Esther Friedli kandidiert für den Regierungsrat
Die leise Frau im Toggenburg

Lange wirkte sie im Hintergrund. Jetzt wagt sich Toni Brunners Lebenspartnerin selbst in die Politarena.
Publiziert: 06.03.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:10 Uhr
Nach Toni Brunners Rücktritt von der Parteispitze stellt sich Esther Friedli der Wahl in den St. Galler Regierungsrat.
Foto: Sabine Wunderlin
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Simon Marti

Nun also Esther Friedli (38). Die Lebenspartnerin von Noch-SVP-Präsident Toni Brunner (41) tritt in die politische Arena – und will St. Galler Regierungsrätin werden.

Über Nacht ist die Politologin der Volkspartei beigetreten, für die sie schon länger im Hintergrund gewirkt hatte. «Es ging Anfang Woche alles recht schnell», so Friedli knapp. Aber seit Sonntag befände sich die Partei in einer neuen Situation.

Konkret: SVP-Kandidat Herbert Huser (58) fiel an der Urne durch, sitzt künftig nicht einmal mehr im Kantonsrat. Fieberhaft suchte die SVP nach einem neuen Kandidaten für den zweiten Wahlgang am 24. April. Ein «geeigneter Kantonalpolitiker» nahm sich am Dienstagmorgen selbst wieder aus dem Rennen, heisst es aus der Partei. Friedli rückte in die Poleposition. «Ich habe Esther bestärkt zu kandidieren. Aber als es um den definitiven Entscheid der Kantonalpartei ging, hielt ich mich zurück», sagt Brunner.

Den Gang in die Politik habe sie eigentlich nicht gesucht. Aber: «Man muss die Chance packen, wenn sie sich bietet», sagt Friedli. «Solange Toni Parteipräsident war, war eine Kandidatur für mich kein Thema.» Mit Brunners Rücktritt von der Parteispitze wird das nun anders. Während er jahrelang die harte Linie der SVP lautstark im Lande verbreitete, tritt Friedli zurückhaltend auf. Leise und bedächtig spricht sie über den anstehenden Showdown in St. Gallen. «Von meinem ruhigen Naturell her kommt nur ein Exekutivamt in Frage», so Friedli. Für ein Mandat im Parlament seien andere Eigenschaften gefragt. Einen protzigen Wahlkampf mit riesigen Plakaten will sie erst recht nicht führen.

Friedli fühlt sich im Toggenburg wohl. Seit acht Jahren lebt die gebür­tige Bernerin in der urchigen Region, hilft Brunner bei der Bewirtschaftung des Bauernhofs. So habe sie zwischen den Sitzungen am Dienstag noch Eringer-Stiersamen bestellen müssen. «Dabei habe ich als Jugend­liche immer gesagt: Ja nie einen Bauern», sagt sie lachend.

Damals politisierte Friedli noch in der CVP, war proeuropäisch eingestellt. Deckungsgleich sind ihre Positionen mit der Volkspartei noch immer nicht. Friedli bezeichnet sich als gesellschaftsliberal, befürwortet etwa die Legalisierung des Cannabis-Konsums. Wie sie vor einer Woche über die Durchsetzungs-Initiative der SVP gestimmt hat, will sie nicht erläutern. Einig ist sie mit Brunner, dass die St. Galler Regierung dringend eine zweite Frau benötige. Und dass diese Frau Esther Friedli heissen soll. Dann käme es auch privat zu einem Rollentausch. «Sollte ich gewählt werden, muss halt Toni den Haushalt machen.»

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