Mehrere Männer missbraucht – «Als ich mitten in der Nacht aufwachte, war er in mir drin»
Zürcher Model-Agent (35) bekommt 28 Monate Haft

Junge Männer träumten von einer Model-Karriere und wurden von Agentur-Boss James N.* sexuell ausgenutzt. Heute stand der 35-Jährige vor dem Zürcher Obergericht. Nun wurde er zu 28 Monaten Haft verurteilt.
Publiziert: 07.11.2022 um 10:23 Uhr
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Aktualisiert: 07.11.2022 um 17:42 Uhr
Viktor Dammann

Es war der Wunschtraum einer internationalen Modelkarriere. Geschürt vom Zürcher Modelagentur-Boss James N.* (35). Doch statt sie auf den Laufsteg oder auf tolle Hochglanzfotos zu bringen, soll der Chef von seinen blutjungen Models Sex verlangt haben. Bekam er diesen nicht freiwillig, nötigte er laut Anklage seine Opfer. Am Montag stand der ungeständige «Model-Macher» vor dem Zürcher Obergericht. Dieses senkt die Strafe auf 28 Monate Haft. N.* wurde verurteilt wegen Schändung, mehrfachen sexueller Nötigung, mehrfachen Ausnutzens einer Notlage und sexuellen Handlungen mit einem Minderjährigen.

James N. bestritt schon letztes Jahr vor dem Zürcher Bezirksgericht die meisten Vorwürfe. Auch heute verweigerte er zu den Anschuldigungen die Aussage oder sein Anwalt sprach von einvernehmlichem Sex. Zudem hätten sich die Männer in keiner Notlage befunden. In der Anklageschrift sei dies auch nicht ausgeführt.

Erst in seinem Schlusswort räumte James N., der den Prozessbeginn verschlafen hatte, Fehler ein: «Es tut mir leid, was alles passiert ist.» Doch habe er sehr viel in Menschen investiert. «Dieses Vertrauen ist nun erschüttert», jammerte er.

Modelagentur-Chef James soll männliche Models missbraucht haben
Foto: zvg
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Perfide und fies vorgegangen

Das Bezirksgericht hatte ihn wegen Schändung, mehrfacher sexueller Nötigung, mehrfachem Ausnützen einer Notlage und sexuellen Handlungen mit einem Kind zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Eines der Opfer hatte sich noch im Schutzalter befunden. Ein Jahr hätte der Sexualstraftäter verbüssen müssen, zwei Jahre wurden bedingt ausgesprochen.

Vor Bezirksgericht hatte der Agentur-Chef sein Fett abbekommen. Der Beschuldigte sei perfide und fies vorgegangen, indem er den teils unerfahrenen jungen Männern weis gemacht hatte, Sex gehöre eben zum Modelbusiness.

Für eine Modelkarriere müsse man zu allem bereit sein

Auch Blick hatte über die Vorwürfe gegen den übergriffigen Modelboss berichtet. Der zur Tatzeit 17-jährige M.H.** schilderte, wie ihn James N. mit Alkohol abgefüllt und dann missbraucht habe: «Als ich mitten in der Nacht aufwachte, war er in mir drin.» Der Geschädigte sah sich laut Staatsanwalt ausser Stande, sich zu wehren. Er habe den Beschuldigten nur noch bitten können, ein Kondom zu benutzen.

Einem 19-jährigen zerriss James N. die Unterhose, weil sich dieser gegen die Annäherungsversuche gewehrt hatte. Er müsse für all dies bereit sein, wenn er ein erfolgreiches Model werden wolle, habe er dem Mann gesagt. Bei zwei Opfern bestand zudem der Verdacht, James N. habe sie mit K.o.-Tropfen ausser Gefecht gesetzt. Diese Taten liessen sich jedoch nicht nachweisen.

Das Urteil des Obergerichtes folgt heute Abend.

*Namen geändert

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