An diesem Auto machte sich der Dieb zu schaffen
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«Er nahm alles auseinander»:An diesem Auto machte sich der Dieb zu schaffen

Einbruch-Serie in der Schweiz immer extremer – Betroffener erzählt
«Ich wachte auf, weil meine Mutter vor Angst schrie»

Die Nacht auf Donnerstag für die Familie Zallaj der reinste Horror. Ein dunkelgekleideter Mann hat zuerst ihr Auto aufgebrochen und dann versucht, in das Haus einzusteigen. In der ganzen Schweiz sind Einbrecher auf dem Vormarsch.
Publiziert: 23.12.2023 um 10:33 Uhr
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Aktualisiert: 26.12.2023 um 14:43 Uhr
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Beat MichelReporter

Der Familie Zallaj steckt noch der Schreck in den Knochen. «Wir leben seit 30 Jahren in Grünenmatt BE und haben uns bisher immer so sicher gefühlt. Das ist jetzt vorbei», sagt Bekim Zallaj (36), Geschäftsführer eines Gipser- und Malergeschäftes.

Es passierte in der Nacht auf Donnerstag. Plötzlich machte sich jemand an der Türfalle des Einfamilienhauses zu schaffen. Und das nicht gerade leise. Denn innert kürzester Zeit waren die Hausbewohner auf den Beinen – und in Panik. «Mein Vater wachte zuerst auf und ging zur Tür. Er sah den Einbrecher», sagt Zallaj gegenüber Blick. «Ich wachte auf, weil meine Mutter vor Angst schrie.» Der Maler raste ebenfalls die Treppe runter, und verfolgte den Einbrecher quer durchs Dorf. Vergeblich: «Er war schneller als wir», sagt der Maler. Und weiter: «Mein Vater hat noch gesehen, dass der Mann meine Ledertasche aus dem Auto dabei hatte.»

Schweizer Einbruch-Statistiken zeigen steil nach oben

So wie Familie Zallaj geht es dieses Jahr Tausenden von Schweizerinnen und Schweizern. Die Einbruch-Statistiken zeigen steil nach oben – bei Einbrüchen in Gebäude und Autos. Die Kantonspolizei Aargau meldet 1400 Diebstähle aus Autos im laufenden Jahr – eine Verdreifachung innert zwei Jahren!

Bekim Zallaj (36) vor dem Unterstand, wo in sein Auto eingebrochen wurde. Der VW Passat ist bereits am nächsten Tag für die Reparatur in der Garage.
Foto: Beat Michel
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Im Kanton Thurgau sieht es nicht viel besser aus. Mediensprecher Matthias Graf sagt: «Vor allem die Zahl der Diebstähle aus verschlossenen und unverschlossenen Fahrzeugen haben stark zugenommen. In diesem Jahr hatten wir schon über 1000. Letztes Jahr waren es noch 680.» Bei den Tätern gibt es ein klares Muster, so Graf: «Bei den bislang 250 ermittelten Tätern, handelt es sich bei 90 Prozent um Männer aus Nordafrika mit einem Asylstatus.» Es ist eine Beobachtung, die auch von Polizeien aus anderen Kantonen bestätigt wird.

Aber nicht nur Autos, auch Wohnungen und Häuser sind im Visier der Langfinger. Wie die Kantonspolizei Bern mitteilte, wurden im ganzen Kantonsgebiet vermehrt Einbruch- und Einschleichdiebstähle registriert. Alleine Ende November bis am achten Dezember waren es bereits 410. Seither gab es zwar weitere Einbrüche, aber die aktuellsten Zahlen sind noch nicht verfügbar. Schweizweite Bilanz gezogen wird dann wieder mit der Kriminalstatistik Ende März.

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Die meisten Fälle bleiben unaufgeklärt

Fest steht schon jetzt: Die meisten Einbrüche bleiben unaufgeklärt. Bei den Aargauer Auto-Einbrüchen wird zum Beispiel gerade einmal jeder vierte Täter gefasst. Die allermeisten kommen mit ihrer Beute davon.

Eine Erfahrung, die auch Familie Zallaj machen musste. Bekim Zallaj (36) rief die Polizei, inspizierte bis zu deren Eintreffen sein Auto. Im Unterstand herrschte das reinste Chaos, erinnert er sich. Zallaj hat die Bilder noch vor Augen: «Die hintere Scheibe lag ganz am Boden, daneben die Abdichtungen und die Fensterumrahmung aus Aluminium. Meine Sachen aus dem Auto lagen verstreut auf dem Boden, ausser die Wertsachen. Die waren weg.» Darunter der Geschäftsgeldbeutel mit 450 Franken, die Sonnenbrillen, ein Glücksbringer-Einfränkler mit Jahrgang 1912 und ein Laser-Messgerät.

Die in der Zwischenzeit eingetroffene Polizei hat unterdessen die Fahndung eingeleitet. «Die Polizei hat sechs Stunden lang mit Hunden nach dem Einbrecher gesucht», erzählt Maler Zallaj. «Sie haben alles gemacht, um ihn zu verhaften. Aber er entkam.» Das bestätigte die Kantonspolizei Bern auf Anfrage von Blick.

Bei der Familie Zallaj wird zwar die Versicherung den materiellen Schaden übernehmen. Aber: «Mit dem Schreck müssen wir selber fertig werden. Jetzt installiere ich eine Kamera», sagt der Hausbesitzer.

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