Tanker-Streit vor Gibraltar
Iranischer Öltanker sticht in See

Der vor mehr als sechs Wochen festgesetzte Supertanker «Grace 1» mit iranischem Öl hat Gibraltar verlassen. Dies bestätigte der iranische Botschafter in London, Hamid Baeidinedschad.
Publiziert: 19.08.2019 um 02:19 Uhr
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Aktualisiert: 19.08.2019 um 08:47 Uhr

Laut der auf den Schiffsverkehr spezialisierten Internetseite Marine Traffic setzte sich der inzwischen in «Adrian Darya» umbenannte Tanker am Sonntagabend in Bewegung und fuhr in der Nacht zum Montag Richtung Südosten. Das Ziel des Tankers war jedoch weiter unklar.

Der iranische Botschafter in London, Hamid Baeidinedschad, meldete in der Nacht zum Montag auf seiner Instagram-Seite, der Tanker sei nach 45 Tagen vor Gibraltar in Richtung internationale Gewässer unterwegs.

Verdacht auf Verstoss gegen Sanktionen

Die Behörden Gibraltars bestätigten dies zunächst nicht. Zuvor hatte Gibraltar die Forderung der USA zurückgewiesen, den Tanker dauerhaft zu beschlagnahmen.

Der von britischen Spezialeinheiten aufgebrachte Supertanker «Grace 1», der nun auf Adrian Darya umbenannt wurde, ist wieder auf Fahrt. Das Ziel ist noch unbekannt. Iran hat versichert, das Öl an Bord des Tankers werde nicht nach Syrien geliefert. (Foto: Carrasco Ragel / EPA)
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Die USA argumentierten, der tatsächliche Eigentümer des Tankers sei die iranische Revolutionsgarde. Das Öl an Bord sei 130 Millionen Dollar wert, die für die von den USA als Terrororganisation eingestufte Revolutionsgarde bestimmt seien.

Gibraltar erklärte dagegen, anders als in den USA gelte diese in der EU, in Grossbritannien und Gibraltar nicht als Terrororganisation und es gebe dort keine Entsprechung für US-Sanktionen gegen den Iran.

Die Behörden des britischen Gebiets hatten die «Grace 1» am 4. Juli mit Unterstützung britischer Spezialeinheiten aufgebracht. Nach britischen Angaben sollte der Tanker iranisches Erdöl an Syrien liefern, was gegen EU-Sanktionen verstösst.

Öl darf nicht in den Iran

Am Donnerstag gab das Oberste Gericht Gibraltars die «Grace 1» wieder frei. Teheran hatte dem britischen Gebiet an der Südspitze Spaniens zuvor schriftlich versichert, dass die Fracht nicht nach Syrien gebracht werde.

Das Aussenministerium in London betonte, der Iran müsse sich nun an seine Zusicherung halten. Teheran teilte mit, der Tanker fahre nun unter iranischer Flagge.

Nach Auskunft der Schiffsagentur Astralship in Gibraltar, die mit organisatorischen und logistischen Aufgaben des Schiffs beauftragt wurde, sollte eine neue Besatzung bestehend aus indischen und ukrainischen Staatsangehörigen die bisherigen Seeleute an Bord ersetzen.

Der Tanker wurde Anfang Juli nahe Gibraltar festgesetzt. Kurz darauf setzte der Iran seinerseits einen unter britischer Flagge fahrenden Öltanker, die «Stena Impero», fest. Sie wird weiterhin von Teheran festgehalten. Analysten gehen davon aus, dass nach der Freilassung der «Adrian Darya 1» auch die «Stena Impero» ihre Fahrt bald fortsetzen kann.

Der Fall hatte die diplomatischen Spannungen zwischen dem Iran und westlichen Staaten verschärft. Nun wächst die Hoffnung auf eine Deeskalation in dem schwelenden Konflikt zwischen dem Iran und mehreren westlichen Ländern, darunter Grossbritannien und den USA.

(SDA)

Der Iran-Konflikt im Ticker

Der Konflikt zwischen dem Iran und den USA spitzt sich immer weiter zu. Im Newsticker halten wir Sie über die Vorkommnisse auf dem Laufenden.

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