Feuerhölle in Australien
Opfer der Ignoranz

Die Buschbrände in Australien breiten sich weiter aus. Bereits sind 500 Millionen Tiere tot. Dennoch hält die konservative Regierung weiter an der Kohleindustrie fest.
Publiziert: 04.01.2020 um 23:44 Uhr
Australien brennt lichterloh.
Foto: keystone-sda.ch
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Dana Liechti

Ich habe Angst vor dem, was kommt», sagt Andrin Camenisch. Der 23-jährige Ostschweizer wanderte vor zwei Jahren nach Aus­tralien aus und lebt in Dee Why im Bundesstaat New South Wales. Seine neue Heimat brennt lichterloh.

Die Brände wüten nur 50 Kilometer von Camenischs Haus entfernt. Er spürt die Auswirkungen: «Der Rauch in der Luft ist eine grosse Belastung beim Atmen», sagt er, «ausserdem klebt dicke Asche an Fenstern und Aussenmöbeln, sogar auf dem Wasser.» Die verheerenden Buschfeuer forderten bisher mindestens 22 Todesopfer, unzählige Menschen sind auf der Flucht.

Am schlimmsten trifft es die Tierwelt. Bilder von schmerzerfüllten Fuchs­kusus mit verbranntem Fell und von hilflos in verkohlten Wäldern herumhüpfenden Kängurus gehen um die Welt. Besonders gefährdet sind Koalas: Die Beuteltiere sind nicht schnell genug für eine Flucht. Experten schätzen, dass insgesamt bereits eine halbe Milliarde Tiere in den Flammen ums Leben gekommen seien. «Flora und Fauna sind weg», so der Biologe Andrew Beattie, Professor an der Macquarie-Universität bei Sydney. Auch Andrin Camenisch macht das traurig.

Opfer sind vor allem die Tiere Australiens

Im Kampf gegen das Feuer mobilisierte Premier­minister Scott Morrison gestern bis zu 3000 Reservisten. Bisher stand er in der Kritik, weil er das Ausmass der Katastrophe herunterspielte und die mächtige Kohleindustrie weiter ausbauen will, obwohl sie zum Klimawandel beiträgt – und damit zu den Bränden.

«Da sitzen Politiker mit sehr geringen Kenntnissen in Umweltfragen, die die sich anbahnende Katastrophe deshalb nicht kommen sahen», sagt Biologe Beattie. Auch Camenisch weiss, dass Warnungen ignoriert wurden: «Ein perfektes Beispiel ist das Silvester-Feuerwerk, das trotz allem stattgefunden hat.» Die Opfer der menschlichen Ignoranz sind nun vor allem die einzigartigen Tiere Australiens.

Deren Zukunftsaussichten sind zurzeit noch völlig unklar. Es könne bis zu 40 Jahre dauern, bis die Habitate wiederhergestellt seien, sagt Biologe Beattie.

Ein Ende des Infernos ist noch nicht in Sicht: Die Temperaturen liegen bei 40 Grad und sollen weiter steigen. Andrin Camenisch wünscht sich im Moment nur eines für seine neue Heimat: «Regen!»

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