Nobelpreise 2019
Medizin-Nobelpreis für Entdecker der Sauerstoffsensorik von Zellen

William G. Kaelin Jr, Sir Peter J. Ratcliffe und Gregg L. Semenza teilen sich den diesjährigen Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Sie werden für die Entdeckung geehrt, wie Zellen die Verfügbarkeit von Sauerstoff wahrnehmen und sich daran anpassen.
Publiziert: 07.10.2019 um 11:50 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2019 um 13:57 Uhr

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Forscher-Trio untersuchte Sauerstoff-Sensorik von Zellen

Sauerstoff ist zentral für das Leben auf der Erde und für den Stoffwechsel. Aber wie genau Zellen unterschiedliche Verfügbarkeiten von Sauerstoff wahrnehmen und sich daran anpassen, war lange unklar, wie das Nobel-Komitee am Karolinska-Institut in Stockholm mitteilte.

Die US-Forscher William G. Kaelin Jr von der Harvard Medical School, Gregg L. Semenza von der Johns Hopkins University in Baltimore und der Brite Sir Peter J. Ratcliffe von der University of Oxford haben molekulare Mechanismen entschlüsselt, wie unterschiedliche Sauerstoffkonzentrationen den Stoffwechsel und die physiologische Funktion von Zellen beeinflussen.

Am Montag verkündete das Nobel-Komitee am Karolinska-Institut in Stockholm die drei Preisträger für Medizin oder Physiologie.

Warum ist diese Forschung wichtig?

Es gehe um einen der essenziellsten Anpassungsprozesse von Lebewesen, erklärte das Nobel-Komitee. Die Entdeckungen der drei Forscher hätten auch wichtige Grundlagen gelegt, eine Vielzahl von Krankheiten, darunter Blutarmut und Krebs, zu bekämpfen.

Im Mittelpunkt der Forschung der drei Nobellaureaten stehen Proteine, die in Abhängigkeit der Sauerstoffverfügbarkeit die Produktion des Blutbildungs-Hormons Erythropoietin (EPO) und zahlreicher anderer Gene regulieren. Durch Entschlüsselung der Mechanismen, wie bestimmte Gene in Antwort auf Sauerstoffmangel aktiviert werden, trugen sie zum Verständnis bei, wie Zellen ihren Stoffwechsel an niedrige Sauerstoffverfügbarkeit anpassen.

Zellen passen sich Sauerstoffverbrauch an

Beispielsweise müssen sich unsere Muskeln beim Sporttreiben an den erhöhten Sauerstoffverbrauch anpassen. Auch die Bildung neuer Blutgefässe und roter Blutzellen, die Feinsteuerung des Immunsystems und die Embryonal- und Plazentaentwicklung hängen mit der Maschinerie der Zellen zusammen, die Sauerstoff messen und Gene entsprechend aktivieren.

Zentral in Krebsforschung

Die Entdeckungen der Forscher haben beispielsweise auch Relevanz beim Verständnis von Krebs: Krebszellen nutzen diese Sauerstoffsensorik, um die Bildung von Blutgefässen anzuregen und sich selbst mit ausreichend Sauerstoff für ihr beschleunigtes Wachstum zu versorgen.

Wie viel Preisgeld erhalten Nobelpreis-Träger?

Die Nobelpreise sind pro Kategorie mit neun Millionen schwedischen Kronen (rund 908'000 Franken) dotiert. Offiziell geehrt werden die Preisträger am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters und Dynamit-Erfinders Alfred Nobel. Sie erhalten dann neben dem Preisgeld die berühmte Medaille sowie eine Nobelurkunde. (SDA)

Wann werden die Sieger der Nobelpreise bekanntgegeben?

DatumKategorie
25.09Ig-Nobelpreis
07.10Medizin-Nobelpreis
08.10Physik-Nobelpreis
09.10Chemie-Nobelpreis
10.10Literaturnobelpreis, Doppelvergabe
11.10Friedensnobelpreis
14.10Wirtschafts-Nobelpreis
Die Medizin-Nobelpreisträger seit 2009

Der Medizin-Nobelpreis wird seit 1901 verliehen. Die erste Auszeichnung ging damals an den deutschen Bakteriologen Emil Adolf von Behring für die Entdeckung der Serumtherapie gegen Diphtherie.

