Abschiedbesuch kam gerade noch rechtzeitig!
Papst Benedikt trauert um seinen Bruder Georg (✝96)

Erst vergangene Woche war der emeritierte Papst Benedikt XVI. zum Geheimbesuch zu seinem Bruder nach Regensburg (D) gereist. Nun ist der schwer kranke Georg Ratzinger verstorben.
Publiziert: 01.07.2020 um 17:32 Uhr
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Aktualisiert: 23.10.2020 um 13:31 Uhr
Ein Foto aus besseren Zeiten: Papst Benedikt 2006 mit seinem drei Jahre älteren Bruder Georg (links.).
Foto: keystone-sda.ch
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Priester, Vertraute, Brüder. Joseph und Georg Ratzinger galten als unzertrennlich – daran änderte auch die Wahl Josephs 2005 zum Pontifex nichts.

Nun trauert der emeritierte Papst Benedikt XVI. (93) um seinen Bruder. Der schwer kranke Priester und Kirchenmusiker verstarb am Mittwochvormittag in Regensburg (D). Er wurde 96 Jahre alt.

Papst Benedikt besuchte den Bruder noch kurz vor dessen Tod

«Seit Beginn meines Lebens war mein Bruder für mich immer nicht nur ein Begleiter, sondern auch ein verlässlicher Führer. Er war für mich ein Orientierungs- und Bezugspunkt mit der Klarheit, der Entschlossenheit seiner Entscheidungen. Er hat mir immer den Weg gezeigt, den ich einschlagen musste, auch in schwierigen Situationen», sagte Papst Benedikt laut «Vatican News» 2008 über seinen Bruder, mit dem er ein enges Verhältnis pflegte.

Das Brüderpaar wurde am 29. Juni 1951 im Freisinger Dom von Kardinal Michael Faulhaber zu Priestern geweiht. Im Traunsteiner Knabenseminar nannte man Joseph laut «Spiegel Online» mit Spitznamen «Bücherratz», Georg – der auch Kirchenmusik studierte – war der «Orgelratz».

Kurz vor seinem Tod erfüllte sich noch ein Herzenswunsch für Georg: Sein Bruder Joseph besuchte ihn am Krankenbett. Heimlich reiste der körperlich selbst gebrechliche «Papa emeritus» am 18. Juni in die alte Heimat, erst kurz vorher wurden Behörden und Sicherheitskräfte informiert.

Fotos zeigen, wie sich der emeritierte Papst im Rollstuhl zum Haus seines grossen Bruders schieben lässt. Das Alter nagt offensichtlich am ehemaligen Kirchenoberhaupt. Körperlich ist er aber nach Aussagen seines Privatsekretärs Georg Gänswein (63) noch fit.

Georg Ratzinger war von Papstwahl überhaupt nicht begeistert

Georg Ratzinger war als Regensburger Domkapellmeister drei Jahrzehnte lang Chef des weltberühmten Knabenchors der süddeutschen Stadt. 1994 ging der katholische Priester in den Ruhestand.

Bis zu seinem Tod pflegte Georg Ratzinger engen Kontakt zu seinem Bruder. Sowohl während dessen Pontifikats von 2005 bis 2013 als auch danach besuchte er ihn regelmässig im Vatikan. In seiner Zeit als Kurienkardinal in Rom hatte Joseph Ratzinger mehrmals im Jahr seinen Bruder in Regensburg besucht.

Der Papst-Bruder war über Josephs Wahl ins höchste Kirchenamt überhaupt nicht glücklich, wie er mehrfach in Interviews erzählte. Lieber hätte er gemeinsam mit ihm den Lebensabend in der bayerischen Heimat verbracht. Dennoch akzeptierte Georg den «Willen Gottes», der sich in der Entscheidung der Kardinäle für seinen Bruder als Papst zeigte.

Georg Ratzinger wird im Familiengrab am Regensburger Stadtrand seine letzte Ruhe finden. Dort sind auch die Eltern der Brüder und ihre Schwester Maria begraben. (SDA/kin)


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