Neues Video vom Todesdrama in Genua mit über 40 Toten
Hier stürzt die Morandi-Brücke ein

Publiziert: 14.08.2018 um 12:28 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 20:27 Uhr
Hier stürzt die Morandi-Brücke ein
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Kurz zuvor fuhr noch der Putzwagen durch:Neue Videos vom Moment der Katastrophe in Genua

In Genua werden zwei Tage nach dem Brückeneinsturz mit mindestens 38 Toten noch etliche Menschen unter den Trümmern vermutet. «Es könnte noch 10 bis 20 vermisste Personen geben», sagte der leitende Staatsanwalt Francesco Cozzi laut Nachrichtenagentur Ansa am Donnerstag in der italienischen Hafenstadt.

Angesichts der verstrichenen Zeit sei es «wenig wahrscheinlich, Überlebende zu finden», zitierte Ansa den Regionalpräsidenten Giovanni Toti.

Die Präfektur korrigierte laut Ansa am Donnerstag die Zahl der offiziell bestätigten Toten auf 38. Für sie soll es am Samstag ein Begräbnis geben und dann auch eine Staatstrauer gelten. Unter den Opfern sind mindestens drei Minderjährige im Alter von 8, 12 und 13 Jahren. 15 Menschen sind der Präfektur zufolge verletzt, 9 von ihnen befinden sich noch immer in einem kritischen Zustand.

Stimmen sind verstummt

Noch immer sind Autos in den gewaltigen Trümmern zu sehen. «Seit gestern sind verschiedene Fahrzeuge gefunden worden und es gibt noch immer Fahrzeuge, die (...) zu sehen sind», sagte Federica Bornelli vom Roten Kreuz.

Auf die Frage, ob es noch Hoffnung auf Überlebende gebe, sagte Bornelli in Genua vor Journalisten, dass zurzeit gearbeitet werde, um alles möglich zu machen, was noch möglich ist.

Doch die Bergungsarbeiten gestalten sich schwierig: Ein einziges Auto zu bergen habe vier bis fünf Stunden gedauert. An jeder Stelle müsse das Sicherheitsrisiko für die Einsatzkräfte neu bewertet, erst dann könne gearbeitet werden. «Die Arbeit ist in mentaler und physischer Hinsicht sehr anstrengend.»

Die Wahrscheinlichkeit, Überlebende zu finden, sinkt mit jeder Minute. In der Nacht seien noch Stimmen zu hören gewesen, berichteten zwei Polizistinnen im italienischen Fernsehen. Mittlerweile seien sie verstummt.

Für die 39 offiziell bestätigten Toten soll es am Samstag ein Begräbnis geben, erklärte Regierungschef Giuseppe Conte auf Facebook. Für den Tag soll auch eine Staatstrauer gelten.

Die Bergungsarbeiten an der Unglücksstelle gehen trotz der schwindenden Hoffnung weiter. Laut Ministerpräsident Conte konnten mindestens 16 Verletzte gerettet werden, unter ihnen neun Schwerverletzte. Die Suche wird mehrere Tage andauern.

Die italienische Regierung hat am Tag nach der Katastrophe bekannt gegeben, dass über die Stadt während eines Jahres der Ausnahmezustand verhängt wird. Bei einer Krisensitzung des Ministerrates am Mittwoch in Genua sei ausserdem eine Soforthilfe von fünf Millionen Euro freigegeben worden, sagte Ministerpräsident Conte.

35 Autos und 3 Lastwagen in die Tiefe gestürzt

Über Schweizer Opfer liegen dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) derzeit keine Informationen vor, wie es auf Anfrage der Agentur Keystone-SDA mitteilte. Das Generalkonsulat der Schweiz in Mailand stehe in Kontakt mit den lokalen Behörden.

Die Brücke der Autobahn A10 ist am Dienstag gegen 11.30 Uhr bei strömendem Regen eingebrochen. Nach Angaben des Zivilschutzes waren am Dienstag etwa 35 Autos und drei Lastwagen beim Einsturz der vierspurigen Morandi-Brücke im Westen von Genua etwa 45 Meter in die Tiefe gestürzt und wurden teils unter Betontrümmern begraben.

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Die Morandi-Brücke ist mehr als einen Kilometer lang und 90 Meter hoch. Sie wurde in den Sechzigerjahren gebaut und markiert den Anfang der A10 von Genua nach Ventimiglia und Nizza (F). Die Brücke führt unter anderem über Gleisanlagen und ein Gewerbegebiet. Die Autobahn 10 wurde gesperrt.

Brücke immer wieder kontrolliert

An der eingestürzten Autobahnbrücke waren zum Zeitpunkt der Tragödie Bauarbeiten im Gange. Wie die Betreibergesellschaft Autostrade per Italia am Dienstag auf ihrer Homepage mitteilte, sei an der Sohle des Polcevera-Viadukts gerade gearbeitet worden. Auf der Brücke selber habe ein Baukran gestanden.

Der Zustand der Brücke sowie der Fortgang der Renovierung seien immer wieder kontrolliert worden. Erst wenn ein gesicherter Zugang zur Unfallstelle möglich sei, könne Näheres über die Ursachen des Einsturzes gesagt werden, teilte das Unternehmen weiter mit. (SDA/rey)

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