Die Preisträger der vergangenen Jahre:

  • 2020: Der Nobelpreis des Jahres 2020 für die Kategorie Physiologie oder Medizin geht an die US-Amerikaner Harvey J. Alter und Charles M. Rice sowie den Briten Michael Houghton. Die drei Virologen werden für die Entdeckung des Hepatitis C‑Virus ausgezeichnet.
  • 2019: Die US-Forscher William G. Kaelin Jr von der Harvard Medical School, Gregg L. Semenza von der Johns Hopkins University in Baltimore und der Brite Sir Peter J. Ratcliffe von der University of Oxford für die Entdeckung geehrt, wie Zellen die Verfügbarkeit von Sauerstoff wahrnehmen und sich daran anpassen.
  • 2018: Der US-Amerikaner James Allison und der Japaner Tasuku Honjo für die Entwicklung von Immuntherapien gegen Krebs.
  • 2017: Die US-Forscher Jeffrey Hall, Michael Rosbash und Michael Young für die Erforschung der Inneren Uhr.
  • 2016: Der Japaner Yoshinori Ohsumi, der das lebenswichtige Recycling-System in Körperzellen entschlüsselt hat.
  • 2015: Die Chinesin Youyou Tu, die den Malaria-Wirkstoffs Artemisinin entdeckt hat. Sie teilte sich den Preis mit dem gebürtigen Iren William C. Campbell und dem Japaner Satoshi Omura, die an der Bekämpfung weiterer Parasiten gearbeitet hatten.
  • 2014: Das norwegische Ehepaar May-Britt und Edvard Moser sowie John O'Keefe (USA/Grossbritannien) für die Entdeckung eines Navis im Hirn: Sie fanden grundlegende Strukturen unseres Orientierungssinns.
  • 2013: Thomas Südhof (gebürtig in Deutschland) sowie James Rothman (USA) und Randy Schekman (USA) für die Entdeckung von wesentlichen Transportmechanismen in Zellen.
  • 2012: Der Brite John Gurdon und der Japaner Shinya Yamanaka für die Rückprogrammierung erwachsener Körperzellen in den embryonalen Zustand.
  • 2011: Bruce Beutler (USA) und Jules Hoffmann (Frankreich) für Arbeiten zur Alarmierung des angeborenen Abwehrsystems. Ralph Steinman aus Kanada entdeckte Zellen, die das erworbene Immunsystem aktivieren. Er war kurz vor der Verkündung gestorben und bekam den Preis posthum.
  • 2010: Der Brite Robert Edwards für die Entwicklung der Reagenzglas-Befruchtung.
  • 2009: Elizabeth Blackburn, Carol Greider und Jack Szostak (alle USA) für die Erforschung der Zellalterung.

Alle Schweizer Medizin-Nobelpreisträger:

  • 1996: Rolf M. Zinkernagel für die Erkenntnis, wie das Immunsystem virusinfizierte Zellen erkennt.
  • 1992: Edmond H. Fischer (CH/USA) für die Entdeckung bestimmter molekularer Mechanismen, welche die Stoffwechselvorgänge steuern.
  • 1978: Werner Arber für die Entdeckung von Enzymen, die Erbgutstränge zerschneiden können, und ihre Anwendung in der Molekulargenetik.
  • 1957: Daniel Bovet (CH/ITA) für Erkenntnisse zu synthetischen Stoffen wie Sulfonamiden (Antibiotika), Antihistaminen oder Muskelrelaxantien.
  • 1951: Max Theiler (CH/ZA/USA) für die Entwicklung eines Impfstoffes gegen Gelbfieber.
  • 1950: Tadeus Reichstein (CH seit 1915) für Entdeckungen bei den Hormonen der Nebennierenrinde, ihrer Struktur und ihrer Wirkungen.
  • 1949: Walter Rudolf Hess für seine Erkenntnisse über das Zwischenhirn und wie es Körpervorgänge wie die Atmung reguliert.
  • 1948: Paul H. Müller für die Entdeckung der starken insektentötenden Wirkung von DDT.
  • 1909: Emil Theodor Kocher für seine Arbeiten über die Funktionsweise, Krankheiten und Chirurgie der Schilddrüse.

(SDA)


Der Medizin-Nobelpreis wird seit 1901 verliehen. Die erste Auszeichnung ging damals an den deutschen Bakteriologen Emil Adolf von Behring für die Entdeckung der Serumtherapie gegen Diphtherie.

