Diaspora hilft nach tödlichem Beben
Riesige Solidarität bei Ausland-Albanern

Ein Erdstoss der Stärke 6,4 traf am Dienstag die albanische Stadt Durrës. Mehr als 5000 Menschen wurden obdachlos. Es gab 51 Tote. Nun helfen sogar die Hells Angels.
Publiziert: 30.11.2019 um 23:37 Uhr
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Aktualisiert: 01.12.2019 um 18:12 Uhr
Dafina Eshrefi

Die Nachricht verbreitete sich zuerst in den Sozialen Medien: «Unser Vaterland wurde heute von einem Erdbeben schwer getroffen!» In einem der Instagram-Posts hiess es: «Den Doppeladler machen reicht nicht, zeigen wir der Welt, wie sehr wir unsere albanischen Geschwister wirklich lieben!»



Schweiz-Albaner bestens organisiert

Nachdem immer mehr schreckliche Bilder der Zerstörung aus der Küstenstadt Durrës und Umgebung die Runde machten, poppten auf den Bildschirmen Fragen auf wie: «Wie kann ich helfen? Wo kann ich spenden?» Man organisierte sich schnell, rief dazu auf, Kleider, Decken und andere Dinge zu spenden, die als Nothilfe für die von der Katastrophe betroffenen Menschen dienen konnten.

Diaspora-Albaner aus Deutschland, der Schweiz und Österreich reagierten in den sozialen Medien am schnellsten. Unter anderem mithilfe von Facebook-Gruppen informierten sie einander, wo Spenden am effizientesten abgegeben werden konnten.

Hilfe kam nicht nur aus der Diaspora. Nach dem stärksten Erdbeben seit Jahrzehnten erhielt Albanien besonders von einem Land Unterstützung: dem Kosovo. Die dort lebenden Albaner hatten nicht vergessen, dass sie während des Krieges Ende der 90-er-Jahre bei den Menschen im Nachbarland Unterschlupf erhielten. Dieses Mal war es an ihnen, die Türen zu öffnen. Schnell füllten sich Listen mit Namen, Adressen und Telefonnummern von Kosovoalbanern, die ihre Häuser für die Opfer des Bebens zur Verfügung stellten. Kosovarische Reiseunternehmen boten freie Busabholung von Durres, damit jeder, der ein Dach über dem Kopf brauchte, es auch bekommt.

BLICK-Leser filmt Zerstörung nach Erdbeben in Albanien
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Stärke 6,4 auf der Skala:BLICK-Leser filmt Zerstörung nach Erdbeben in Albanien
Viele Schweiz-Albaner sind nach dem schweren Erdbeben nach Albanien gereist, um den Menschen dort zu helfen.
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Mozzik sammelt 1,6 Millionen Dollar für die Opfer

Auf der Internetplattform «gofundme.com» gab es gleich mehrere Aufrufe zur Solidarität. Einer der ersten, die ein Spendenkonto eröffneten, war der kosovarische Musiker Mozzik. In knapp 48 Stunden sammelte der Gangster-Rapper mit seinem Team 1,6 Millionen Dollar für die Opfer des Erdbebens.

Dieser imposante Beitrag kam vor allem deshalb zustande, weil viele albanische Prominente Mozziks Aufruf in den sozialen Medien teilten. SonntagsBlick fragte bei dem Rapper nach: Was wird nun mit der riesigen Geldsumme? Spendet er es dem Roten Kreuz?

Es sei nicht geplant, die Summe einer Nonprofit-Organisation zu geben, antwortet Mozzik. Er kooperiere mit einem weiteren albanischen Entertainer. Gemeinsam plane man, für jedes Opfer des Bebens ein Haus zu bauen. Bis dahin gehe er persönlich nach Albanien, um dort direkt zu helfen. Auf Instagram berichtet Mozzik seitdem vom Alltag im Katastrophengebiet.

Hells Angels spenden auch

Seine Videos, zum Beispiel über die nächtliche Ausgabe von Essen an die Betroffenen, werden fleissig geteilt. Unübersehbar lässt er in den Bildern der privaten Hilfsaktion seine Rolex aufblitzen.

Und noch etwas fällt auf: Mozzik erhält erstaunlich viel Unterstützung von Hells Angels. Die berüchtigten Rocker haben ihre humanitäre Seite entdeckt – und helfen! Ob es für Mozzik ein Problem ist, dass viele der Rockerspenden aus illegalen Geschäften wie Drogenhandel oder Prostitution stammen könnten?
Nein, sagt Mozzik, davon habe er noch nichts gehört.

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