Der schmutzige Wahlkampf 2016 sei schuld
Ursula Wyss (45) will nicht mehr

Die SP-Gemeinderätin Ursula Wyss tritt nicht mehr zu den nächsten Wahlen für den Berner Stadtregierung an. Sie habe nach dem letzten Wahlkampf schlicht keine Lust mehr auf einen neuen.
Publiziert: 24.10.2018 um 07:24 Uhr
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Aktualisiert: 24.10.2018 um 15:52 Uhr

Sie will nicht mehr: Die Stadtberner Gemeinderätin Ursula Wyss (45) tritt 2020 nicht mehr zu den Wahlen an. Acht Jahre reichten, sagt Wyss gegenüber der «Berner Zeitung».

Pikant: Die ehemalige SP-Senkrechtstarterin gibt dem letzten Wahlkampf die Schuld an ihrer Amtsmüdigkeit. «Nicht zuletzt habe ich nach der Erfahrung des letzten Wahlkampfs keine Lust mehr auf einen weiteren», sagt sie im Interview mit der Zeitung.

SP-Co-Präsidentin Edith Siegenthaler habe noch versucht, Ursula Wyss umzustimmen. Sie hoffe aber, dass die Verletzungen aus dem letzten Wahlkampf bei Wyss' Entscheid nicht im Vordergrund gestanden seien.

Tritt nicht mehr für den Berner Gemeinderat an: Ursula Wyss.
Foto: Keystone

«Ich finde es wichtig, dass wir eine politische Kultur haben, in der fähigen Politikerinnen und Politikern nicht auf diese Weise die Lust am Amt genommen werden kann», betont Siegenthaler. Doch bei Ursula Wyss sei mit «gezielten Manövern» versucht worden, den Ruf der Sozialdemokratin zu beschädigen.

Ursula Wyss will nie mehr für ein Amt kandidieren

Namen nennen will Siegenthaler nicht. Sie spricht von einer «Eigendynamik», die das Ganze damals angenommen habe. «Es wäre einfach schade, wenn diese Art von Kampagnen qualifizierte Leute abschrecken würde.»

Wyss selbst sieht auch ihr Alter als perfekt, um ein neues berufliches Kapital aufzuschlagen. Aber wieso genau ist sie zu dem Schluss gekommen, der Politik den Rücken zu kehren? «Einerseits, weil acht Jahre im gleichen Amt eine gute Dauer sind. Das lässt einem genug Zeit, um Schwerpunkte zu setzen und Spuren zu hinterlassen», erklärt sie.

«Andererseits birgt eine längere Amtsdauer die Gefahr, dass man beginnt, sein eigenes Erbe zu verwalten. Es braucht viel Elan für ein solches Amt – und bei mir sehe ich diesen Elan nach Ende der Legislatur ausserhalb.»

Sie werde auch nie mehr für ein politisches Amt kandidieren. «Das steht nicht zur Diskussion. Ich habe Lust auf andere Herausforderungen», sagt Ursula Wyss.

Hat sie schon konkrete Pläne? «Dazu kann ich im Moment nichts sagen, weil ich es schlicht noch nicht weiss», sagt sie. Sie werde sicher weiterhin den Anspruch haben, «die Welt – im Kleinen – zu verändern». Aber sie freue sich sehr auf die «Auseinandersetzung mit dem Leben nach der Politik.»

Wyss ist Vorsteherin der Stadtberner Direktion für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün. Die 1973 geborene Wyss sass von 1999 bis 2013 im Nationalrat und leitete sechs Jahre lang die SP-Bundeshausfraktion. (vfc)

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