Dieser Aargauer Bauer verschenkt tonnenweise Äpfel
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Apfelrettung-Aktion:Dieser Aargauer Bauer verschenkt tonnenweise Äpfel

Apfelrettungs-Aktion
Dieser Aargauer Bauer verschenkt tonnenweise Äpfel

Ein Drittel aller Lebensmittel geht in der Schweiz jedes Jahr verloren. Darunter auch Äpfel, die nicht der vorgegebenen Norm des Handels entsprechen – also zu gross oder zu klein sind. Bauer Florian Kuhn (34) erzählt, weshalb ihn das schmerzt.
Publiziert: 03.11.2021 um 00:13 Uhr
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Aktualisiert: 03.11.2021 um 11:02 Uhr
Aline Wüst

Bauer Florian Kuhn (34) verbringt diesen Mittwoch am Hauptbahnhof Zürich. Seine Begleitung: neun Tonnen Äpfel. Manche gross, andere klein, es hat unförmige Äpfel dabei, solche, die nicht ganz rot sind – oder zu rote. Kuhn sagt: «Schmecken tun meine Äpfel alle wunderbar.» Die Detailhändler wollen sie trotzdem nicht. Weil sie nicht der vorgegebenen Norm der entsprechen. Darum hat Kuhn diese Äpfel zusammen mit einem anderen Landwirt an den Hauptbahnhof gebracht. Der Schweizer Bauernverband verschenkt sie zusammen mit der Lebensmittelrettungs-App «Too Good To Go» und der Stiftung «Save Food, Fight Waste».

Jede Passantin darf ab morgens um 6 Uhr so viele einpacken, wie in Rucksack oder Tasche passen und auch wirklich verwertet werden können. Und sich so selbst eine Meinung zu diesen im Fachjargon «nicht-handelstauglichen» Äpfel bilden. Denn wären die Äpfel nicht am Hauptbahnhof, würden sie zu Most und Schnaps verarbeitet oder getrocknet. Oder sie bleiben an den Bäumen hängen, weil sich die Ernte für den Mostobstpreis nicht lohnt.

Ein Drittel der Nahrungsmittel geht verloren

Foodwaste nennt sich das, wenn Lebensmittel statt gegessen weggeworfen werden. Davon haben wir in der Schweiz eine ganze Menge: Ein Drittel der Lebensmittel geht hierzulande verloren. Das sind 2,6 Millionen Tonnen. Also rund 330 Kilo pro Person. Jedes Jahr. Rund zehn Prozent davon in der Landwirtschaft. Die grössten Lebensmittelverschwender allerdings sind die Konsumenten: 40 Prozent aller Lebensmittel gehen in den Haushalten verloren. Aber auch in der Lebensmittelindustrie, in der Gastronomie und im Detailhandel werden Nahrungsmittel weggeschmissen. Der Hauptgrund für Foodwaste bei den Bauern ist das krumme Rüebli, die herzförmige Kartoffel oder eben der zu wenig rote Apfel. Also Gemüse und Früchte, die nicht der Norm entsprechen.

Florian Kuhn ernten jedes Jahr Äpfel auf seinem Sonnhaldenhof in Wohlen AG.
Foto: Thomas Meier
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Äpfel werden auch importiert

Florian Kuhn bewirtschaftet seinen Sonnhaldenhof zusammen mit seiner Frau Maria. Auf dem Hof in Wohlen AG wird Milchwirtschaft betrieben, Spargel und Beeren geerntet. Die Menge der Äpfel schwanke von Jahr zu Jahr, sagt Kuhn. Was jedes Jahr gleich ist: Die Äpfel werden sortiert. In erstklassige und zweitklassige. «In den Handel schafft es nur die Topware.» Einen Franken bekommt Kuhn für ein Kilo. Doch etwa jeder zehnte Apfel entspricht nicht der Norm, ist also zu gross oder zu klein. Für diese zweitklassigen Äpfel gibt es gerade mal noch 40 Rappen pro Kilo, für Mostobst gar nur 18 Rappen. Steigt in einem Jahr die Zahl der zweitklassigen Äpfel, rechne es sich immer weniger. «Bei 20 Prozent aussortierten Äpfeln wird die Luft sehr dünn», sagt er.

