Japan bereitet sich auf neue Ära vor
Kaiser Akihito beginnt mit Abdankungsprozess

Mit einer Reihe von Ritualen hat Japans Kaiser Akihito am Dienstag seinen Rücktritt eingeleitet. In einer traditionellen goldbraunen Robe und schwarzer Kopfbedeckung begab sich der 85-Jährige zunächst zu mehreren heiligen Schreinen im Kaiserpalast.
Publiziert: 30.04.2019 um 09:13 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2019 um 19:31 Uhr

In den heiligen Schreinen berichtete der Kaiser seinen Vorfahren und den Shinto-Göttern von seiner bevorstehenden Abdankung. Am späten Nachmittag (Ortszeit, 10.00 Uhr MESZ) wird er dann seinen Thronverzicht erklären.

Neue Zeitrechnung beginnt

Am Mittwoch geht die Herrschaft des Tenno, wie der Kaiser in Japan genannt wird, offiziell an Akihitos 59-jährigen Sohn Naruhito über. Mit der Abdankung von Kaiser Akihito nach 30 Jahren auf dem Thron endet in Japan auch eine Ära: Nach «Heisei», was mit «Frieden schaffen» übersetzt werden kann, gilt ab Mittwoch «Reiwa», die Ära der «schönen Harmonie».

Eine einfache Wandergruppe? Nein, Kronprinz Naruhito (links) mit Jungfraubahnen-Direktor Urs Kessler 2014 auf der Schynigen Platte.
Foto: Keystone
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Der japanische Kaiser Akihito dankt ab. Der 85 Jahre alte Monarch führte am Dienstag in den Schreinen seines Palastes religiöse Riten aus - gekleidet in die moderne Version einer jahrhundertealten höfischen Tracht aus goldbrauner Robe und hoch aufragender schwarzer Kopfbedeckung.
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Japan musste Verfassung anpassen

2016 hatte Akihito sein Land schockiert, als er seinen Wunsch verkündete, sich von seinen Kaiserpflichten zurückzuziehen. Als Grund nannte er sein hohes Alter und seine angeschlagene Gesundheit. Eine Abdankung des Kaisers aber war in Japans Nachkriegsverfassung nicht vorgesehen - der bisher letzte Thronverzicht lag zwei Jahrhunderte zurück. Deshalb mussten eigens ein Gesetz verabschiedet und das Verfahren festgelegt werden.

Akihito verabschiedet sich

In einer kurzen Ansprache sagte der 85-jährige Akihito, er habe seine 30-jährige Herrschaft mit «tiefem Respekt und mit Liebe für das Volk» ausgeübt. «Das war ein grosser Segen.» Er danke dem japanischen Volk «von Herzen», dass es ihn als «Symbol des Staates akzeptiert und unterstützt» habe, sagte Akihito.

Ausschluss der Öffentlichkeit

Die eigentliche Abdankung findet im Matsu-no-Ma, einer 370-Quadratmeter grossen Halle im Kaiserpalast, statt. An der Zeremonie nehmen mehr als 300 Menschen teil, darunter neben Mitgliedern der Kaiserfamilie auch Vertreter von Japans Regierung und Parlament, hochrangige Richter und regionale Regierungschefs.

Die Öffentlichkeit bleibt ausgeschlossen. Doch schon in den Morgenstunden fanden sich trotz Dauerregens viele Japaner vor dem Kaiserpalast ein, um Abschied von ihrem Tenno zu nehmen. «Ich möchte unserem Kaiser für seine harte Arbeit danken», sagte der 76-jährige Hironari Uemara, der aus Okayama nach Tokio gereist war. Seine Frau fügte hinzu, sie werde Akihito und seine «Heisei»-Ära vermissen.

Kaiserpaar ist sehr beliebt

Akihito und seine Frau Michiko sind im Volk sehr beliebt. Über die Jahre gelang es ihnen, die starren Traditionen des Kaiserpalasts etwas aufzubrechen und der uralten Monarchie einen wärmeren, volksnäheren Charakter zu geben. Allgemeine Anerkennung bekamen sie, als sie nur zwei Monate nach dem verheerenden Erdbeben, dem Tsunami und der anschliessenden Reaktorkatastrophe im Jahr 2011 Opfer in der radioaktiv verseuchten Provinz Fukushima besuchten und ihnen Trost spendeten.

