Mysteriöser Fall in den USA
Polizist erschiesst Frau, die ihn gerufen hat

Justine Damond wählte die 911, weil sie spät nachts draussen Geräusche gehört hatte. Wenig später ist die Frau tot. Warum hat der Polizist auf die Unbewaffnete im Nachthemd geschossen?
Publiziert: 17.07.2017 um 18:17 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:51 Uhr

Justine Damond (†40) hätte im August heiraten sollen – im US-Bundesstaat Minnesota, wo sie mit ihrem Verlobten lebte. Doch dazu wird es nicht mehr kommen: Die Australierin wurde von einem Polizisten erschossen.

Die mysteriöse Geschichte beginnt am späten Samstagabend, als Damond in ihrem Zuhause in Minneapolis die Notruf-Nummer 911 wählt. Sie hat Geräusche gehört und meldet einen möglichen Überfall in der Nachbarschaft.

Wenig später taucht ein Streifenwagen mit zwei Polizisten vor ihrem Haus auf, berichten drei Zeugen der Lokalzeitung «Star Tribune». Justine Damond kommt im Pyjama aus ihrem Haus und spricht mit dem Fahrer. Dann zieht der Beamte auf dem Beifahrersitz seine Pistole und schiesst aus dem Auto auf die 40-Jährige. Bei ihr wird keine Waffe gefunden.

Justine Damond (†40) wurde unter mysteriösen Umständen von einem Polizisten getötet.
Foto: Facebook

Warum waren die Kameras aus?

Brisant: Beide Polizisten tragen Body-Cams, die den Vorfall hätten aufzeichnen können – sie sind aber zum Zeitpunkt des Vorfalls ausgeschaltet. Die Behörden bestätigen bloss, dass ein Polizist eine Frau tödlich verletzt habe. Der Fall werde untersucht.

Ihre Nachbarn sind fassungslos und können sich nicht vorstellen, dass Damond eine Bedrohung für die Polizisten darstellte. «Sie war so eine liebenswerte Frau. Sie kümmerte sich um mich, als ich in einer sehr schwierigen Situation war», sagt eine Freundin zur «Star Tribune». 50 Freunde und Anwohner hielten eine spontane Mahnwache bei Damonds Haus.

Ihr Stiefsohn klagt an: «Wenn jemand helfen will: Ruft die Polizei an und verlangt Antworten. Ich habe die ganze Gewalt satt!» Auch die Bürgermeisterin von Minneapolis zeigte sich schockiert: «Als Ehefrau und Grossmutter bin ich tief betrübt und verstört», schreibt sie auf Facebook. «Ich habe einige Fragen dazu, warum die Body-Cams ausgeschaltet waren.»

Sie war eine «spirituelle Heilerin»

Die Australierin Damond hatte eine Ausbildung als Tierärztin, war aber gemäss ihrer Website als Yoga- und Meditations-Lehrerin tätig. Eine Freundin bezeichnet sie als «spirituelle Heilerin». Sie kann sich nicht vorstellen, dass Justine bewaffnet war. Sie habe immer wieder davon gesprochen, wie viel besser es in Australien sei, wo die Leute nicht ohne weiteres Waffen besitzen dürfen.

Erst vor kurzem geriet die Polizei in Minneapolis in die Schlagzeilen, nachdem der Todesschütze von Philando Castile (†32) freigesprochen wurde (BLICK berichtete). Der Polizist erschoss den dunkelhäutigen Castile in seinem Auto, nachdem ihm Castile mitgeteilt hatte, eine Waffe zu besitzen. Seine Freundin filmte ihren sterbenden Freund und streamte live auf Facebook, während ihre Tochter (4) auf dem Rücksitz sass. (rey)

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