«Die Schweiz hat vieles falsch gemacht»
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Zur Schweizer Corona-Strategie:«Wir würden niemals tun, was die Schweizer tun.»

Corona-Kritik aus dem Ausland
«Wir würden niemals tun, was die Schweizer tun»

In Sachen Corona-Massnahmen ist die Schweiz eine Insel in Europa. Viele europäische Staaten haben längst einen erneuten Lockdown ausgerufen, nicht aber die Schweiz. Das stösst im Ausland auf Kritik.
Publiziert: 20.11.2020 um 19:58 Uhr
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Aktualisiert: 21.11.2020 um 01:44 Uhr
Gesundheitsminister Alain Berset setzt auf Eigenverantwortung.
Foto: keystone-sda.ch
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Ausländer verwechseln die Schweiz gerne mit Schweden. In Sachen Corona-Strategie sind wir von unserer grossen Schwester im hohen Norden tatsächlich kaum zu unterscheiden. Genau wie Schweden zu Beginn der Pandemie, wehrt sich die Schweiz vehement gegen einen zweiten Lockdown und riskiert damit viele Todesfälle. Manche Beobachter im Ausland verstehen das überhaupt nicht.

Das sagt Griechenland:

In einem Interview mit dem griechischen Privatsender «Skai» sagt die Präsidentin des griechischen Intensivmedizinerverbandes Anastasia Kotanidou: «Wir würden niemals tun, was die Schweizer tun.»

Kotanidou spricht damit die drohende Gefahr der Triage in der Schweiz an, wonach Ärzte entscheiden müssten, wer ein Intensivbett bekommt und wer nicht. Griechenland versuche alles, um eine solche Situation gar nicht erst entstehen zu lassen, so Kotanidou. Seit dem 7. November herrscht in Griechenland wieder ein Lockdown.

Das sagt die USA:

Das US-Fachblatt «Foreign Policy» stellt der Schweizer Regierung ein Armutszeugnis aus. Sie habe den Zeitpunkt verpasst, notwendige Massnahmen einzuführen. Damit habe sie wirtschaftliche Interessen über die Gesundheit gestellt. Der Titel des Artikels ist entsprechend plakativ: «Die Schweiz stellt Sparsamkeit vor Menschenleben!»

Die «New York Times» vermeldet gar, dass in der Schweiz die Intensivbetten bereits voll seien. Im Nachhinein verbessert die Zeitung ihre Aussage. Man habe die hinzugefügten Intensivbetten nicht mit einberechnet, demnach gebe es noch Platz auf den Intensivstationen.

Das sagt Deutschland:

Das deutsche Robert Koch-Institut erklärte am 24. Oktober die ganze Schweiz zum Risikogebiet. Die «Süddeutsche Zeitung» wundert sich, warum die Schweizer Regierung sich mit «harten Massnahmen» zurückhält und liefert gleich die Antwort: «Ein Grund dürfte die Angst vor ökonomischen Verlusten sein, stets ein wichtiges Argument in der wirtschaftsliberalen Schweiz.»

Die «Welt» hält die Schweizer «Laissez-faire-Strategie» gar für gescheitert. Unsere Massnahmen hätten sich als ineffizient herausgestellt. «In der Schweiz droht die Corona-Lage zu eskalieren», schreibt die Zeitung weiter.

Das sagt England:

Die britische Wirtschaftszeitung «Financial Times» beschreibt unsere Corona-Massnahmen als «erstaunlich mild» in Anbetracht, dass die umliegenden Länder längst im zweiten Lockdown verharren. «Nur die Schweiz wehrt sich dagegen», kritisiert die Zeitung. (hac)

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