Um diese Swing States kämpfen Trump und Biden
Hier entscheidet sich die Wahl

Am 3. November schaut die Welt vor allem auf einige wenige US-Bundesstaaten. BLICK zeigt, wo sich die Präsidentschaftswahl in diesem Jahr entscheiden wird.
Publiziert: 12.10.2020 um 23:08 Uhr
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Aktualisiert: 03.11.2020 um 19:43 Uhr
Fabienne Kinzelmann

Die US-Präsidentschaftswahl ist kein Beliebtheitscontest. Davon kann Hillary Clinton (72) ein Lied singen: 2016 sammelte sie rund drei Millionen Stimmen mehr ein als Donald Trump (74). Trotzdem zog am Ende der als Reality-TV-Star gestartete Kandidat als neuer Präsident ins Weisse Haus ein.

Das amerikanische Wahlsystem ist knallhart. In 48 der 50 Staaten sowie in der Hauptstadt Washington gilt: The winner takes it all. Wer gewinnt, bekommt alle Stimmen der jeweiligen Wahlleute des 538-köpfigen Electoral College. Die Ausnahme bilden lediglich Maine und Nebraska – mit insgesamt neun Stimmen allerdings keine matchentscheidenden Staaten. Allein in Kalifornien geht es um 55 der 290 zum Sieg benötigten Stimmen.

Die Wahl entscheiden traditionell die Swing States oder auch Battleground-Staaten. Jene Staaten, die nicht klar demokratisch oder republikanisch gepolt sind. Und davon gibt es in diesem Jahr so viele wie lange nicht mehr. In mindestens fünf Staaten mit 84 Wahlleuten ist der Ausgang völlig offen. Dazu kommen neue Unwägbarkeiten in Ex-Parteihochburgen.

Wer darf schlussendlich ins Weisse Haus einziehen?
Foto: imago
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Ein Präsidentschaftskandidat braucht 270 Elektoren-Stimmen zum Sieg.

Kein Wunder, drängte Trump trotz Covid-19-Erkrankung so schnell wie möglich zurück ins Rennen. Am Samstag trat er das erste Mal seit neun Tagen vor seinen Anhängern auf, von denen kaum jemand eine Maske trug. Ab dieser Woche ist wieder Grosswahlkampf angesagt.

BLICK zeigt, wo sich die Schlacht am 3. November entscheidet.

Florida

Hier findet am Montagabend Trumps erste Rally nach seiner Genesung statt. Der «Sunshine State», in dem auch sein Golfklub Mar-a-Lago liegt, ist eher konservativ, doch schwer umkämpft.

Florida mit seinen 21,5 Millionen Einwohnern ist traditionell einer der wichtigsten Swing States. Nur zwei Mal seit 1928 gingen die Stimmen der Wahlleute hier nicht an den künftigen Präsidenten. 2016 gewann Trump hier mit nur 113'000 Stimmen Vorsprung. Und während Biden national mit mehr als zehn Prozentpunkten vorn liegt, sind es in Florida je nach Umfrage nur zwei bis drei.

Florida wäre für Joe Biden (77) fast die sichere Eintrittskarte ins Weisse Haus. Von New Yorks Ex-Bürgermeister Michael Bloomberg (78), einem der erbittertsten Trump-Gegner, kommt darum auch noch mal eine kräftige Finanzspritze auf die letzten Meter: Der Milliardär kündigte Mitte September eine Spende von mindestens 100 Millionen Dollar für Bidens Wahlkampf in Florida an.

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Pennsylvania

Pennsylvania ist nicht nur einer der 13 Gründerstaaten, sondern auch einer jener Staaten, die Trump 2016 den Überraschungssieg bescherten. Allerdings einen kleinen: Sechs Millionen Bürger gaben ihre Stimme ab, am Ende lag Trump mit 44’292 Stimmen vorn. Den Ausschlag gaben ausschliesslich die ländlichen Wahlkreise, nicht mal in den Vorstädten konnte Trump punkten.

Und die Zuneigung hielt dann auch nicht lange an. Schon zwei Jahre später schnitten die Republikaner bei den Halbzeit-Wahlen hier schlechter ab als erwartet. Biden wie Trump wollen hier unbedingt Boden gewinnen und machen kräftig Wahlkampf.

