Aus dem Werk veröffentlichte die französische Zeitung «Le Figaro» am Sonntag vorab Auszüge. Vatikan-Experten reagierten verblüfft darauf, dass Benedikt öffentlich Stellung zu Angelegenheiten seines Nachfolgers bezieht.
Der Experte Iacopo Scaramuzzi etwa schrieb am Sonntag im Kurzbotschaftendienst Twitter, die Kohabitation von früherem und derzeitigem Papst sei schwierig, wenn der Amtsvorgänger sein Versprechen nicht einhalte, «sich zu verbergen und zu gehorchen».
Benedikt und Kardinal Sarah warnen in dem Buch, dass sich die katholische Kirche nicht von «schlechten Einlassungen, Theatralik, diabolischen Lügen und im Trend liegenden Irrtümern» beeinflussen lassen dürfe, «welche den priesterlichen Zölibat entwerten wollen». Sie warnen auch, dass Priester durch die «ständige Infragestellung» des Zölibats verwirrt würden.
Ehe wegen Priester-Mangel erlauben
Franziskus prüft derzeit, ob in entlegenen Weltgegenden wie etwa bestimmten Gebieten des Amazonas, in denen es einen Mangel an Priestern gibt, den Geistlichen die Ehe erlaubt werden soll. Es wird erwartet, dass er seinen Entscheid in den kommenden Wochen verkündet. Bei einer Amazonas-Synode im Oktober in Rom hatten Bischöfe den Papst aufgerufen, in der Amazonasregion das Priesteramt für verheiratete Männer zu öffnen.
Der 92-jährige Benedikt argumentiert aber laut «Figaro» in dem Buch, dass die Ehe «den Mann in seiner Gesamtheit betrifft» – da das Priesteramt ebenfalls die Gesamtheit des Mannes beanspruche, «scheint es nicht möglich, beiden Berufungen gleichzeitig nachzugehen».
Benedikt war im Jahr 2013 als Oberhaupt der katholischen Kirche zurückgetreten. Er war der erste Papst seit dem Mittelalter, der zurücktrat. (SDA)