Putsch in Simbabwe
Militär setzt Diktator Robert Mugabe (93) ab!

Das Militär in Simbabwe hat die Kontrolle über den Staat übernommen. Der langjährige Präsident Robert Mugabe (93) befinde sich «in Sicherheit» - er wurde aus dem Amt entfernt.
Publiziert: 15.11.2017 um 03:02 Uhr
|
Aktualisiert: 04.10.2018 um 17:21 Uhr
Generalmajor Sibusiso Moyo (rechts) im Staats-TV.

Das Militär in Simbabwe hat die Kontrolle über den Staat übernommen. Ein Militärcoup sei dies jedoch nicht, heisst es aus Armeekreisen. Die Situation in dem Land ist unübersichtlich.

Panzer der Armee auf der Strasse, die zum Büro Robert Mugabes in Harare führt.
Foto: AP Photo/Tsvangirayi Mukwazhi

Es gehe darum, eine «sich verschlimmernde politische, soziale und wirtschaftliche» Krise zu überwinden, erklärte Generalmajor Sibusiso Moyo am Mittwoch in einer Ansprache im staatlichen Fernsehen. Es handle sich jedoch nicht um einen Militärputsch, betonte er.

Explosionen in Harare

Es gehe darum, Verbrecher zur Strecke zu bringen. Präsident Robert Mugabe (93) und seine Familie seien in Sicherheit. «Sobald wir unsere Mission erfüllt haben, erwarten wir eine Rückkehr zur Normalität», sagte Moyo.

Offenbar soll Mugabe jedoch nicht ins Präsidentenamt zurückkehren. Wie die Regierungspartei Zanu-PF über ihren Twitter-Account erklärt, habe es sich bei den Vorgängen um eine «unblutige Machtübernahme» gehandelt. Auf dem Twitter-Account heisst es weiter, der von Mugabe gefeuerte Vizepräsident Emmerson Mnangagwa werde die Regierungsgeschäfte interimistisch übernehmen.

Von Mugabe davongejagt – jetzt wieder an der Macht? Der ehemalige Vizepräsident Emmerson Mnangagwa.
Foto: AP

Moyo forderte alle Sicherheitskräfte auf, mit dem Militär zu kooperieren. Auf Provokationen würde angemessen reagiert werden, warnte er. Alle Soldaten sollten sich umgehend zum Dienst zurückmelden.

Die Lage in Simbabwe ist unübersichtlich.
Foto: AP

Der Amtssitz des Präsidenten in Harare und das Parlament waren am Morgen nach Angaben eines Reporters der Deutschen Presse-Agentur von Soldaten und Panzern abgeriegelt. Soldaten forderten sämtliche Autos zur Umkehr auf.

In der Nacht hatte es Augenzeugen zufolge zuvor mindestens drei laute Explosionen in der Hauptstadt Harare gegeben, auch Schüsse wurden gehört. Seit Dienstag war es zu einer verstärkten Militärpräsenz in der Hauptstadt gekommen.

Botschaften warnten Bürger

Die Botschaften der USA und Grossbritanniens ermahnten ihre Staatsbürger in Simbabwe wegen der unklaren Situation zu grosser Vorsicht und forderten sie auf, zu Hause zu blieben. Die US-Botschaft sollte am Mittwoch geschlossen bleiben.

Die Lage war am Mittwochmorgen noch unübersichtlich. Insbesondere war zunächst unklar, ob Mugabe oder einzelne Minister vom Militär in Gewahrsam genommen wurden.

Mugabe selbst hat sich bisher nicht öffentlich geäussert. Einer seiner Mitarbeiter hatte am Dienstag noch erklärt, der Staatschef gehe wie gewohnt seinen Amtsgeschäften nach.

Simbabwe-Krise jüngst zugespitzt

Die Zuspitzung der Krise ergab sich, nachdem Militärchef General Constantino Chiwenga der Regierung von Langzeitpräsident Mugabe am Montag öffentlich gedroht hatte, die Armee sei angesichts der Krise im Land bereit «einzuschreiten».

Die politische Krise in Simbabwe um die Nachfolge des seit 1980 regierenden Mugabe spitzte sich vergangene Woche zu, als Mugabe seinen langjährigen Vizepräsidenten Mnangagwa feuerte.

Militär gilt als Mugabe-treu

Das Militär stand bisher immer stramm hinter Mugabe, doch auch hinter Mnangagwa, der als Verbündeter von Armeechef Chiwenga gilt. Die beiden kämpften mit Mugabe zusammen gegen das weisse Minderheitsregime im damaligen Rhodesien. Sie gelten als Kritiker von First Lady Grace Mugabe, die ihrem Mann im höchsten Staatsamt nachzufolgen hofft.

Ein Analyst der Beratung ExxAfrica, Robert Besseling, erklärte, die Funkstille der Regierung deute darauf hin, dass Mugabe die Kontrolle über die Situation verloren habe.

Sollte es zu einem Militärputsch kommen, seien in der Nähe wichtiger Einrichtungen in Harare wie dem öffentlichen Fernsehsender und Regierungsgebäuden Kämpfe zwischen Fraktionen des Militärs und der Polizei zu befürchten, so Besseling weiter.

Berichte über erhöhte Militärpräsenz

Ein Experte der Risikoberatung Verisk Maplecroft erklärte, die erhöhte Militärpräsenz sei ein klares Zeichen, dass die Streitkräfte notfalls einschreiten würden, um Grace Mugabe als Präsidentin zu verhindern.

Eine Bürgerin in Harare, Vivian Chinhengo, sagte gestern Dienstag, dass im Zentrum der Stadt an fast jeder Kreuzung Soldaten zu sehen seien, was «sehr ungewöhnlich» sei.

Ein anderer Augenzeuge, Clement Gomo, sagte, er habe bei der Fahrt ins westliche Chinhoyi mehrere gepanzerte Fahrzeuge in Richtung Harare fahren sehen. In der Nacht zum Mittwoch wurden auch in der Stadt gepanzerte Fahrzeuge gesehen.

Einer der ärmsten Staaten der Welt

Simbabwe mit seinen etwa 15 Millionen Einwohnern gehört einem UNO-Index zufolge zu den ärmsten Staaten der Welt. Mugabe hat die frühere Kornkammer des südlichen Afrikas heruntergewirtschaftet.

Das Land hat sich bislang noch nicht von einer schweren Wirtschaftskrise erholt, in Folge derer es 2008 zu einer galoppierenden Hyperinflation und dem Zerfall der Landeswährung kam. (SDA/noo)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?