Mit Farbe versprayt
Bild von Cahn von ehemaligem rechtsextremem Abgeordneten verwüstet

Ein ehemaliger rechtsextremer Abgeordneter hat am Sonntag in Palais de Tokyo in Paris ein Gemälde der Basler Künstlerin Miriam Cahn verwüstet. Die Pariser Staatsanwaltschaft kündigte die Einleitung einer Untersuchung wegen Beschädigung von Kulturgut an.
Publiziert: 09.05.2023 um 16:09 Uhr
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Aktualisiert: 09.05.2023 um 22:25 Uhr

Die Pariser Staatsanwaltschaft nahm den 80-Jährigen fest, der am Sonntag lila Farbe auf das Werk «Fuck abstraction!» gesprüht hatte. Das Gemälde zeigt eine Person mit gefesselten Händen, die von einem mächtigen Mann ohne Gesicht zum Oralsex gezwungen wird. Kritiker behaupten, dass es sich bei dem Opfer um ein Kind handelt, was die Künstlerin jedoch bestreitet und sich auf die Darstellung von Vergewaltigung als Kriegswaffe und Verbrechen gegen die Menschlichkeit beruft.

Verschiedene Kinderschutzorganisationen, die das Gemälde für kinderpornografisch hielten, hatten die Entfernung des Gemäldes gefordert. Die Forderung wurden jedoch im Frühjahr vom Verwaltungsgericht Paris und später vom höchsten Verwaltungsgericht abgewiesen.

Die Kulturministerin Rima Abdul Malak verurteilte die «Instrumentalisierung» des Gemäldes durch den Front National, «um Polemik zu erzeugen und die kreative Freiheit der Künstler anzugreifen».

Ein ehemaliger rechtsextremer Abgeordneter hat ein Bild der Basler Künstlerin Miriam Cahn in einer Ausstellung in Paris verwüstet. (Archivbild)
Foto: CHRISTIAN BEUTLER

Rechtsnationale Partei weist Verantwortung zurück

Die Chefin der rechtsnationalen Partei, Marine Le Pen, wies jegliche Verantwortung für die Beschädigung zurück. Sie könne nicht für ein individuelles Verhalten von jemandem verantwortlich gemacht werden, der vor acht Jahren Stadtrat gewesen sei, sagte sie im Sud Radio. Der Mann sei kein Parteimitglied mehr. «Es war falsch von ihm, dies zu tun», so Le Pen.

Schockiert zeigte sich Pro Helvetia-Direktor Philippe Bischof. Gegenüber dem Westschweizer Fernsehen RTS erklärte er am Montag, «mit den sozialen Netzwerken kann man Kunstwerke sehr leicht dekontextualisieren, sie aus dem Museum holen, ohne den Ansatz des Künstlers zu kennen».

Es ist nicht das erste Mal, dass ein zeitgenössischer Schweizer Künstler eine heftige Kontroverse auslöst. In einer theatralischen Rahmenveranstaltung zur Ausstellung «Swiss-Swiss Democracy» von Thomas Hirschhorn im Centre culturel suisse de Paris 2004 wurde ein Bild des damaligen Bundesrats Christoph Blocher von einem Schauspieler angepinkelt. In der Folge kürzten die eidgenössischen Räte als «Strafaktion» das Budget von Pro Helvetia um eine Million Franken.

(SDA)

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