Weil seine Frau verzichtet
Weg an Grünen-Spitze ist frei für Balthasar Glättli

Min Li Marti will nicht SP-Präsidentin werden. Das klärt auch die Ausgangslage bei den Grünen. Ehemann Balthasar Glättli steht auf dem Marsch an die grüne Spitze nun nichts mehr im Weg.
Publiziert: 12.01.2020 um 11:16 Uhr
Sermîn Faki

So kann man seine Kandidatur auch bekanntgeben! Seit Wochen werweisst die Polit-Schweiz, wer die Nachfolge von Grünen-Chefin Regula Rytz (57) antreten will. Die in Frage kommenden Exponenten der grünen Wahlsieger haben allenfalls scheu Interesse gezeigt, eine Kandidatur angekündigt aber hat niemand. Nun wagt sich der Erste aus der Deckung: Fraktionschef Balthasar Glättli (47).

Allerdings macht er das auf ungewöhnliche Art. Glättli liess seine Kandidatur quasi via Ehefrau Min Li Marti (45) ankündigen. Die Zürcher Nationalrätin nimmt sich selbst nämlich aus dem Rennen um das SP-Präsidium. «Mir fehlt im Moment die Zeit dafür», so Marti im SonntagsBlick. Damit macht sie den Weg frei für ihren Mann, was sie explizit auch als Grund für ihren Verzicht angibt: «Die Chancen sind intakt, dass mein Mann Balthasar Glättli demnächst Präsident der Grünen wird.»

«Ausgangslage offen»

Glättli – eindeutig Favorit auf die Rytz-Nachfolge – hatte sich in den letzten Tagen und Wochen geziert, eine klare Ansage zu machen. Und auch jetzt, trotz der Aussage seiner Frau, will er sich nicht in die Karten schauen lassen: Er werde bis Ende Januar entscheiden, ob er wirklich antrete. Aber: «Die Ausgangslage ist für mich nun erstmals wirklich offen. Dass SP und Grüne vom gleichen Küchentisch aus ‹regiert› werden, hätte sicher in beiden Parteien zu grossem Widerstand geführt», sagt er zu BLICK.

Nachfolge gesucht: Regula Rytz wird vom Grünen-Präsidium zurücktreten.
Foto: keystone-sda.ch
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Spannend und herausfordernd sei der Job des Parteipräsidenten sicher, unterstreicht er sein Interesse – «aber das ist auch das Fraktionspräsidium mit einer dreimal so grossen, motivierten Fraktion».

Schwierige Personalpolitik

Das ist zweifellos der Fall – und er zeigt auch das Personalproblem der Grünen. Einen der 23 Parlaments-Neulinge zum Partei- oder Fraktionschef zu machen, kommt nicht in Frage. Die meisten müssen sich erstmal in das Amt des National- oder Ständerats einfuchsen. Für die beiden Spitzen-Posten stehen somit gerade einmal zehn mögliche Persönlichkeiten zur Verfügung.

Ausserdem muss die Partei darauf Rücksicht nehmen, wen sie in vier Jahren allenfalls in ein Bundesratsrennen schicken will. Fraktionschef ist ein dafür passendes Amt. Parteichefin hingegen könnte sich als Hindernis erweisen, weil diese den linken Kurs der Partei vertreten muss, was die Bürgerlichen bei einer Bundesratswahl eher abschreckt.

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