Nathalie Wappler wurde am Montag zur neuen SRF-Direktorin gewählt.
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SRF-Chefin Nathalie Wappler will keinen Meinungsjournalismus
«Ein Programm, das informiert, aber nicht polarisiert»

Die neue SRF-Chefin Nathalie Wappler will keinen Meinungsjournalismus bei ihren Sendern. Politiker begrüssen den Denkanstoss, sehen aber kein generelles Problem.
Publiziert: 11.11.2018 um 17:51 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2018 um 23:33 Uhr
Die designierte neue SRF-Direktorin Nathalie Wappler sagt: «Wir müssen ein Programm machen, das informiert, aber nicht polarisiert. Wir müssen keinen Meinungsjournalismus machen.»
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Ruedi Studer

Die Sender des Schweizer Fernsehens SRF sollen künftig auf Meinungsjournalismus verzichten. «Wir müssen ein Programm machen, das informiert, aber nicht polarisiert. Wir müssen keinen Meinungsjournalismus machen», sagt die designierte neue SRF-Direktorin Nathalie Wappler (50) im Interview mit der «NZZ am Sonntag».

SVP-Rickli: «Punktuelles Problem»

Gerade bei der SVP, die sich von SRF immer wieder ungerecht behandelt sieht, kommt Wapplers Ankündigung gut an. «Sie macht sich die richtigen Gedanken und nimmt ihren Job ernst», sagt SVP-Nationalrätin Natalie Rickli (41, ZH). Das Gewicht noch stärker auf Information zu legen, gehe in die richtige Richtung. «SRF soll recherchieren, informieren, Diskussionsgrundlagen schaffen und kritisch hinterfragen, damit sich die Bevölkerung eine eigene Meinung bilden kann.» Allerdings hält sie auch fest: «Es gibt kein generelles Problem mit Meinungsjournalismus, dieser existiert aber punktuell.»

Ihr Parteikollege Gregor Rutz (46, ZH) sieht seine Meinung durch Wappler bestätigt: «Wir haben vor allem mit einzelnen Formaten wie ‹Schawinski› oder ‹Rundschau› ein grundsätzliches Problem, die mit ihren krassen Stellungnahmen polarisieren.» Diese seien mit dem Service-public-Auftrag nicht vereinbar, so Rutz.

SP-Graf: «Wichtiger Denkanstoss»

Lobende Worte erntet Wappler auch von SP-Nationalrätin Edith Graf-Litscher (54, TG). «Sie gibt einen wichtigen Denkanstoss», sagt die Präsidentin der nationalrätlichen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen. SRF müsse zwar nicht auf Meinungen verzichten, aber: «Meinung und Berichterstattung müssen klarer getrennt werden.» 

Graf-Litscher hat bereits am eigenen Leib erfahren, wie SRF-Meinungsjournalismus funktioniert: «Mir wurde von SRF-Journalisten schon gesagt, was ich sagen solle, damit man eine Stellungnahme bringen werde – das geht doch nicht!» 

CVP-Candinas: «Kein Maulkorb»

Auch CVP-Nationalrat Martin Candinas (38, GR) räumt ein, dass es immer wieder mal Diskussionen um tendenziöse Beiträge gebe. Er sieht aber kein grundsätzliches Problem: «Es sind Einzelfälle. Und gegen solche kann man sich heute schon beim Ombudsmann beschweren.» Wenn Wappler einzelne Fehltritte beheben wolle, sei das in Ordnung.

Insgesamt windet Candinas dem SRF aber ein Kränzchen: «Redaktionelle Sendungen müssen sachgerecht sein – und das ist in der Regel auch der Fall. Für Einschätzungen und Einordnungen darf es aber keinen Maulkorb geben.»

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