Die Mutter klagt an:
Boris wird in der Psychiatrie missbraucht!

Happige Vorwürfe gegenüber der Psychiatrischen Klinik in Basel, in der Problem-Bub Boris* (12) seit Anfang Jahr untergebracht ist. Er soll von Mitpatienten sexuell missbraucht worden sein.
Publiziert: 20.06.2017 um 23:35 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:42 Uhr
Lea Gnos

Täglich hat er Umgang mit Straftätern und Drogensüchtigen: Boris* (12) ist der Jüngste in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrischen Klinik UPK in Basel. Seit Anfang Jahr ist der Bub in der Forensik untergebracht. 

Sein Fall sorgte für Schlagzeilen: Die Betreuung des Buben kostete zu Spitzenzeiten 85'000 Franken pro Monat. Nun soll es zu einem schwerwiegenden Zwischenfall gekommen sein: Zwei Mitinsassen sollen den Jungen sexuell missbraucht haben!

«Boris konnte sich nicht wehren»

«Eine Betreuerin rief mich am Samstagabend an und unterrichtete mich über den Vorfall», sagt seine Mutter, Tatsiana Zahner (40) aus Wettswil am Albis ZH, zu BLICK. «Eine Mitpatientin soll ihm am Freitagabend befohlen haben, einen anderen Patienten sexuell zu befriedigen. Der Mann packte sein Glied aus. Boris konnte sich nicht wehren.» Der Junge habe Mühe, darüber zu sprechen, und sei traumatisiert.

Tatsiana Zahner mit ihrem Sohn Boris. Der Bub soll in der Klinik missbraucht worden sein. Die Mutter ist in grosser Sorge.
Foto: Toini Lindroos

«Seine Beiständin hätte früher Handeln sollen», findet die Expertin für Nacherziehung, Sefika Garibovic: In der Vergangenheit schon wurde der Jüngste in der geschlossenen Abteilung der Forensik immer wieder Ziel von Attacken durch ältere Kameraden (BLICK berichtete). Ende März wurde Boris von einer Frau mit einem Schal gewürgt und zwar so heftig, dass er ins Spital musste. Ein Verfahren läuft bei der Oberjugendstaatsanwaltschaft Zürich. Boris sei auch von einem Mann (24) belästigt worden, der ihm das Glied ins Gesicht streckte, wie er der Mutter anvertraute. 

Wurde der öffentliche Druck zu gross?

BLICK weiss: Boris' Beiständin, die der Kesb eine teure Massnahme nach der anderen vorschlug, ist für den Fall nicht mehr zuständig. Wurde der öffentliche Druck zu gross? Weder die Kesb noch die Beiständin nehmen zum Fall Stellung. 

Am 8. Juni traf sich die Mutter mit der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde Affoltern am Albis. Mit dabei war Sefika Garibovic: «Ich bot an, Boris für einen Bruchteil der Kosten zu betreuen. Doch die neue Beiständin will den Jungen in der Psychiatrie in Basel lassen.»

43'000 Franken pro Monat

Die Kesb folgte deren Empfehlung und entschied am 15. Juni: Boris bleibt bis Mitte September in Basel. Kostenpunkt: 43'000 Franken pro Monat. BLICK weiss: Die Kosten werden teilweise von der Gemeinde übernommen.

Der Entscheid fiel, bevor es zum mutmasslichen Übergriff kam. Allen Warnungen zum Trotz. Die Mutter ist verzweifelt. «Ich habe Angst, dass noch etwas Schlimmeres passiert und dass er noch komplett ausrastet. Er soll nach Hause kommen und in die Schule gehen. Mein Junge ist doch kein Straftäter!» Die Psychiatrische Klinik in Basel will zum konkreten Fall keine Stellung nehmen. 

*Name der Redaktion bekannt

Boris der Fall

Der Problem-Bub Boris* wurde als neuer «Fall Carlos» bekannt. 85'000 Franken kostet die Betreuung des Zwölfjährigen zu Spitzenzeiten – pro Monat. Nicht nur die Rund-um-die-Uhr-Bewachung durch die Security verschlang Unsummen.

«Erlebnispädagogik»

Die Kesb wollte Boris auch mit «Erlebnispädagogik» auf den rechten Weg bringen. Der Junge wurde mit der Pferdekutsche nach Frankreich in die Ferien geschickt. Die Mutter von Boris hält nichts von alledem: «Mein Sohn wird zwangsbehandelt mit Coachings und Therapien. Auch fehlt ihm der Schulstoff», klagte sie. Immerhin: Jedes zweite Wochenende darf Boris nun nach Hause.

Boris mit seiner Mutter. Er will wieder zu seiner Mutter Tatsiana Zahner.
Zvg

Der Problem-Bub Boris* wurde als neuer «Fall Carlos» bekannt. 85'000 Franken kostet die Betreuung des Zwölfjährigen zu Spitzenzeiten – pro Monat. Nicht nur die Rund-um-die-Uhr-Bewachung durch die Security verschlang Unsummen.

«Erlebnispädagogik»

Die Kesb wollte Boris auch mit «Erlebnispädagogik» auf den rechten Weg bringen. Der Junge wurde mit der Pferdekutsche nach Frankreich in die Ferien geschickt. Die Mutter von Boris hält nichts von alledem: «Mein Sohn wird zwangsbehandelt mit Coachings und Therapien. Auch fehlt ihm der Schulstoff», klagte sie. Immerhin: Jedes zweite Wochenende darf Boris nun nach Hause.

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