Tollhaus St. Johannsen
Verwahrter Sex-Täter seit 4 Jahren auf der Flucht!

Statt Stühle zu flechten, verliess René I. die Strafanstalt und ward nimmer gesehen.
Publiziert: 09.02.2012 um 23:27 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 16:53 Uhr
Von Antonia Sell

Der 1,98 Meter grosse Mann ist ein hochgefährlicher, brutaler Sexverbrecher.

Rene I.* (49) brach im Februar 2008 aus der Strafanstalt St.Johannsen aus. Seither haben ihn die Berner Behörden nicht wiedergefunden.

Vier Frauen hat René I. vergewaltigt. Als er chemisch kastriert werden sollte, floh er aus der offenen Vollzugsanstalt St.Johannsen. Anstatt zum Stühleflechten zu erscheinen, spazierte er einfach in die Freiheit (BLICK berichtete).

Serienvergewatltiger René I. (49).
Foto: Tom Stocker
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Der als gemeingefährlich eingestufte, verwahrte Triebtäter ist vier Jahre danach immer noch auf der Flucht.

Seine langjährige Ex-Freundin Eva M.* (45) macht sich grosse Sorgen: «Wer weiss, wie viele Frauen René in den letzten Jahren auf seiner Flucht vergewaltigt hat. Er muss endlich geschnappt werden!»

Wahllos wählt René I. seine Opfer aus. «Eine hat er in einer Bar angesprochen, ihr angeboten, sie nach Hause zu fahren. Dann hat er sie im Wald vergewaltigt», weiss Eva M. Andere lockt er in seine Wohnung, sperrt sie ein, vergewaltigt sie. Oder verschleppt sie in eine alte Schreinerei, schlägt sie bewusstlos, vergewaltigt sie. Alle Opfer sind blutjung – zwischen 18 und 20 Jahren.

Trotzdem wird René I. im Jahr 2004 in den offenen Vollzug nach St.Johannsen verlegt. «Seine Flucht hat er geplant», sagt seine Ex-Freundin. «Ein Kollege hat ihn mit dem Auto abgeholt.»

Die Polizei verfolgt die Spur bis nach Mühlhausen, wo sie sich verliert. «Von dort könnte er überallhin sein», sagt Eva M. In Renés Sachen findet sie eine Englisch-Lern-CD und ein Buch über Neuseeland.

Zwei Wochen nach seiner Flucht schreibt René I. einem Knastkumpel einen Brief aus der ungarischen Hauptstadt Budapest. «Aber das könnte auch eine falsche Fährte gewesen sein», vermutet Eva M.

Die letzte Spur des Riesen mit dem Totenkopf-Tattoo am rechten Unterarm ist eine Anzeige auf einer Thai-Partnersuchseite im Internet im März 2008. Als die Polizei die Liebes­annonce überprüfen wollte, hatte René seine Spuren bereits gelöscht.

 «Er hat das Schweizerische Informatik-Zertifikat im Knast gemacht, kennt sich gut aus», sagt Eva M. «Ich verstehe nicht, wieso die Polizei nicht intensiver nach ihm fahndet. Wenn er schon ein paar Wochen nach der Flucht seine nächsten Opfer im Internet sucht. Wie viele Frauen soll er denn noch vergewaltigen?»

2009 gibt der Kanton Bern in Zusammenarbeit mit St.Johannsen einen Massnahmenkatalog heraus, um die Strafanstalt sicherer zu machen.

Was wurde bis jetzt umgesetzt?

«Die Freizeitbeschäftigungen wie Fischen wurden auf zwei Stunden verringert und die Kontrollgänge erhöht», sagt Franz Walter, Direktor  von St.Johannsen. «Ausserdem wurden die Fenster der Aufenthaltsräume vergittert und marode Zäune erneuert.»

Noch nicht erfüllt sind folgende Punkte: Das Personal wurde nicht aufgestockt. «Wir bräuchten zwölf weitere Mit­arbeiter. Ob sie bewilligt werden, entscheidet der Kanton im Juni», erklärt Walter. Und die Videoüberwachung wurde nicht ausgeweitet. «Wenn wir kein Personal haben, das die Bildschirme überwacht, ist das sinnlos.»

Eva M. will die Hoffnung nicht aufgeben, dass der Serienvergewaltiger René I. doch noch gefasst wird. «Ich warte jeden Tag auf den erlösenden Anruf», sagt sie.

* Namen der Redaktion bekannt

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