Präsidentschaftskandidat Jean-Luc Mélenchon
Ein Polteri im Aufwind

Am 23. April 2017 findet in Frankreich die erste Runde der Präsidentschaftswahl statt. Vier Kandidaten buhlen um das höchste Amt im Staat. Einer von ihnen ist Jean-Luc Mélenchon. BLICK stellt den Kandidaten vor.
Publiziert: 23.04.2017 um 19:44 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:10 Uhr

Das müssen Sie über den französischen Präsidentschaftskandidaten Jean-Luc Mélenchon wissen:

Wer ist Jean-Luc Mélenchon?

  • Der Hoffnungsträger von Frankreichs Sozialisten wurde am 19. August 1951 in der internationalen Zone von Tanger im heutigen Marokko geboren.
  • Bereits während seines Literatur- und Philosophiestudiums engagierte sich Mélenchon in der Politik und wurde unter anderem Mitglied der Organisation Communiste Internationaliste.
  • Die politisch wichtigste Frau im Leben von Jean-Luc Mélenchon ist seine Tochter Maryline Camille. Die 43-Jährige ist eine bekannte Politaktivistin und Feministin.
  • Im Jahr 2008 trat Mélenchon aus der Sozialistischen Partei aus und wurde Mitgründer der neu formierten Linkspartei (Parti de Gauche).
  • Ein Jahr später schaffte Mélenchon als Spitzenkandidat der neuen Partei den Einzug ins Europaparlament.
  • Mélenchon trat bereits 2012 bei den Präsidentschaftswahlen an und erreichte in der ersten Runde einen Achtungserfolg. Für den zweiten Durchgang empfahl er den späteren Sieger François Hollande zur Wahl.
Zehntausende unterstützen Jean-Luc Mélenchon in Paris
Foto: sda

Was ist seine politische Linie?

  • Dem sozialistischen Politiker haftet der Ruf eines Polterers an. Ein beliebtes Ziel seiner Reden waren in der Vergangenheit oft die Deutschen. «Niemand hat Lust, Deutscher zu sein», sagte Mélenchon einst in einem Interview.
  • In seinem Wahlprogramm fährt er eine radikale, aber klare Linie: Eine seiner ersten Amtshandlungen wäre die Ausarbeitung einer neuen Verfassung.
  • Weiter verspricht Mélenchon grosse Investitionen in den Atomausstieg, die Energiewende und die Schaffung Millionen neuer Jobs.

Was würde sich für Frankreich ändern?

  • Würde Mélenchon sein Versprechen einer neuen Verfassung einhalten, wäre dies das Ende der fünften Republik in Frankreich. Der Politiker bietet sogar an, falls notwendig als Präsident Platz zu machen für die neue, sechste Republik.
  • Der Sozialist will damit die, wie er sie nennt, «präsidiale Monarchie» im Land abschaffen und entschieden gegen die Korruption in der französischen Politik vorgehen.

Wie steht er zur EU?

  • Mélenchon ist ein erbitterter Kritiker der EU. Er hält das Konstrukt – vor allem unter dem Diktat Deutschlands – für ungerecht.
  • Er will raus aus den europäischen Verträgen – genauso wie aus dem nordatlantischen Militärbündnis Nato.

Wie stehen seine Chancen?

  • In den Umfragewerten galt Jean-Luc Mélenchon lange als Aussenseiter, vor allem, weil ihm die Stimmen der sozialistischen Wähler fehlen dürften.
  • Jüngste Prognosen sehen ihn aber klar im Aufwind. Mittlerweile werden dem 65-Jährigen sogar Siegeschancen zugestanden. 

Ist er in Skandale verwickelt?

  • In seinen Reden vergriff sich der Politiker bereits wiederholt im Ton. Bekannt wurde vor allem ein Tweet von Mélenchon. Als die deutsche Kanzlerin Angela Merkel Ende 2014 die schleppenden Wirtschaftsreformen Frankreichs kritisierte, antwortete Mélenchon – auf Deutsch – giftig: «Maul zu, Frau Merkel!»
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