Rassismus gegen Ex-CS-Chef?
Thiam ist Täter, nicht Opfer

Der frühere CEO der Credit Suisse nutzt die Black-Lives-Matter-Bewegung, um vom Abhörskandal abzulenken, den er verantwortet.
Publiziert: 11.10.2020 um 00:26 Uhr
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe

Im Februar musste CS-Chef Tidjane Thiam gehen. Die Grossbank hatte Mitarbeiter ausspionieren lassen, der Skandal flog auf, die Credit Suisse erlitt einen globalen Imageschaden.

Jetzt hat die «New York Times» den Rauswurf aus der Sicht Thiams nacherzählt: Er habe gehen müssen, weil in der Schweiz ein fremdenfeindliches Klima herrsche. Man habe ihn wegen seiner Hautfarbe diskriminiert.

Zum Beweis führt das Weltblatt diverse Begebenheiten an, von einer Passkontrolle am Flughafen bis zum Auftritt eines schwarzen Tänzers an der Geburtstagsparty des CS-Präsidenten. Generell sei «Thiam als jemand betrachtet worden, der nicht dazugehört».

Christian Dorer, Chefredaktor der Blick-Gruppe.
Foto: Shane Wilkinson

Die Schweiz, ein Land voller Rassisten, in dem ein schwarzer Bankchef nicht akzeptiert, sondern abgesägt und verjagt wird?

Natürlich gibt es auch bei uns Rassisten. Menschen mit ausländischem Namen haben es schwerer bei der Stellen- und Wohnungssuche. Und zweifellos bekam Thiam (wie jeder Mensch in exponierter Stellung) unappetitliche E-Mails.

Doch es ist in höchstem Masse befremdlich, wenn nun ausgerechnet der ehemalige Chef der zweitgrössten Schweizer Bank die Black-Lives-Matter-Bewegung für seine persönlichen Zwecke einzusetzen versucht. Denn die ist entstanden, um Schwarzen eine Stimme zu geben, die wirklich unterdrückt, wirklich benachteiligt, wirklich diskriminiert werden.

Tidjane Thiam aber gehört zum reichsten und mächtigsten Promille der Menschheit, er ist mit der globalen Politik und Wirtschaft vernetzt. Ihm stehen viele Türen offen.

Vielleicht wäre es für seinen Lebenslauf die schönere Version, er hätte wegen seiner Herkunft den Hut nehmen müssen – und nicht, weil er eine der schmutzigsten Affären der jüngeren Schweizer Wirtschaftsgeschichte zu verantworten hat.

Thiam ist Täter, nicht Opfer. Einen solchen Skandal hätte auch ein weisser Chef nicht überlebt.

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