Für den Handel ist das kein Problem. Gibt es zu wenig perfekte einheimische Äpfel, werden einfach ein paar Container von anderswo importiert. Und zwar exakt in gewünschter Grösse, Form und Färbung.

«Meine Arbeit hat keinen Wert»

Für die Umwelt ist es Blödsinn zu importieren und zugleich einheimische Äpfel nicht zu essen. Absurd findet Kuhn allerdings auch, dass hierzulande aus ökologischer Sicht Hochstammobstbäume gewünscht sind, dann aber ein Teil der Ernte weggeschmissen wird. «Wenn meine Produkte keinen Wert haben, haben auch ich und meine Arbeit keinen Wert», sagt Kuhn.

Die Apfel-Aktion am Hauptbahnhof sieht er als Chance der Bevölkerung zu zeigen, «was in der Landwirtschaft abgeht». Denn Kuhn ist überzeugt: «Beenden können wir die Verschwendung von Lebensmitteln nur alle gemeinsam.»

Falls Sie eine Idee brauchen, was Sie mit den Äpfeln anstellen könnten. Hier ein Rezept von Koch und Foodwaste-Pionier Mirko Buri:

Apfel-Rezept von Koch Mirko Buri
Frittierte Apfelküchlein


Teig

150g Mehl
1/2 TL Salz
1,5 DL Apfelsaft oder Wasser
2x Eigelb
2x Eiweiss

Küchlein


1x Zitrone
1 EL Zucker
600g Apfel in 2 cm dicke Scheiben geschnitten
7 DL Rapsöl zum frittieren
1x Zucker und Zimt zum Wenden

Zubereitung

Teig Alle Zutaten bis und mit Eigelb zu einem glatten Teig verrühren.
Zugedeckt bei Raumtemperatur mindestens 30 Minuten ruhen lassen.
Eiweisse kurz vor dem Backen steif schlagen. Eischnee sorgfältig unter Teig heben.

Küchlein Apfel in Scheiben schneiden und Kerngehäuse ausstechen.
Zitronensaft und Zucker verrühren.
Apfelringe sofort nach dem Schneiden damit beträufeln.
Öl in einer Pfanne auf 170 Grad erhitzen.
Fruchtscheiben portionenweise mit Haushaltspapier trocken tupfen und durch den Ausbackteig ziehen.
Portionenweise auf beiden Seiten insgesamt 4–5 Minuten im heissen Öl frittieren.
Auf Haushaltspapier abtropfen lassen.

Noch warme Fruchtküchlein im Zimtzucker wenden und mit einer warmen Vanillesauce servieren.

Koch und Foodwaste-Pionier Mirko Buri macht frittierte Apfelküchlein.
photopia.ch
Frittierte Apfelküchlein


Teig

150g Mehl
1/2 TL Salz
1,5 DL Apfelsaft oder Wasser
2x Eigelb
2x Eiweiss

Küchlein


1x Zitrone
1 EL Zucker
600g Apfel in 2 cm dicke Scheiben geschnitten
7 DL Rapsöl zum frittieren
1x Zucker und Zimt zum Wenden

Zubereitung

Teig Alle Zutaten bis und mit Eigelb zu einem glatten Teig verrühren.
Zugedeckt bei Raumtemperatur mindestens 30 Minuten ruhen lassen.
Eiweisse kurz vor dem Backen steif schlagen. Eischnee sorgfältig unter Teig heben.

Küchlein Apfel in Scheiben schneiden und Kerngehäuse ausstechen.
Zitronensaft und Zucker verrühren.
Apfelringe sofort nach dem Schneiden damit beträufeln.
Öl in einer Pfanne auf 170 Grad erhitzen.
Fruchtscheiben portionenweise mit Haushaltspapier trocken tupfen und durch den Ausbackteig ziehen.
Portionenweise auf beiden Seiten insgesamt 4–5 Minuten im heissen Öl frittieren.
Auf Haushaltspapier abtropfen lassen.

Noch warme Fruchtküchlein im Zimtzucker wenden und mit einer warmen Vanillesauce servieren.

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