Diese Videos von Augenzeugen zeigen die extreme Wucht der Druckwelle
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Dutzende Tote bestätigt:Mega-Explosion erschüttert Beirut

«Hochexplosives Material»
Was war in der Halle gelagert?

Die Explosion in Beirut lässt viele Fragen offen. Was wir wissen und was nicht.
Publiziert: 04.08.2020 um 23:12 Uhr
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Aktualisiert: 03.09.2020 um 20:09 Uhr
Die Bevölkerung gibt der Regierung die Schuld am Unglück.
Foto: Keystone
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Marsel Szopinski

Die Zahl der Todesopfer und der Verletzten nach der Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut steigt weiter an. Der Ministerpräsident Hassan Diab spricht in einer Ansprache von einer «Katastrophe» und verspricht: «Die Verantwortlichen werden dafür zahlen, was heute passiert ist.» Und weiter: «Wir werden Fakten über dieses gefährliche Lagerhaus veröffentlichen, das dort seit 2014 steht.»

BLICK zeigt auf, was über die Explosion zurzeit bekannt ist.

Was war in dieser Halle gelagert?

Laut dem Innenminister waren es beschlagnahmte Ammoniumnitrate. Weshalb das Material konfisziert wurde, bleibt unklar. Den Aussagen des Ministerpräsidents Diab zufolge waren die Chemikalien dort schon längere Zeit eingelagert. Es sollen 2750 Tonnen gewesen sein, sagt Diab.

Wieso ist der Stoff gefährlich?

Diese Chemikalie wird vor allem in Düngemitteln eingesetzt. Beim Erhitzen entfalten Ammoniumnitrate ihre explosive Eigenschaften, die dazu noch brandfördernd sind. Deshalb finden sie auch in Spreng- und beispielsweise Feuerwerkskörpern Verwendung. Die eingelagerte Chemikalie sei jedoch kein illegaler Sprengstoff, betonen die libanesischen Behörden.

Bei der Explosion selbst hat sich der Stoff wahrscheinlich zu Wasserdampf, Stickstoff und Sauerstoff umgewandelt. Das sind chemische Verbindungen, die auch natürlich in der Atmosphäre zu finden sind. Ob die Luft mit Schadstoffen verunreinigt ist, hängt aber stark von anderen Stoffen ab, die möglicherweise auch brannten.

Woher kommt das Ammoniumnitrat?

Der Stoff könnte von einem Frachtschiff stammen, dem libanesische Behörden laut Berichten im Jahr 2013 wegen verschiedener Mängel die Weiterfahrt untersagt hatten. Das Schiff war demnach von Georgien nach Mosambik unterwegs. Der Besatzung gingen dann Treibstoff und Proviant aus, der Inhaber gab das Schiff offenbar auf. Der Crew wurde nach einem juristischen Streit schliesslich die Ausreise genehmigt, die Ladung blieb zurück.

Wie kam es zur Explosion?

Das ist derzeit grösstenteils unklar. Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, dass die Lagerhalle bereits vor der Explosion in Flammen stand. Berichten zufolge kam es zu mehreren Explosionen. Was aber schlussendlich zur Mega-Explosion geführt hat, ist noch nicht bekannt.

Kam es bereits zu ähnlichen Katastrophen?

Ja. Die Liste an Unfällen mit Ammoniumnitrat ist lang. So starben beispielsweise im April 2013 in einer Düngerfabrik im US-Bundesstaat Texas 14 Menschen. Im Jahr 2015 explodierten 800 Tonnen Ammoniumnitrat in China – Hunderte wurden dabei verletzt. Zu den schlimmsten Zwischenfällen mit 559 Toten gehört die Explosion des Oppauer Ammoniakwerkes in Ludwigshafen am Rhein (D) im Jahr 1921. Ammoniumnitrat wird ebenfalls immer wieder in illegalen Sprengkörpern bei Attentaten verwendet.

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