In dieser Geschichte gibt es nur Verlierer
Dalmatiner ausgesetzt, Reue gezeigt, Busse kassiert

Ein portugiesisches Gastarbeiterpaar bringt den Dalmatinerwelpen Jordan im letzten Sommer in die Schweiz. Kurze Zeit später wird der Hund in St. Gallen ausgesetzt. Jetzt wurden die beiden wegen Tierquälerei verurteilt.
Publiziert: 08.01.2018 um 16:04 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 15:18 Uhr
Marco Latzer

Dieser Hundekauf ging mächtig in die Hose. Im letzten Sommer ergattert Adelina S.* (47) in ihrer Heimat Portugal für 100 Euro einen Dalmatinerwelpen. «Er war als Überraschung für meinen Mann Jorge (51) gedacht», sagt sie. Dieser sei seit drei Jahren schwer erkrankt. 

Von Hunden hat das Paar offensichtlich keine Ahnung. Ohne Dokumente und Impfungen bringen sie den Hund, den sie schliesslich Jordan taufen, via Basel in die Ostschweiz. «Wir dachten, das sei okay», sagen die zwei.

Ausgesetzt oder losgerissen?

Bloss: Nur wenige Tage nach der Ankunft in St. Gallen wird Jordan plötzlich auf einem Firmenareal gefunden. «Er ist uns abgehauen, wir haben ihn einfach nicht mehr gefunden», sagt Adelina S. zur Verteidigung.

Mit diesem Foto suchte die Stadtpolizei St. Gallen im letzten Sommer nach den Haltern des jungen Dalmatiners Jordan.
Foto: Stadtpolizei St.Gallen
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Ganz so simpel ist die Geschichte nicht: Ein Augenzeuge sichtet das Paar am Abend des Verschwindens, als es mit dem Rüden im Auto unterwegs ist.

Der Fundort liegt mehrere Kilometer vom überforderten Paar entfernt. Für die St. Galler Staatsanwaltschaft ist damit klar, dass Jordan bewusst ausgesetzt wurde! Kurios: Adelina S. meldet sich selbst als Halterin bei der Polizei, als ihr damals zwölf Wochen alter Dalmatiner mehrfach in der Lokalzeitung erscheint.

Plötzlich entdeckten sie den Hund in der Zeitung

«Ich habe mich sofort gemeldet, als ich das Bild von ihm entdeckte», sagt die Portugiesin. Doch dann macht die Frau irreführende Angaben: Sie behauptet kurzerhand, dass Jordan ab ihrem Wohnort verschwunden sei!

«Es tut mir leid. Ich war nervös und wusste nicht, was ich sagen sollte», entschuldigt sich Adelina S. heute. Es stimme, dass Jordan auf dem Firmenareal verschwunden sei. «Aussetzen wollten wir ihn aber nicht», sagt sie. 

Jordan hat sein Plätzchen gefunden

Trotzdem wird sie wegen Übertretung des Tierseuchengesetzes und – wie auch Gatte Jorge – wegen vorsätzlicher Tierquälerei verurteilt. Die Strafe fällt bedingt aus, die Bussen und Verfahrenskosten belaufen sich auf insgesamt 500 Franken.

«In der Schweiz hätten wir uns Jordan nie leisten können, in Portugal war es halt einfach viel günstiger», sagt Adelina S. kleinlaut. Immerhin: Für den Hund wurde nach dem Aufenthalt im Tierheim mittlerweile ein neues Zuhause gefunden.

*Name der Redaktion bekannt

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