Schäden von 18 Mio Franken
1300 Tonnen Kirschen zerstört!

Das Wetter 2021 lässt die Schweizer Ernten schrumpfen. Manche Bauern haben sogar mit einem richtigen Katastrophen-Jahr zu kämpfen, sagen die Betroffenen.
Publiziert: 25.06.2021 um 06:17 Uhr
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Aktualisiert: 25.06.2021 um 13:10 Uhr
Beat Michel

Im Frühling klirrende Kälte, dann abwechselnd sintflutartige Regenfälle und lange trockene Abschnitte und zum Schluss Hagelkörner in der Grösse von Golfbällen. Die erste Hälfte des Jahres hat vielen Schweizer Bauern stark zugesetzt.

«Es ist ein besonders schwieriges Jahr», sagt Beatrice Rüttimann vom Schweizer Obstverband. «Wir hatten bis zu 15 Frostnächte. Auch wenn die Produzenten Massnahmen ergriffen haben, gibt es teils grosse Ausfälle.» Besonders hart traf es die Kirschen, sagt Rüttimann. «In einem guten Jahr ernten wir über 3000 Tonnen, 2021 rechnen wir mit nur 1700 Tonnen. Kirschblüten vertragen keinen Frost, reife Kirschen keinen Starkregen, Hagel ist immer tödlich.

Ganze Felder vernichtet

Auch Produzenten von Freiland-Erdbeeren müssen mit grossen Schäden rechnen: Normalerweise produziert die Schweiz 7500 Tonnen. «Wir hoffen, dass wir auch dieses Jahr die Durchschnittsmenge erreichen können. Der Hagel und die starken Niederschläge der vergangenen Tage haben teilweise die Ernte ganzer Felder zunichtegemacht», sagt Rüttimann.

Diese Äpfel sind nicht mehr verkäuflich. Der Hagel hat in der ganzen Schweiz bei den Obstproduzenten grosse Schäden angerichtet.
Foto: zVg
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Noch heftiger sind die Verluste bei den Aprikosenproduzenten. «2021 wird für uns als Katastrophenjahr in Erinnerung bleiben», sagte Olivier Borgeat, Generalsekretär des Walliser Obst- und Gemüse Branchenverbands, zu Radio Rhône FM. Er sagt, dass 85 Prozent der Ernte durch Frost ausfallen. Statt 8500 Tonnen können die Bauern nur 1300 Tonnen Aprikosen einfahren.

18 Millionen Hagelschaden

Die Schweizer Hagelversicherung rechnet bereits mit einem sehr teuren Schadensjahr. In den Regionen Waadt, Freiburg, Neuenburg, Jura, Bern, Luzern, Zug und Zürich werden mit über 2500 Schadensmeldungen mit einem geschätzten Schaden an versicherten Kulturen von rund 18 Millionen Franken gerechnet.

Doch die meisten Produzenten sind nicht versichert, sagt Beatrice Rüttimann. «Obstproduzenten sind auch Unternehmer. Sie tragen meistens das volle Risiko.» Viel mehr, als sich zu versichern, investieren sie in Schutzmassnahmen. Rüttimann: «Gegen Hagel, Starkregen, aber auch gegen Schädlinge schützen engmaschige Netze oder Folien. Gegen Frost hilft Besprühen mit Wasser oder bei gedeckten Anlagen das Abbrennen von Frost-Kerzen.

Kartoffeln aus dem Ausland

Auch die Kartoffelernte wirbelt das Wetter in diesem Jahr durcheinander. Wegen des kalten Frühlings sind die Frühkartoffeln zwei bis drei Wochen später erntebereit. Das Bundesamt für Landwirtschaft hat darum im Monat Juli das Importkontingent um 5000 Tonnen erhöht. Ruedi Fischer, Präsident der Schweizer Kartoffelproduzenten, geht davon aus, dass bis jetzt nur wenige Hektaren Ausfälle durch Hagel entstanden sind. «Der Regen in den letzten Tagen war willkommen. Sonst hätten wir bewässern müssen», sagt er. Kritisch werde es erst jetzt dann durch das feuchtwarme Wetter. «Es besteht die Gefahr der Kraut- und Knollenfäule.»


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