Streit um die Mieten
Parmelin muss Taskforce einsetzen

Zügeln oder die Ladenmiete bezahlen ist in Zeiten von Corona schwierig. Eine von Bundesrat Guy Parmelin ins Leben gerufene Taskforce soll nun Lösungen finden. Einzelne Immobilienbesitzer bieten Gewerblern bereits eine Stundung der Miete an.
Publiziert: 24.03.2020 um 23:18 Uhr
|
Aktualisiert: 25.03.2020 um 08:15 Uhr
Kommt es zum Chaos am bevorstehenden offiziellen Zügeltermin Ende März?
Foto: Keystone
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Claudia Gnehm, Gianna Blum

Wie soll man zügeln in Zeiten einer Corona-Pandemie? Wie die Miete bezahlen, wenn der Laden geschlossen sein muss? Das Coronavirus verursacht auch im Schweizer Mietwesen Sorgen. An einem runden Tisch mit Mieter- und Vermieterorganisationen habe es am Dienstag viele Fragen gegeben, sagt Martin Tschirren (49), Direktor des Bundesamts für Wohnungswesen (BWO).

Geklärt worden sind offenbar die wenigsten. Wirtschaftsminister Guy Parmelin (60, SVP) ruft deshalb eine Taskforce zum Thema Mieten ins Leben. Diese soll Lösungsvorschläge erarbeiten. Laut Tschirren sitzen neben den Mieter- und Vermieterverbänden auch die Kantone und allenfalls die Städte mit am Tisch. Eine erste Telefonkonferenz werde am Mittwochmorgen stattfinden, damit es «so schnell wie möglich» erste Ergebnisse gebe.

Zügeln «schwierig bis illusorisch»

Eile ist geboten: Für viele Privatmieter ist Ende März ein ordentlicher Zügeltermin. Doch beim Möbelschleppen dürfte es nicht ganz einfach sein, die gebotenen Hygienemassnahmen einzuhalten. Laut Tschirren schätzen die Mieter- und Vermieterverbände Zügeln zurzeit denn auch als «schwierig bis illusorisch» ein. «Es gibt aber kein generelles Zügelverbot», betont er. Tschirren empfiehlt den Mietern und Vermietern, im persönlichen Gespräch eine Lösung zu finden.

«Ohne nationale Lösung riskieren wir Ende März unter Umständen prekäre Zustände», sagt Katharina Bornhauser, Sprecherin der Immobilienverwalterin Privera, auf Anfrage von BLICK. Privera verwaltet 80'000 Objekte. Das Unternehmen fordert nun eine schweizweite Lösung für den anstehenden Zügeltermin. Sie warnt: Es dürfte Situationen geben, in welchen Personen ohne Wohnungen dastünden – weil etwa die alte Wohnung abgegeben wurde, die neue jedoch weiter belegt ist.

Juristisch ungeklärte Fragen

Auch Ladenmieten sind schwierig zu bezahlen, wenn der Umsatz wegen des geschlossenen Geschäfts ausbleibt. Laut Martin Tschirren tun sich hier Fragen auf, die sich bislang noch nie stellten. Diese werden in der Miet-Taskforce für Diskussionen sorgen. Doch eine Klärung tut not, will man eine Flut von Gerichtsprozessen vermeiden. Ob der Staat allenfalls geschuldete Ladenmieten übernehmen wird, soll ebenfalls Thema sein.

Viele Immobilienbesitzer zeigen sich bei Mietrückständen kulant, wie eine Umfrage von BLICK zeigt. Bei der Zurich Versicherung können Gesuche um Mietzinsreduktion eingereicht werden. Und sowohl die Migros Pensionskasse Immobilien wie auch die Berner Burgergemeinde bieten ihren eingemieteten Gewerblern eine Stundung der Miete an.