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Texas und Arizona

Beide Staaten hat Joe Biden früh in den Blick genommen. Das traditionell konservative Texas, in dem Ex-Präsident George W. Bush Gouverneur war und wo er heute seinen Ruhestand verbringt, ist in den letzten Jahren politisch umkämpfter geworden. Davon zeugen auch die Halbzeitwahlen 2018, wo der «neue Obama» Beto O’Rourke (48) dem Mandatsinhaber Ted Cruz (49) fast den Senatssitz abjagte.

«Schuld» am politischen Wandel in einem der grössten Bundesstaaten sind nicht nur die moderater gewordenen Vorstädter, sondern ein grundlegender demografischer Wandel: Texas ist zunehmend weniger weiss, die Bevölkerungsschicht mit Migrationshintergrund wächst.

Georgia

Biden will Boden gut machen, wo seit 20 Jahren kein demokratischer Präsidentschaftskandidat mehr gewonnen hat. Schon Mitte Mai stand Georgia neben Texas und Arizona auf seiner Liste der Staaten, die er besonders umwerben will.

Wechselwähler in den Vorstädten und eine hohe Anzahl schwarze Wähler machen Georgia mit seiner Hauptstadt Atlanta (Geburtsstätte von Bürgerrechtler Martin Luther King) zum besonderen Schlachtfeld.

Im Jahr 2018 wäre Stacey Abrams (46) fast die erste schwarze Gouverneurin geworden – die Afroamerikanerin verlor letztlich mit nur 55’000 Stimmen gegen den Republikaner Brian Kemp und wurde als möglicher Running Mate für Joe Biden gehandelt. Neben der Präsidentschaftswahl kämpfen die Demokraten diesmal auch um die beiden Senatssitze und die Kontrolle im Abgeordnetenhaus.

Minnesota und New Hampshire

Auf die beiden Grenzstaaten zu Kanada hat der US-Präsident ein Auge geworfen. In New Hampshire geht es zwar nur um vier Stimmen, doch die könnte Trump einsammeln. Hillary Clinton gewann hier 2016 mit weniger als 0,4 Prozentpunkten.

In Minnesota, wo es um mehr als doppelt so viele Stimmen der Wahlleute geht, lag Clinton 1,5 Prozentpunkte vorn.

North Carolina

Wer North Carolina, das quasi an der Spitze der besonders umkämpften südöstlichen Bundesstaaten liegt, noch für einen Teil des konservativen «Bibelgürtels» hält, liegt falsch. Die Bevölkerung gilt politisch als ziemlich ausgeglichen. Davon zeugt hier auch Barack Obamas Sieg bei seiner ersten Wahl 2008. In den beiden darauffolgenden Wahlen mussten sich die Demokraten allerdings geschlagen geben.

North Carolina gilt als Staat, der am stärksten von Gerrymandering betroffen ist – jenem taktischen Verschieben von Wahlbezirken, das über Sieg und Niederlage entscheiden kann. Eine weitere Besonderheit kommt dafür in diesem Jahr den Demokraten zugute: Vorab per Briefwahl abgegebene Stimmen werden unmittelbar erfasst. Im Gegensatz zu anderen hart umkämpften Staaten könnte hier also am 4. November bereits ein belastbares Ergebnis vorliegen.

Ohio und Iowa

Ein Trump-Sieg ist ohne diese Staaten kaum vorstellbar. Trotzdem strich sein Team hier gerade die TV-Spots. Warum nur? Geht seiner Kampagne schlicht das Geld aus? Oder ist er etwa überzeugt, diese Staaten schon im Sack zu haben? Das würde den Umfragen widersprechen: Biden führt aktuell leicht. Allerdings hat Trump die beiden Staaten vor vier Jahren mit einer überwältigenden Mehrheit gewonnen.

In Iowa, wo die Republikaner die weissen Arbeiter hinter sich versammeln konnten, war es damals das erste Mal seit mehr als drei Jahrzehnten, dass die sechs Wahlleute nicht an den Kandidaten gingen, der national auch die meisten Stimmen geholt hatte. In Ohio müssten die Demokraten besonders die schwarzen Wähler in den Städten an die Urne bekommen.

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Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.

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