Tödliche Hiebe
Handy-Schläger Pablo E. (19) kassiert Therapie statt Knast

Wegen eines vermeintlichen Handydiebstahls musste der Portugiese Rodrigo C. (†41) vergangenen Sommer sterben. Jetzt wurde einer der Schläger zu einer Massnahme verurteil, das Urteil für den anderen wurde zugunsten eines Gutachtens vertagt.
Publiziert: 18.04.2019 um 17:15 Uhr
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Aktualisiert: 01.05.2019 um 12:17 Uhr
An der Rheinberme in Basel totgeprügelt: Portugiese Rodrigo C. (†41).
Foto: Facebook
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Dominique Rais
Dominique RaisNews-Redaktorin

Das Kleinbasler Rheinufer beim Kasernenareal lädt im Sommer zum Flanieren ein. Doch in der Nacht auf den 28. Juli 2018 wurde die (BLICK berichtete). Der Portugiese Rodrigo C. (†41) wird von den beiden Schlägern Milan F. (29) und Pablo E. (19) totgeprügelt. Alles wegen eines vermeintlichen Handydiebstahls.

Achteinhalb Monate nach dieser völlig sinnlosen Tat, die ein Menschenleben forderte, wurde den beiden Schlägern der Prozess gemacht. Beide Männer mussten sich vor dem Strafgericht Basel-Stadt wegen vorsätzlicher Tötung verantworten.

«Wegen eines iPhones wurden drei Leben versaut»

Für die Basler Staatsanwaltschaft gab es keine Zweifel an der Schuld der beiden Schläger. «Wegen eines iPhones wurden drei Leben versaut», sagte die zuständige Staatsanwältin Simone Lustenberger während ihres Plädoyers.  «Milan F. und Pablo E. nahmen mit ihren Faustschlägen hin, dass Rodrigo C. stirbt», sagte sie.

Ihre Forderung: 13 Jahre Gefängnis für den slowenischen Haupttäter Milan F. sowie sechs Jahre Freiheitsstrafe für Mittäter Pablo E. Die Haftstrafe des Spaniers solle jedoch zugunsten einer stationären Massnahme für junge Erwachsene aufgeschoben werden. Die Staatsanwältin forderte zudem für beide Schläger einen Landesverweis.

Stationäre Massnahme statt Haft für Spanier Pablo E. (19)

Das Gericht entschied anders. Es verurteilte Pablo E. zu lediglich dreieinhalb Jahren Gefängnis – aufgeschoben zugunsten einer stationären Massnahme für junge Erwachsene. Zudem sprach sich das Gericht beim Spanier für einen Landesverweis für acht Jahre aus, da der 19-Jährige kein Schweizer Staatsbürger ist, sich aufgrund fehlender Ausbildung und Arbeit in einer instabilen Lebenssituation befindet und zudem Familie in Spanien hat.

Der Grund: Für die Richter war der Tatbestand der vorsätzlichen Tötung nicht gegeben – eine schwere Körperverletzung jedoch schon. Zeugen hatten ausgesagt, dass Pablo E. in jener Julinacht dem bereits verletzten Rodrigo C. einen «heftigen Faustschlag direkt ins Gesicht» verpasste, dann aber von ihm abliess.

Urteil für slowenischen Schläger Milan F. (29) aufgeschoben

Der knapp 1,90 Meter grosse Milan F. jedoch taktierte sein Opfer (1,63 Meter gross und 59 Kilogramm schwer) mit zahlreichen Faustschlägen. Die Obduktion von Rodrigo C. durch das Basler Institut für Rechtsmedizin ergab, dass der Portugiese an einer Hirnblutung infolge eines schweren Schädel-Hirn-Traumas starb. Der Anwalt des slowenischen Schlägers verlangte dennoch einen Freispruch, da der Gewaltausbruch das Resultat einer fatalen Medikamenten-Nebenwirkung gewesen sei.

Einst 150 Kilo schwer, machte Milan F. im vergangenen Jahr wegen seines Übergewichts eine Testosterontherapie. Zudem nahm er damals zwei weitere «potenziell aggressionssteigernde» Substanzen ein: ein Medikament mit einem Amphetamin-Wirkstoff gegen F.'s ADHS und ein starkes Schmerzmittel aus der Gruppe der Opioide gegen Psoriasis-Arthritis, eine chronischen Gelenkerkrankung.

Testosteron, Alkohol und Drogen

War der Medikamentencocktail der Grund für die brutale Prügelattacke? «Das Gericht sieht es als denkbar an, dass F. zum Tatzeitpunkt unter Einfluss von Testosteron, Alkohol und Drogen gestanden hat», so Lucius Hagemann, Gerichtspräsident des Strafgerichts Basel-Stadt. Die Schuldfähigkeit des Basler Schlägers Milan F. soll mittels eines medizinischen Gutachtens abgeklärt werden. Im Fall des vorbestraften Haupttäters Milan F. fiel am Donnerstagmorgen deswegen kein Urteil.

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