Kinderporno-Prozess
Bewährungsstrafe! Geständiger Metzelder muss nicht hinter Gitter

Christoph Metzelder (40) hat den Besitz und die Weitergabe kinderpornografischer Dateien gestanden. Der ehemalige deutsche Fussball-Nationalspieler erhält eine Bewährungsstrafe. Er verlässt das Gericht in Freiheit, aber als gebrochener Mann.
Publiziert: 29.04.2021 um 16:24 Uhr
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Aktualisiert: 13.06.2023 um 14:25 Uhr

Der ehemalige Profifussballer Christoph Metzelder ist wegen des Besitzes und der Verbreitung von Kinderpornografie zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Mit dem Urteil geht der Prozess gegen den 40-Jährigen vor dem Düsseldorfer Amtsgericht am Donnerstag nach nur einem Verhandlungstag zu Ende. Metzelder hat sich im Prozess geständig gezeigt.

«Ich habe diese Bilder verschickt, obwohl ich weiss, welches unsägliche Leid gegenüber Kindern hinter jeder einzelnen Datei steckt. Trotz meines sozialen Engagements für Kinder», sagt Metzelder, seine schwarze Gesichtsmaske hat er dafür abgelegt. «Ich hinterlasse eine Wunde, die niemals verheilen wird. Damit werde ich für den Rest meines Lebens in der Gesellschaft leben müssen.»

«Ich akzeptiere meine Strafe und moralische Schuld»

Er bat alle Anwesenden im Saal E.116 und die Öffentlichkeit stellvertretend für die Opfer sexuellen Missbrauchs um Entschuldigung: «Ich akzeptiere meine Strafe und moralische Schuld.»

Unter Tränen gesteht Metzelder den Besitz und die Verbreitung von Kinderpornografie.
Foto: Keystone
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Die Staatsanwaltschaft hat zuvor explizit geschildert, was auf den Bildern und Videos zu sehen ist, die der Angeklagte per Whatsapp-Chat versandte: schwerster sexueller Missbrauch und die Vergewaltigung von Kindern, die teils nicht einmal zehn Jahre alt sind. In einem Fall ist von einem «Kleinkind» die Rede. Metzelder gesteht Besitz und Weitergabe von insgesamt 18 Dateien, die letztlich ins Strafmass einfliessen, auf seinem Handy sind 297 gefunden worden.

«Ich habe auf frei zugänglichen Internetseiten inkriminierte Dateien nicht gesammelt, ich habe Vorschaubilder gesehen und Screenshots gemacht. Ich habe in Chats Extremfantasien ausgetauscht», sagt Metzelder, und er versichert: «Die Faszination lag in der Grenzüberschreitung, nicht an den Darstellungen selbst. Es hat keine Übergriffe gegenüber Kindern und Jugendlichen gegeben, es waren auch keine geplant. Das hat ausschliesslich in einer digitalen Parallelwelt stattgefunden.»

Keine pädophile Neigung

Seit er Anfang September 2019 («eine Zäsur in meinem Leben») von Ermittlern aus der Sportschule Hennef geleitet wurde, habe er alles getan, um dem Gericht eine der Tat angemessene Entscheidung zu ermöglichen. «Mit professioneller Hilfe habe ich mich mit mir und dem Tatvorwurf auseinandergesetzt», betont Metzelder. Dabei sei auch herausgekommen, dass er keine pädophile Neigung besitze. Eine Erklärung, wie er in die Strafbarkeit gerutscht ist und wie er überhaupt die Dateien gefunden hat, gibt er nicht.

Bei der Erfassung der persönlichen Angaben hat Metzelder seinen sozialen und sportlichen Werdegang aufgezeigt und auch über seine Tochter gesprochen. Mit Stolz hebt er sein gesellschaftliches Engagement unter anderem im Kinderschutz hervor, das ihm den Landesverdienstorden NRW und das Bundesverdienstkreuz eingebracht hat. Beide Auszeichnungen will er «aus Respekt für frühere oder künftige Preisträger» zurückgeben. (SID/AFP)

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