(SDA)

Japaner kommerzialisieren Abdankung

Nicht nur eine Abdankung eines japanischen Kaisers zu Lebzeiten ist eine Seltenheit - auch die Kommerzialisierung des Ereignisses. Vom Coffee-Shop über Pizzabäcker bis zum T-Shirt-Druck: Jeder versucht, sein Stück vom Kuchen zu ergattern.

Sogar «Luft aus der zu Ende gehende Ära» bietet ein findiger Händler an - für zehn Dollar (8,95 Euro) die Dose. Von der «Luft des Heisei», wie die alte Kaiserzeit hiess, sollen tausend Dosen verkauft werden, hofft Unternehmer Minoru Inamoto.

Produziert werden sie im Dorf Henari, dessen Name sich aus denselben japanischen Schriftzeichen zusammensetzt wie «Heisei». Der Inhalt: Luft und eine Fünf-Yen-Münze, die als Glücksbringer gilt.

Neue Ära als Inspiration für Souvenirs

Kapital wird aber nicht nur aus der mit Akihito endenden «Heisei»-Zeit geschlagen, auch die mit dem neuen Tenno Naruhito am Mittwoch beginnende «Reiwa»-Ära («Harmonie») inspiriert die Souvenirhändler.

Am schnellsten war eine Firma mit einer Tasse mit dem Schriftzug auf dem Markt: Nur zwei Minuten und 27 Sekunden dauerte es nach der Bekanntgabe des neuen Namens Anfang April, wie ein privater Fernsehsender berichtete.

Pizza mit Parmesan-Lettern, Cup Cakes, T-Shirts, Schlüsselanhänger, Flaschenetiketten - sogar Milchschaum: «Reiwa» prangt überall. Ein Café-Künstler zauberte sogar den japanischen Regierungssprecher auf den Latte, wie dieser bei der Präsentation eine Tafel mit dem neuen Namen hochhält.

Nicht nur eine Abdankung eines japanischen Kaisers zu Lebzeiten ist eine Seltenheit - auch die Kommerzialisierung des Ereignisses. Vom Coffee-Shop über Pizzabäcker bis zum T-Shirt-Druck: Jeder versucht, sein Stück vom Kuchen zu ergattern.

Sogar «Luft aus der zu Ende gehende Ära» bietet ein findiger Händler an - für zehn Dollar (8,95 Euro) die Dose. Von der «Luft des Heisei», wie die alte Kaiserzeit hiess, sollen tausend Dosen verkauft werden, hofft Unternehmer Minoru Inamoto.

Produziert werden sie im Dorf Henari, dessen Name sich aus denselben japanischen Schriftzeichen zusammensetzt wie «Heisei». Der Inhalt: Luft und eine Fünf-Yen-Münze, die als Glücksbringer gilt.

Neue Ära als Inspiration für Souvenirs

Kapital wird aber nicht nur aus der mit Akihito endenden «Heisei»-Zeit geschlagen, auch die mit dem neuen Tenno Naruhito am Mittwoch beginnende «Reiwa»-Ära («Harmonie») inspiriert die Souvenirhändler.

Am schnellsten war eine Firma mit einer Tasse mit dem Schriftzug auf dem Markt: Nur zwei Minuten und 27 Sekunden dauerte es nach der Bekanntgabe des neuen Namens Anfang April, wie ein privater Fernsehsender berichtete.

Pizza mit Parmesan-Lettern, Cup Cakes, T-Shirts, Schlüsselanhänger, Flaschenetiketten - sogar Milchschaum: «Reiwa» prangt überall. Ein Café-Künstler zauberte sogar den japanischen Regierungssprecher auf den Latte, wie dieser bei der Präsentation eine Tafel mit dem neuen Namen hochhält.

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