Was diesmal anders ist als beim Gripen
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BlickPunkt von Christian Dorer:Was diesmal anders ist als beim Gripen

BlickPunkt über die Kampfjet-Abstimmung
Was diesmal anders ist als beim Gripen

2014 lehnte das Volk neue Kampfjets ab. In sieben Punkten hat sich die Lage seitdem geändert – gute Gründe für Stimmbürger, die Jets am 27. September zum Fliegen zu bringen.
Publiziert: 28.08.2020 um 23:07 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2020 um 21:54 Uhr
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe

Zwei Politiker, je sieben Minuten Redezeit. Dann stimmen die Zuschauer ab, wer besser war, der Sieger erhält ein BLICK-Inserat im Wert von 19'300 Franken: So funktioniert die neue Sendung «BLICK Abstimmungs-Kampf» von Blick-TV-Chefredaktor Jonas Projer (39).

Die erste Folge war ein voller Erfolg: Mehr als 55'000 stimmten ab und kürten Kampfjet-Befürworter Thierry Burkart (45) – knapp! – zum Sieger. Gestern erschien sein Gratisinserat.

FDP-Ständerat Burkart darf sich nicht nur über das Inserat freuen. Er wird auch problemlos den Abstimmungskampf gewinnen, obwohl die Schweizer den Kauf eines neuen Kampfjets noch 2014 an der Urne mit 53,4 Prozent abgelehnt hatten.

Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe.
Foto: Shane Wilkinson

Was ist heute anders?

  1. Es geht um alles oder nichts: 2014 verstanden nicht einmal alle Armeefreunde, warum die Schweiz neben dem F/A-18 ein zweites Kampfflugzeug braucht. Heute aber geht es um einen Ersatz für diesen F/A-18, der nach mehr als 30 Jahren altershalber ausgemustert wird. Bei einem Nein am 27. September hätte die Schweiz gar keine Kampfflugzeuge mehr.

  2. Die Dilettanten halten sich zurück: Der damalige Verteidigungsminister Ueli Maurer (69) argumentierte vor sechs Jahren zuerst gegen neue Flugzeuge, weil sonst keine Mittel mehr für den Rest der Armee übrig bleiben würden – und dann machte er die soeben noch für überflüssig erklärten Jets zur Überlebensfrage für die Armee. So überzeugt man natürlich niemanden. Nachfolgerin Viola Amherd (58) sagte von Beginn an dasselbe: «Wenn das Stimmvolk die neuen Kampfjets ablehnt, wäre dies das Ende der Luftwaffe, wie wir sie kennen.»

  3. Das Undenkbare ist denkbar geworden: So lehrt es uns gerade die Corona-Krise. Jedem ist wieder bewusst geworden: Es kann etwas passieren, was alle für unmöglich halten – und darauf müssen wir vorbereitet sein.

  4. Der Flugzeugtyp spielt keine Rolle: 2014 hatte die Schweiz plötzlich 8 Millionen Flugzeugexperten, und die Debatte drehte sich um technische Details des Gripen. Nun geht es um den Grundsatz «Ja oder Nein zu Kampfjets» – Spezialisten werden später den richtigen Flugzeugtyp aussuchen.

  5. Die Befürworter sprechen mit einer Stimme: 2014 gab es Rückenschüsse aus den eigenen Reihen. Sogar einzelne Armeepiloten schossen auf den Gripen, weil sie ein besseres Flugzeug wollten. Jetzt stehen alle Befürworter in Reih und Glied.

  6. Durchschaubare Gegenargumente: GSoA, SP und Grüne wollen die Armee abschaffen. Das dürfen sie natürlich fordern. Es glaubt ihnen bloss keiner, dass sie sich bei einem Nein in vier Wochen wirklich für «leichte Kampfjets» und eine «kostengünstige Option» einsetzen.

  7. Die Psychologie des Geldes: Die Finanzierung der Jets erfolgt aus dem regulären Armeebudget, keinem anderen Bereich wird etwas weggenommen. Und: In einer Zeit, in der für Corona-Nothilfe und Kredite Dutzende von Milliarden gesprochen werden, tönen 6 Milliarden nicht mehr nach besonders viel Geld …

Bis zur Gripen-Abstimmung 2014 versagte das Schweizervolk der Armee noch nie die Unterstützung in einer wichtigen Vorlage. Wenn es die Armeebefürworter nicht selber verbocken, wird das auch jetzt und in Zukunft nie wieder so sein.

Alle Abstimmungen auf einen Blick

Die Schweiz stimmt wieder ab: Erklärungen zu allen Initiativen, aktuelle News und prominente Stimmen zum Thema finden Sie hier.

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