Rüstungsaktien spülen 30 Millionen in die Kasse
Nationalbank sahnt dank Iran-Krise ab

Die militärische Krise zwischen dem Iran und den USA treibt den Aktienwert von Rüstungsfirmen in die Höhe. Das lässt auch die Kassen der Schweizerischen Nationalbank klingeln.
Publiziert: 09.01.2020 um 20:54 Uhr
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Aktualisiert: 10.01.2020 um 07:30 Uhr
Ladina Triaca

Nach der Tötung des iranischen Top-Generals Qassem Soleimani (†62) gleicht die Situation im Nahen Osten einem Pulverfass. Erst vor wenigen Tagen feuerten die Iraner aus Rache mehrere Raketen auf US-Militärstützpunkte im Irak. Und auch wenn US-Präsident Donald Trump (73) vorerst auf Entspannung setzt: Eine weitere Eskalation des Konflikts ist nicht auszuschliessen.

Besonders schnell auf die militärische Konfrontation reagiert haben die Börsen. Die meisten Aktien verloren vor dem Hintergrund des Säbelrasselns an Wert. Nicht so die Papiere der Rüstungsfirmen. Die legten zünftig zu! Denn die Anleger wissen: Ein Krieg lässt die Kassen der Rüstungsindustrie klingeln. Wer jetzt investiert, darf auf lukrative Gewinne hoffen.

Sieben Dollar in sieben Tagen

So lag etwa der Wert einer Aktie des US-Rüstungskonzerns Raytheon Ende 2019 noch bei 220 US-Dollar. Nach der Tötung Soleimanis stieg der Wert in den ersten sieben Tagen des neuen Jahres um drei Prozent auf rund 227 Dollar pro Stück.

Der militärische Konflikt zwischen den USA und dem Iran hält die Welt in Atem.
Foto: DUKAS
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Davon profitiert auch die Schweizerische Nationalbank (SNB). Denn sie besitzt gemäss den neusten Zahlen der US-Börsenaufsicht exakt 1'036'223 Raytheon-Aktien. Heisst insgesamt also: Eine Wertgewinn von sieben Millionen Dollar für die Nationalbank.

Und der Ertrag ist noch grösser. Denn die SNB investiert auch in andere Rüstungsfirmen wie Boeing, Honeywell oder General Dynamics. Diese Aktienpakete spülten der Bank in den vergangenen Tagen insgesamt 31,5 Millionen Dollar ins Portemonnaie.

«Die Menschen goutieren das nicht mehr»

«Es geht einfach nicht, dass die Schweiz als neutrales Land mit Kriegsgeschäften Geld verdient», sagt SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf (51). «Die Menschen goutieren das nicht mehr länger!» Die Sicherheitspolitikerin unterstützt denn auch die Kriegsgeschäfte-Initiative der GSoA und der Jungen Grünen.

Diese will der Nationalbank und den Pensionskassen verbieten, in Unternehmen zu investieren, die mehr als fünf Prozent ihres jährlichen Umsatzes mit der Herstellung von Kriegsmaterial erzielen. Der Bundesrat hat dem Anliegen bereits eine Absage erteilt. Nächste Woche brüten nun die Sicherheitspolitiker des Nationalrats über die Vorlage.

«Nationalbank ist unabhängig»

Ein vehementer Gegner der Initiative ist der Urner Ständerat Josef Dittli (62, FDP). «Ich bekenne mich klar zur Unabhängigkeit der Nationalbank und lehne jegliche Verpolitisierung ab», betont Dittli. Allerdings erwarte er von der SNB, dass diese ihr Portfolio regelmässig überprüfe – und sich wenn nötig auch von Titeln trenne. «So wie sie das zum Beispiel bei Lockheed Martin gemacht hat.» Die Wertpapiere des US-Rüstungskonzerns hatten in den vergangenen Tagen überdurchschnittlich stark zugelegt.

Dittli bestreitet zudem, dass die Nationalbank von der Iran-USA-Krise profitiere. «Da die SNB nur einen Bruchteil ihrer Anlagen in Rüstungsfirmen tätigt, dürfte ihr Portfolio insgesamt eher negativ betroffen sein von den Spannungen im Nahen Osten.»

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