Die Preisträger der vergangenen Jahre:

  • 2020: Der Nobelpreis des Jahres 2020 für die Kategorie Physiologie oder Medizin geht an die US-Amerikaner Harvey J. Alter und Charles M. Rice sowie den Briten Michael Houghton. Die drei Virologen werden für die Entdeckung des Hepatitis C‑Virus ausgezeichnet.
  • 2019: Die US-Forscher William G. Kaelin Jr von der Harvard Medical School, Gregg L. Semenza von der Johns Hopkins University in Baltimore und der Brite Sir Peter J. Ratcliffe von der University of Oxford für die Entdeckung geehrt, wie Zellen die Verfügbarkeit von Sauerstoff wahrnehmen und sich daran anpassen.
  • 2018: Der US-Amerikaner James Allison und der Japaner Tasuku Honjo für die Entwicklung von Immuntherapien gegen Krebs.
  • 2017: Die US-Forscher Jeffrey Hall, Michael Rosbash und Michael Young für die Erforschung der Inneren Uhr.
  • 2016: Der Japaner Yoshinori Ohsumi, der das lebenswichtige Recycling-System in Körperzellen entschlüsselt hat.
  • 2015: Die Chinesin Youyou Tu, die den Malaria-Wirkstoffs Artemisinin entdeckt hat. Sie teilte sich den Preis mit dem gebürtigen Iren William C. Campbell und dem Japaner Satoshi Omura, die an der Bekämpfung weiterer Parasiten gearbeitet hatten.
  • 2014: Das norwegische Ehepaar May-Britt und Edvard Moser sowie John O'Keefe (USA/Grossbritannien) für die Entdeckung eines Navis im Hirn: Sie fanden grundlegende Strukturen unseres Orientierungssinns.
  • 2013: Thomas Südhof (gebürtig in Deutschland) sowie James Rothman (USA) und Randy Schekman (USA) für die Entdeckung von wesentlichen Transportmechanismen in Zellen.
  • 2012: Der Brite John Gurdon und der Japaner Shinya Yamanaka für die Rückprogrammierung erwachsener Körperzellen in den embryonalen Zustand.
  • 2011: Bruce Beutler (USA) und Jules Hoffmann (Frankreich) für Arbeiten zur Alarmierung des angeborenen Abwehrsystems. Ralph Steinman aus Kanada entdeckte Zellen, die das erworbene Immunsystem aktivieren. Er war kurz vor der Verkündung gestorben und bekam den Preis posthum.
  • 2010: Der Brite Robert Edwards für die Entwicklung der Reagenzglas-Befruchtung.
  • 2009: Elizabeth Blackburn, Carol Greider und Jack Szostak (alle USA) für die Erforschung der Zellalterung.

Alle Schweizer Medizin-Nobelpreisträger:

  • 1996: Rolf M. Zinkernagel für die Erkenntnis, wie das Immunsystem virusinfizierte Zellen erkennt.
  • 1992: Edmond H. Fischer (CH/USA) für die Entdeckung bestimmter molekularer Mechanismen, welche die Stoffwechselvorgänge steuern.
  • 1978: Werner Arber für die Entdeckung von Enzymen, die Erbgutstränge zerschneiden können, und ihre Anwendung in der Molekulargenetik.
  • 1957: Daniel Bovet (CH/ITA) für Erkenntnisse zu synthetischen Stoffen wie Sulfonamiden (Antibiotika), Antihistaminen oder Muskelrelaxantien.
  • 1951: Max Theiler (CH/ZA/USA) für die Entwicklung eines Impfstoffes gegen Gelbfieber.
  • 1950: Tadeus Reichstein (CH seit 1915) für Entdeckungen bei den Hormonen der Nebennierenrinde, ihrer Struktur und ihrer Wirkungen.
  • 1949: Walter Rudolf Hess für seine Erkenntnisse über das Zwischenhirn und wie es Körpervorgänge wie die Atmung reguliert.
  • 1948: Paul H. Müller für die Entdeckung der starken insektentötenden Wirkung von DDT.
  • 1909: Emil Theodor Kocher für seine Arbeiten über die Funktionsweise, Krankheiten und Chirurgie der Schilddrüse.

(SDA)


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