Zukunft der Schweizer Landwirtschaft
Pestizide waren hilfreich. Jetzt braucht es neue Wege

Pestizide und Kunstdünger waren die Antwort auf ein grosses Problem. Der Preis allerdings hoch. Ein Kommentar.
Publiziert: 02.05.2021 um 00:05 Uhr
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Aktualisiert: 08.05.2021 um 18:53 Uhr
Aline Wüst, Redaktorin SonntagsBlick Magazin.
Foto: Sabine Wunderlin
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Aline Wüst

Zwei Initiativen stellen uns vor eine Frage: Welche Landwirtschaft wollen wir in der Schweiz? Die Initiativen fordern eine Abkehr von Pestiziden, Kunstdünger und importiertem Futter. Zurück zur Natur also.

Bloss, was ist natürlich? Hätten wir alles so belassen, wie es rankt und wächst, gäbe es die Rösti nicht. Die Kartoffel ist Südamerikanerin. Dort hat die Natur sie hingepflanzt. Es waren die Spanier, die auf ihren Eroberungszügen auch auf die Kartoffel trafen und sie im 15. Jahrhundert nach Europa brachten. Nach und nach breitete sie sich überallhin aus.

Die Welt, wie wir sie heute kennen, ist ein bunter Mix. Die Natur längst nicht mehr naturbelassen.

Auch die Bevölkerung ist gewachsen. Und die brauchte Nahrung. Wo stünden wir, wenn bloss hie und da irgendwo eine Kartoffel gewachsen wäre? Wir brauchten Kartoffeln in Massen. Chemiker erfanden also Gifte gegen Pilze und Insekten. Ein Riesending. Das garantierte grosse, sichere Erträge, günstige Lebensmittel, volle Bäuche.

Das allerdings hat einen Preis. Wie hoch der ist, zeigt sich immer drastischer: Es gibt weniger Insekten, weniger Bienen, die Lebewesen in Boden und Wasser leiden. Gewaltige natürliche Kreisläufe geraten aus dem Takt. Was das für uns Menschen bedeutet, können wir heute noch gar nicht abschätzen.

Halten wir also fest: Die auf Pestiziden und Kunstdünger basierte Lebensmittelproduktion der letzten Jahrzehnte hat viel Gutes gebracht. Doch nun bleibt uns nichts anderes übrig, als neue Wege zu suchen. Das heisst nicht zurück zu Gotthelfs Zeiten. Wir brauchen weiterhin Forschung, wir brauchen weiterhin Technologie. Aber eine, die der Natur und ihrem Kreislauf Rechnung trägt und nicht gegen sie arbeitet. Das bedeutet einen immensen Forschungsaufwand. Denn die Natur und ihren Kreislauf zu verstehen und zu nutzen, ist um einiges komplexer, als ein Pestizid zu erfinden und zu verspritzen.

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