Atomausstiegs-Initiative
Frauenpower gegen Atomstrom

Das Rennen um die Atomausstiegs-Initiative ist wenige Tage vor der Abstimmung noch offen. Klar ist aber: Kommt die Initiative durch, dann dank der Frauen. Diese stellen sich mehrheitlich hinter das Anliegen – und damit gegen Atomministerin Doris Leuthard.
Publiziert: 17.11.2016 um 00:13 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 18:52 Uhr
Ruedi Studer

Atomministerin Doris Leuthard droht am 27. November der Super-GAU. Den Grünen könnte mit ihrer Atomausstiegs-Initiative der Überraschungscoup gelingen, das zeigen zwei neue Umfragen. Gemäss jener von Tamedia sagen derzeit 57 Prozent Ja und 42 Prozent Nein. Die SRG-Umfrage kommt auf 48 Prozent Ja- und 46 Prozent Nein-Anteile.

«Alle wollen wir billigen Strom, aber die Folgekosten überlassen wir grosszügig unseren Kindern und Kindeskindern.» Clownin Gardi Hutter (63)
Foto: STEFANO SCHROETER

«Die Initiative führt zu einer übereilten Abschaltung, die Energiestrategie 2050 bringt eine bessere Lösung», erklärt CVP-Frau Leuthard ihren Einsatz für ein Nein.

Frauen mehrheitlich für Initiative

Doch ausgerechnet die Frauen könnten Leuthard einen Strich durch die Rechnung machen. Im Gegensatz zu den Männern stimmen diese der Initiative mit 56 Prozent mehrheitlich zu.

AKW-Ausstieg – das wird knapp! Frauen sind mehrheitlich dafür. Entscheiden sie die Abstimmung?
Foto: Fotomontage BLICK
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Dass sich die Frauen stärker mit der Initiative identifizieren, zeigt sich in der Kampagne. Zwar treten bei den Gegnern bürgerliche Politikerinnen und Wirtschaftsfrauen – so etwa BKW-Chefin Suzanne Thoma – gegen die Initiative an. Doch die Befürworter wissen ein breites Frauenkomitee hinter sich, dem sich über 1200 Frauen – von der Hausfrau bis zur Umweltwissenschaftlerin – angeschlossen haben.

Hinzu kommt weibliche Prominenz ausserhalb von Politik und Wirtschaft: Umweltschützerin Vera Weber, Ex-Miss-Schweiz Lolita Morena, Fernseh-Legende Helen Issler oder Clownin Gardi Hutter engagieren sich für den rascheren Atomausstieg.

Frauen sensibler für Umweltanliegen

«Mit jedem Tag, den die AKW länger am Netz bleiben, wird mehr Atommüll produziert, den niemand haben will und dessen sichere Endlagerung bis heute nicht gewährleistet ist», sagt Weber zu BLICK. Sie verspricht sich nach einem Ja neuen Schub für die Solarstrom-Förderung – hier habe die Schweiz die Entwicklung «völlig verschlafen».

Dass die Frauen bei der Atomausstiegs-Initiative den Ausschlag geben könnten, weiss Weber aus ihrem Kampf für die Zweitwohnungs-Initiative. Frauen seien sensibler und offener für Tier-, Natur- und Umweltschutzanliegen als Männer. «Sie denken an die Kinder, die in Zukunft auch in einer lebenswerten, sicheren Welt leben möchten.»

Ex-Miss-Schweiz Lolita Morena: «Die Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima haben mich etwas gelehrt: Das Spiel ist den Einsatz nicht wert.»
Foto: ZVG

Das bestätigt Ex-Miss Morena: «Für unsere Kinder, für die Umwelt und aus Verantwortung gegenüber den zukünftigen Generationen stimme ich Ja zum geordneten Atomausstieg», sagt die Westschweizerin. «Die Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima haben mich etwas gelehrt: Das Spiel ist den Einsatz nicht wert.»

Und Fernseh-Legende Issler warnt: «Ein Atomunfall würde das schweizerische Mittelland für Jahrhunderte unbewohnbar machen.»

Fernsehlegende Helen Issler: «Ein Atomunfall würde das schweizerische Mittelland für Jahrhunderte unbewohnbar machen.»

Männerkraft oder Frauenpower? 

Bundesrätin Leuthard wird bei ihren Geschlechtsgenossinnen also noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Oder darauf hoffen, dass Männerkraft die Frauenpower bodigt.

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