«Hoffentlich weiss Putin, was er da macht»
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BlickPunkt über die Ukraine:«Hoffentlich weiss Putin, was er da macht»

BlickPunkt über die Ukraine-Krise
Warum der Krieg uns allen droht

Nüchtern betrachtet kann niemand Interesse an einer bewaffneten Auseinandersetzung in Osteuropa haben. Und doch könnte sie jeden Moment beginnen. Es wäre eine Katastrophe.
Publiziert: 12.02.2022 um 01:02 Uhr
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe

Was führt Wladimir Putin im Schilde?

Der russische Präsident hat rund 110'000 Soldaten an die ukrainische Grenze verlegt, Panzer aus Nordrussland dorthin transportieren lassen, seine Flotte ins Schwarze Meer entsandt. Mit dieser grössten Truppenkonzentration seit Sowjetzeiten droht Putin unverhohlen der Regierung in Kiew.

Der ukrainische Botschafter in der Schweiz, Artem Rybchenko, konstatiert auf Blick TV: «Die Russen können jederzeit von überallher angreifen.» Für ihn ist klar: «Putin will das grosse russische Imperium zurück.»

Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe.

In Russland ist Putin populär, weil er seinem Land nach den verhassten Vorgängern Jelzin und Gorbatschow, denen viele die Zerstörung der Sowjetunion vorwerfen, wieder Macht, Einfluss und Stärke verleiht.

Rational gesehen aber kann Putin kein Interesse an einem Krieg mit der Ukraine haben. In der westlichen Welt wäre er auf ewig geächtet. In der Heimat würde ihm niemand verzeihen, wenn er sein Image als imperialer Herrscher verbessern wollte, indem er Tausende russische Soldaten in den Tod schickt. Sanktionen würden sein wirtschaftlich angeschlagenes Reich weiter schwächen. Das Pipeline-Projekt Nord Stream 2 mit Deutschland wäre tot …

Selbst wenn Putin das viel kleinere Nachbarland mühelos besetzen könnte, wäre möglicherweise ein jahrelanger Guerillakrieg die Folge. Die russlandfreundliche Halbinsel Krim einzunehmen, wie es Putin vor acht Jahren gelang, ist eine Sache. Ein mehrheitlich nach Europa orientiertes 44-Millionen-Volk dauerhaft zu unterwerfen, eine andere.

Doch handelt Putin überhaupt rational? Bisher konnte noch kein Experte schlüssig erklären, weshalb Putin das alles gerade tut. Hoffentlich weiss er es selber!

Glasklar hingegen ist die Krisenstrategie des Westens. Geeint wie nie setzen sämtliche EU-Mitglieder auf Dialog und Diplomatie. Die Staatschefs von Frankreich, Deutschland und Polen erklärten unmissverständlich, an die Adresse Putins gewandt: Die Ukraine ist tabu!

Scholz spricht mit Biden, Macron reist nach Moskau, die EU handelt zielbewusst und koordiniert. Bei allem Irrsinn, den Brüssel beharrlich zu produzieren scheint, darf nicht vergessen werden: Die Europäische Union wurde einst als Friedensprojekt gegründet und hat den Frieden in Europa auch tatsächlich garantiert. Hoffentlich schafft sie es auch dieses Mal!

Krieg in Europa wäre eine Katastrophe:

  • Die US-Regierung rechnet mit 50'000 toten Ukrainern.
  • Fünf Millionen Flüchtlinge sind zu befürchten.
  • Die wirtschaftlichen Folgen wären unabsehbar.
  • Wenn Putin sich die Ukraine einfach so nehmen kann, könnte dies andere aggressive Regimes auf den Geschmack bringen.
  • Die Demokratien kämen weltweit noch mehr in Bedrängnis: Der Anteil der Menschen, deren Nationen demokratisch regiert werden, ist innert nur eines Jahres von 50 auf 46 Prozent gesunken.

Alle freiheitlichen, rechtsstaatlichen Länder dieser Welt müssen mit oberster Priorität Krieg verhindern – und das tun sie auch.

An der gegenwärtigen Gefahr ändert dies wenig: 110'000 russische Soldaten an der ukrainischen Grenze sind ein gewaltiges Pulverfass. Es kann jederzeit explodieren, selbst wenn keiner es will.

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