrosuisse, ist «sehr enttäuscht» über das Vorgehen des Bundesrats. Dass dieser in Sachen Restaurants und Bars noch nichts entschieden hat, kann er nicht verstehen. Insbesondere, da der Verband dem Bundesrat ein Konzept vorgelegt hatte, wie Betriebe unter Berücksichtigung der Hygiene- und Abstandsregeln den Betrieb wiederaufnehmen könnten. Es sieht beispielsweise vor, dass die Anzahl Gäste pro Quadratmeter limitiert wird. Noch ist unklar, ob das dem Bundesrat reicht.

«Mit der Nichtkommunikation lässt uns der Bundesrat völlig im Ungewissen», kritisiert Platzer. «Er nimmt der Branche damit die letzte Hoffnung.»

Platzer hält fest, dass er nachvollziehen könne, weshalb die Restaurants nicht zu den ersten Betrieben gehören, die wieder öffnen. «Aber wenn wir frühestens im Juni wieder mit einer Teilöffnung beginnen können, gehe ich davon aus, dass es viele Betriebe bis dahin nicht mehr gibt.» Gastrosuisse rechnet in diesem Fall damit, dass die Corona-Krise für 30 bis 40 Prozent das Aus bedeutet.

«Wir sind auf dem richtigen Weg»

Etwas weniger harte Worte wählt Martin Nydegger, Direktor von Schweiz Tourismus. Er freut sich zwar, dass «wir offensichtlich auf dem richtigen Weg sind und daher die Lockdown-Massnahmen langsam gelockert werden können». Trotzdem treffe es den Tourismus ausserordentlich hart.

Laut Nydegger sehne sich die Branche danach, den Normalbetrieb wiederaufzunehmen. Er verspricht: «Die Tourismusbranche hält sich selbstverständlich an die Auflagen des Bundesrats.»

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Wie geht es weiter für Restaurants? Was ist mit Open-Airs? In vielen Bereichen bestehen noch Unsicherheiten. BLICK beantwortet die aktuell wichtigsten Fragen zur Lockerung der Corona-Massnahmen.

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