Gipfel-Sensation nach Macron-Einladung?
Wirbel um G7-Besuch von Irans Aussenminister

Diplomatischer Paukenschlag am G7-Gipfel in Biarritz: Der iranische Aussenminister Dschawad Sarif ist am Sonntag überraschend im französischen Seebad eingetroffen, wo der Gipfel der grossen westlichen Industriestaaten stattfindet. Gibt es eine Gipfel-Sensation?
Publiziert: 26.08.2019 um 00:24 Uhr
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Aktualisiert: 26.08.2019 um 09:21 Uhr

Der iranische Aussenminister Sarif (59) sorgt in Biarritz für Aufregung. Frankreichs Präsident und G7-Gastgeber Emmanuel Macron (41) will mit der Einladung Bewegung in die festgefahrenen Gespräche um das Atomabkommen mit Iran bringen.

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (65) begrüsste den Besuch trotz einer nur kurzfristigen Ankündigung. Das Weisse Haus betonte, dass US-Präsident Donald Trump (73) nicht informiert gewesen sei. Aus dem Élysée-Palast hiess es dennoch, Sarif sei «in Übereinstimmung» mit den USA eingeladen worden.

Iran war am Samstagabend Chefthema der G7-Regierungschefs. Die Gespräche seien überraschend konstruktiv gewesen, hiess es am Gipfelrande. Die Entscheidung für die Einladung Sarifs sei nach diesen Gesprächen gefallen, wurde in französischen Regierungskreisen betont.

Überraschungsgast in Biarritz: Dieses Handout-Foto, das aus dem Twitter-Account des iranischen Aussenministers Mohammad Dschawad Sarif stammt, zeigt den französischen Präsidenten Macron (3. v.l), den französischen Aussenminister Le Drian (2. v.l.) und den französischen Wirtschafts- und Finanzminister Le Maire (4. v.l.), wie sie Sarif am Rande des G7-Gipfels in Biarritz treffen.
Foto: AFP
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Merkel: «Jede Möglichkeit ausloten»

Während die USA aus dem Atomabkommen ausgestiegen sind, wollen die anderen sechs G7-Staaten Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Japan und Kanada daran festhalten.

Die Europäer versuchen, das Atomabkommen zu retten. «Ich finde es absolut richtig, jede Möglichkeit auszuloten», sagte Merkel zu der ungewöhnlichen französischen Einladung. Macron wies jedoch Berichte zurück, dass er von den G7-Partnern einen formellen Auftrag bekommen habe, mit dem Iran zu sprechen.

Der Iran fordert vom Westen die Erlaubnis zum Export einer Mindestmenge an Öl im Gegenzug für seine Bereitschaft, über eine Rettung des 2015 geschlossenen Atomabkommens zu reden. «Wir wollen 700'000 Fass Öl pro Tag ausführen und dafür in bar bezahlt werden», wurde ein ranghoher iranischer Regierungsvertreter am Sonntag von Reuters zitiert. 

Durchbruch oder weitere Eskalation

Der Überraschungsbesuch wirbelte die Gipfelagenda zunächst durcheinander, und Trump sagte zu Journalisten: «Kein Kommentar» auf die Frage, wie er auf das Kommen des Iraners reagiere. Zuvor meinte er, er habe nichts gegen Iran-Gespräche durch Frankreich oder Japan.

Noch am Freitag war Sarif mit Macron in Paris zusammengetroffen. Die Spannungen zwischen dem Iran und den USA haben in den vergangenen Monaten beträchtlich zugenommen. Die USA setzen auf maximalen politischen und wirtschaftlichen Druck, um einen Kurswechsel in Teherans Aussenpolitik zu erzwingen, die Washington als aggressiv erachtet.

Gibt es bis Anfang September keinen Durchbruch zu den US-Sanktionen, die auch den Europäern den Handel mit Iran in weiten Bereichen untersagen, will Teheran noch mehr Uran anreichern. Das Atomabkommen galt, um die Iraner am Bau einer Atombombe zu hindern.

Gemeinsame Pressekonferenz von Trump und Macron

Zum Abschluss des Gipfels werden Macron und Trump gemeinsam vor die Medien treten. Aus dem vom Weissen Haus verbreiteten Programm des US-Präsidenten geht hervor, dass Trump und sein französischer Amtskollege am Montag um 15.30 Uhr eine gemeinsame Pressekonferenz anberaumt haben.

Der Iran-Konflikt im Ticker

Der Konflikt zwischen dem Iran und den USA spitzt sich immer weiter zu. Im Newsticker halten wir Sie über die Vorkommnisse auf dem Laufenden.

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Normalerweise gibt bei G7-Gipfeln der Gastgeber eine Pressekonferenz zum Abschluss - in diesem Fall Macron. Danach treten andere Staats- und Regierungschefs der wichtigen Industriestaaten vor die Medien. Trump ist Gastgeber des G7-Gipfels in den USA im kommenden Jahr. (kes/SDA)

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