Den Pariser Attentaten auf der Spur
Die Kommando-Zentralen des Terrors

In Brüssel rüsteten sich die Killer für die Attentate. BLICK spürte die Werkstätten des Bösen auf.
Publiziert: 17.11.2015 um 19:50 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2018 um 02:04 Uhr
In dieser Wohnung (mittleres Stockwerk) in Molenbeek fanden die Ermittler nach den Anschlägen in Paris Ammonium-Nitrat.
Foto: Melanie Wenger
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Von Michael Sahli

Hinter diesen Fassaden im Brüsseler Migranten-Vorort Molenbeek bereiteten die Terroristen ihre Anschläge von Paris vor. Sie trugen Waffen zusammen und bastelten die Sprengstoffgürtel. Das vermutet die belgische Polizei.

Mohamed Amri (27): Der Franzose soll die Bombengürtel für die Anschläge gebaut haben.
Foto: ZVG

Am Montag verhaftete ein Einsatzkommando Mohamed Amri (27) in dessen Wohnung – keine anderthalb Kilometer vom belgischen Königspalast entfernt. Der Franzose mit marokkanischen Wurzeln soll laut französischen Medien der Hersteller der Gürtel für die Selbstmordattentäter sein.

In der Wohnung im zweiten Stock fand die Polizei Ammoniumnitrat, das für den Bau von Bomben verwendet wird. Amri rechtfertigte sich gegenüber den Ermittlern: «Ich brauche die Substanzen für meinen Garten.»

Amri war es auch, der nach dem Attentat am Freitag den noch flüchtigen Salah Abdeslam (26) nach Belgien zurückgefahren hatte. Die Polizei kontrollierte zwar das Auto an der Grenze, erkannte die Insassen aber nicht.

Er sei lediglich gefahren, sagte Amri, und habe weder Waffen gesehen noch etwas von dem Attentat in Paris mitbekommen: «Wir haben nicht viel geredet während der Fahrt.»

Vor der Wohnung liegt überall zerbrochenes Glas vom Polizeieinsatz. Immer wieder wagen Nachbarn einen Blick durch das Loch in der Eingangstüre. Einer sagt: «Alle hatten Angst vor Mohamed. Er machte einen brutalen Eindruck.»

Nur ein paar Meter weiter ist die Bar Les Béguines. Das Lokal wurde bis vor kurzem von Brahim Abdeslam (31) geführt. Er sprengte sich in Paris vor der Brasserie Comptoir Voltaire in die Luft.

Das Les Béguines war eine Drogenhöhle. Erst Anfang November hat hier eine Razzia stattgefunden: «Wegen Drogenhandels geschlossen», erklärt eine Mitteilung der Polizei an der Türe. Ein älterer Anwohner, der anonym bleiben will, geht vorbei, schüttelt den Kopf: «Ich wusste schon länger, dass mit den Leuten etwas nicht stimmt. Ich habe mehrmals die Polizei angerufen.»

Der mutmassliche Drahtzieher der Anschläge, Abdelhamid Abaaoud (27), wuchs in diesem Haus auf.
Foto: Melanie Wenger

Brahims Bruder Salah Abdeslam ist noch immer auf der Flucht. Auch er soll an den Pariser Anschlägen beteiligt gewesen sein. Vor dem Elternhaus der Abdeslam-Brüder campiert die Weltpresse – wohl in der Hoffnung, dass sich der Gesuchte hier blicken lässt. Das Gebäude ist keine 50 Meter vom Rathaus von Molenbeek entfernt.

Das Elternhaus von Abdelhamid Abaaoud (27), dem mutmasslichen Kopf der Terror-Truppe, liegt in Gehdistanz. Er soll die Attacke auf Paris ausgeheckt haben – von Syrien aus. Eine Nachbarin öffnet das Fenster, als sie das BLICK-Team sieht. «Abdelhamid und ich sind zusammen aufgewachsen», sagt sie. Radikal habe er nie gewirkt. «Auch die Familie war ganz normal.»

Gestern hat die deutsche Polizei bei Aachen sieben Personen verhaftet. Der gesuchte Salah Abdeslam war aber nicht darunter.

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