BLICKpunkt
Erfolgsmodell Lehre – der Schweizer Weg

Publiziert: 11.02.2017 um 00:26 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 20:35 Uhr
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Christian Dorer

Im Wettbewerb um das wettbewerbsfähigste Land der Welt belegte die Schweiz in ­einer Studie des World Economic Forum den ersten Platz – zum achten Mal in Folge. Kein Wunder: Die Arbeitslosigkeit ist tief, der Wohlstand hoch und die Wirtschaft brummt – trotz des starken Frankens.

Auf die Frage, wa­rum das so ist, wird gern das ­liberale Arbeitsgesetz erwähnt, eine moderate Steuerlast, die politische Stabilität. Alles richtig. Ein entscheidender Punkt aber geht oft vergessen: Wir haben das beste Ausbildungssystem der Welt!

In den meisten anderen Ländern zählt auf dem Arbeitsmarkt nur ein Universitätsabschluss. Wer den nicht vorweisen kann, bringt es nie zu etwas. In der Schweiz hingegen hat das Handwerk noch immer goldenen Boden: Fast zwei Drittel unserer Jugendlichen absolvieren eine Berufslehre, werden in Betrieb und Schule ausgebildet. Dieses «duale» System ist unschlagbar – weil die Jugendlichen neben theoretischem Wissen auch praktische Erfahrung sammeln dürfen.

Fast zwei Drittel der Jugendlichen in der Schweiz absolvieren eine Berufslehre und werden in Betrieb und Schule ausgebildet.
Foto: Daniel Kellenberger

Dass die Schweiz in der Berufsausbildung Weltspitze ist, kam sogar Barack Obama zu Ohren. Vor zwei Jahren entsandte der damalige US-Präsident eine hochkarätige Delegation in die Schweiz: Unser Modell sollte den Vereinigten Staaten als Vorbild dienen, um die Berufsausbildung auch dort zu stärken.

Diese Woche nun präsentierte die Uni Freiburg eine weitere Studie, die aufhorchen liess: Ein Drittel der rund 200 befragten Berufsmeister gaben an, nur mässige oder gar schlechte Schüler gewesen zu sein! Anderswo wäre ihnen – weil keine Uni schlechte Schüler aufnimmt – eine Karriere verwehrt geblieben. In der Schweiz aber fanden sie dennoch den Weg nach oben: in der Praxis.

Warum aber wollen dann viele Eltern, dass ihre Kinder auf Teufel komm raus ans Gymnasium gehen, und lassen sie sie nicht einfach das machen, worauf sie Lust haben?

Nur wer etwas mit Leidenschaft tut, wird darin wirklich gut. Was genau das ist, ergibt sich von selbst. Schliesslich sind in der Schweiz alle Berufswege durchlässig – egal, wo man beginnt. Jeder kann es schaffen: UBS-Chef Sergio Ermotti begann als Bank-Stift, Coop- und Swisscom-Präsident Hansueli Loosli war Lehrling im Volg Würenlos AG, Ski-Legende Bernhard Russi lernte Hochbauzeichner, DJ Bobo Bäcker, Novartis-Schweiz-Präsident André Wyss Chemielaborant und Daniel Humm, der beste Koch der Welt, schmiss mit 14 die Schule – erst in der Lehre blühte er auf.

Hätte es einer dieser Stars bis hinauf an die Spitze geschafft, wenn ihre Eltern sie ins Gymnasium gesteckt hätten? Wohl kaum.

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