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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Massnahmen gegen Coronavirus

Der Bundesrat stuft am 16. März die Situation in der Schweiz neu als ausserordentliche Lage gemäss Epidemiengesetz ein. Sie erlaubt dem Bundesrat, in allen Kantonen einheitliche Massnahmen anzuordnen. Zuvor hat er die Kantone über diesen Schritt informiert. Ab dem 17. März um Mitternacht gelten folgende Regeln:

  • Öffentliche und private Veranstaltungen sind verboten.
  • Alle Läden, Restaurants und Bars werden bis mindestens am 26. April 2020 geschlossen.
  • Dasselbe gilt für Unterhaltungs- und Freizeitbetriebe wie Museen, Bibliotheken, Kinos, Konzert- und Theaterhäuser, Sportzentren, Schwimmbäder und Skigebiete werden geschlossen. Ebenso werden Betriebe geschlossen, in denen das
    Abstand halten nicht eingehalten werden kann, wie Coiffeursalons oder Kosmetikstudios.
  • Ausgenommen sind unter anderem Lebensmittelläden und die Gesundheitseinrichtungen.
  • Die Versorgung der gesamten Bevölkerung mit Lebensmitteln, Medikamenten und Waren des täglichen Gebrauchs ist sichergestellt: Es sind genügend Vorräte angelegt.
  • Lebensmittelläden, Take-aways, Betriebskantinen, Lieferdienste für Mahlzeiten und Apotheken bleiben geöffnet, ebenso Tankstellen, Bahnhöfe, Banken, Poststellen, Hotels, die öffentliche Verwaltung und soziale Einrichtungen.
  • Auch Werkstätten für Transportmittel können geöffnet bleiben.
  • Die Einreise in die Schweiz wird drastisch eingeschränkt, dazu werden Grenzkontrollen eingeführt.
  • Zur Unterstützung der Kantone in den Spitälern, bei der Logistik und im Sicherheitsbereich hat der Bundesrat den Einsatz von bis zu 8000 Armeeangehörigen bewilligt. Auch der Zivilschutz wird aufgeboten.
  • Bundesrat appelliert weiterhin an alle Bürger: «Abstand halten kann Leben retten!»
  • Der Bundesrat verzichtet vorerst auf eine allgemeine Ausgangssperre. Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, hat er aber die Kontaktregeln verschärft. Gruppen über fünf Personen drohen Bussen von 100 Franken pro Person.
  • Die Arbeitgeber im Baugewerbe und in der Industrie werden zudem verpflichtet, die Empfehlungen des Bundes zur Hygiene und zum Abstandhalten einzuhalten. Betriebe, die sich nicht daran halten, sollen geschlossen werden.
  • Die Wirtschaft bekommt mehr Geld: Mit 32 Milliarden Franken beschliesst der Bundesrat wohl das grösste Konjunkturpaket der Schweizer Geschichte. Insgesamt stehen über 40 Milliarden Franken zur Verfügung.
  • Die Bewilligungsdauer von Kurzarbeit wird von 3 auf 6 Monate verlängert. Damit kann die Anzahl Gesuche minimiert und somit das Bewilligungsverfahren beschleunigt werden. Die Frist zur Voranmeldung für Kurzarbeit wird gänzlich aufgehoben.

  • Bei der Stellenmeldepflicht werden alle damit verbundenen Aufgaben und Pflichten für Arbeitgeber und die öffentliche Arbeitsvermittlung vorübergehend aufgehoben. Damit werden die Rekrutierungsprozesse beispielsweise für medizinisches Personal, die Pharmabranche, die Landwirtschaft oder die Logistik erleichtert.

  • Bei der Arbeitslosenversicherung wird auf das Einreichen des Nachweises von Arbeitsbemühungen verzichtet. Die versicherte Person muss den Nachweis der Arbeitsbemühungen aber spätestens einen Monat nach Ablauf der COVID-19-Verordnung 2 nachreichen.

  • Um Aussteuerungen zu vermeiden, erhalten alle anspruchsberechtigten Personen maximal 120 zusätzliche Taggelder.

  • Arbeitgeber dürfen für die Bezahlung der Arbeitnehmerbeiträge an die berufliche Vorsorge vorübergehend die von ihnen geäufneten Arbeitgeberbeitragsreserven verwenden. Diese Massnahme soll es den Arbeitgebern erleichtern, Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Für die Arbeitnehmenden hat die Massnahme keine Auswirkungen.

  • Der Bundesrat hat zudem beschlossen, eine Bewilligungspflicht für die Ausfuhr von medizinischer Schutzausrüstung einzuführen.

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